Dass sich schwatzgelb-Schmierfink Web immer mehr zu meinem liebsten Feind mauserte, lang an seiner verbitterten Verbohrtheit. Ihm, wie scheinbar auch anderen Teilen dieser mir bis zum Bremen-Spiel durchaus sympathischen Redaktion, gefiel es nicht, dass meine Ansichten meine Ansichten waren.

Als Zielscheibe seiner jüngsten Angriffe taugte ich, durch einen Gastbeitrag auf der Seite des kommenden BVB-Gegners. Dort schrieb nicht einmal ich, sondern ein Typ, der sich anmaß mich erfunden zu haben, was jedoch allein aufgrund meiner mir eigenen Körperlichkeit ziemlich dreister Quatsch war, über seine Sympathien oder zumindest seinen Respekt für den Club.

Wenn diese Worte auch nicht meinem Geist entsprungen waren, so hatte ich – anders als die schwatzgelbe Bagage – sicher nichts dagegen einzuwenden. Die Grenzen hatten sich in den letzten Jahren verschoben und zumindest mir war kein Club-Fan bekannt, der noch etwas auf die Fanfreundschaft zwischen den Franken und den Blauen gab. Das war sicher nicht überall so. Aber es war auch egal.

Die wiederholten Attacken amüsierten und irritierten mich zugleich. Sie waren aus dem Nichts gekommen und hatte meine Woche bisher bestimmt, ohne dass ich mich sonderlich dagegen wehren hätten können. Die Suffvorwürfe standen weiterhin im Raum. Leider hatte ich, als ich mir nüchtern ein Bild von meinem Zustand gemacht hatte, damit abfinden müssen, dass ich so nicht aus dem Raum schaffen konnte. Aber war ein Entzug eine Option? Obwohl ich durchaus mit dem Gedanken spielte, verwarf ich ihn als mich ein Anruf einer Werbeagentur erreichte.

Man habe, sagte die freundliche Stimme am Telefon, mit großer Freude von meiner Trinkleidenschaft gehört. Es sei nur sehr bedauerlich, dass ich mich wohl auf die Dortmunder Marke Kronen festgelegt habe. Was denn sonst, fragte ich die freundliche Dame. Ich komme aus Dortmund, ich stehe für Dortmund, ich bin Dortmund, viel mehr auf jeden Fall als diese Leute von schwatzgelb. Den Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen. Sie verstand nicht. Uns ist aufgefallen, erzählte sie mir unbeeindruckt von meinem Ausweichmanöver, ein paar Erkundigungen über mich eingeholt und durchaus erstaunliches festgestellt.

Sie las mir ein paar Statistiken vor, die allesamt bestätigten, dass nicht nur in der Kreuzberger Kneipe, sondern auch im Oldie-Eck und in ganz Berlin die Kronen-Nachfrage in den Himmel geschossen sei. Für mich war das wenig erstaunlich, war Kronen doch das beste Bier der Welt, zumindest das beste Bier meiner Welt. Das sagte ich der Dame so. Sie wollte wissen, was sie tun könnte, um meine Meinung zu ändern. Es gäbe da ein anderes Bier, welches die Hauptstadt im Sturm erobern könnte. „Mit ihrer Hilfe, Dembowski“, wiederholte sie immer. Als sie die Marke nannte, stutzte ich und erkundigte mich nach ihrem Geisteszustand. Sie würde es nicht trinken, es sei nur ihr Job und Bier sei immer noch Bier, verteidigte sie sich. Ich gab ihr Recht. „Zumindest nach fünf Bier macht das alles kein Unterschied mehr und die habe ich meistens schon am Morgen drin.“

Das sei doch toll, meinte sie und erklärte, dass ich es ja auch nicht trinken müsse, sondern einfach nur vorgeben müsse, das Bier zu trinken. Das würde reichen. „Die folgen ihnen alle!“, behauptete sie und argumentierte wieder mit den Statistiken. „Wenn das so ist“, sagte ich. „Ich bin Dortmunder. Durch und durch. Dann machen wir es nach alter Brauer-Tradition. Ein Bier-Deputat von zwei Kästen, frei Haus, jeweils zum Monatsersten lieferbar. Dann mach ich das.“

Bevor sie auflegte, meinte sie noch, dass sie sich das so nicht vorgestellt hätte, es aber zumindest mal mit ihrer Agentur absprechen würde. Ich war mir sicher, nie wieder von ihr zu hören.