Als ich dann irgendwann mal wieder ins Netz schaute, war ich erschüttert. Die Gemengelage war mir längst nicht mehr klar. Alle feuerten wild gegeneinander und die bislang Ruhigen hatten sich derart in Rage geschrieben, dass ich mich fragte, ob ich nicht einfach zu viel gesoffen hatte. Was dort als Neuigkeit verkauft wurde, dass also Reus ein nichtswissender Jüngling sei, der seine Millionen zu kassieren habe und sonst aber seine Fresse halten sollte, gerade wenn daraus ja nur dumme Sprüche kämen, machte mich wütend.

Die Fans, dachte ich, haben jeden Grund sauer zu sein. Die Fans müssen sich wehren und das hatten sie bislang formidabel getan, sich aber in einem Moment der Schwäche derart gehen zu lassen, stand ihnen nicht gut und machte die ganze Angelegenheit nur noch komplizierter. Sie hatte ihr Herzblut gegeben, hatten ihre Freizeit geopfert und waren dafür nicht gehört, manchmal vielleicht sogar getreten worden. Was aber hatten sie erwartet? So sehr ich den Verein liebte und er mich auch immer noch berührte, die Romantik war längst zu einem anderen Verein weitergezogen. Nie wieder würden wir 2010 haben, nie wieder würden wir 2008 haben. Im Leben verändern sich Dinge. Im Fußball auch. Dieser wilde Kampf führte jedoch direkt in den Untergang. Mir war schlecht. Das war unwürdig. Alles. Und die Schuld war jetzt nicht mehr nur allein bei den Verantwortlichen in Politik und Verband zu suchen. Die Chance hatten die Fans, zu denen ich mich immer noch zählte, durch ihre Anfeindungen verspielt. Einfach mal ruhig sein, eine Niederlage akzeptieren und die daraus resultierenden Chancen annehmen. Das hätte ich mir gewünscht. Das war nicht eingetroffen. Immerhin stellten sich die Allerschlausten noch hin und brüllten ihren Hass weiter blind in die Welt hinaus.

Das, was am 18.12.2012 in der Dortmunder Fanszene passierte, war Wilder Westen kurz bevor jemand in den Sonnenuntergang ritt. Die Fans würden es nicht sein.