Zwei Tage in Folge ohne Ermittlungen. Der Ausflug mit dem kostbaren Jagdmesser am Samstag. Die Stunden am Kanal am Sonntag. Ich kann mir Gedanken machen. Gedanken, die ich lange Zeit verdrängte hatte, die mich jetzt aber in all ihrer Traurigkeit überrollen. Während um mich herum, die Grillsaison in die nächste und übernächste Runde geht, die Hunde sich am Kanalufer erfrischen und die Russen langsam erst voller und dann lauter werden, der Mann mit der Lederhaut wie immer an der Hafenzufahrt liegt, seine Haut sich weiter gerbt, liege ich also da. Beobachte die Schiffe, die sich in den Hafen schieben, das Feuerwehrschiff auf einem seiner endlosen Einsätze, die Ruderer kurz vor ihrer Saison. 
Die Gedanken treffen mich auf meiner Decke, bei meinen Beobachtungen auf der Decke, sie treffen mich unvorbereitet. Sie schmerzen mich und doch sind sie von einer ungeahnten Klarheit. Lange habe ich Zusammenhänge nicht mehr so schnell begriffen. Was ist, wenn das Herz einfach aufhört zu schlagen, einfach so aufhört zu schlagen, ohne Angabe von Gründen, vielleicht auch unter Angaben von Gründen, die aber mit Sicherheit nur vorgeschoben sind und die wahren Gründen, die jedoch selbst das Herz nicht wahrhaben will und die in erster Linie mit verletztem Stolz zu tun haben, im Dunkeln bleiben? Was passiert dann, denke ich. Können wir – ich bin erstaunt darüber, dass ich mich einschließe und mich zum Teil der Gemeinschaft mache, gegen die ich doch ein ganzes Jahr lang gearbeitet habe, wenn auch nur unter dem größten Widerwillen, der mich nicht nur in meinem Stolz verletzt, sondern auch in meiner Wahrnehmung der Wirklichkeit massiv gestört hat – die Tragweite dieser Angriffe überhaupt verstehen, denke ich.
Irgendwann im Dezember, auf meiner Reise nach Sevilla, wollten sie uns schon einmal  verunsichern. Ich bleibe jetzt konsequent bei dem „wir“ und erinnere mich an die Worte des Trainers. Er hatte die spanischen Medien beiläufig mit seiner Verachtung bekannt gemacht, die Königlichen dabei mit großem Spott bedacht. In der Bundesliga, hatte er gesagt, gäbe es genug Spieler, die gut genug für Real seien, nicht aber für Barcelona. Die Königlichen hatten sich nicht wehren können, denke ich. Vielleicht aber hatten sie sich da auch noch nicht wehren wollen, sondern schon längst den schmerzhaftesten Plan in der Schublade, den Plan, der uns das Herz entreißen würde, überlege ich. Sie kannten den Berater schon von vorausgegangen Transfers. Der Berater, der in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hatte, erinnere ich mich, und sich nun zu den großen der Branchen zählte. Seine Spieler hatten die Werbe- und Ausrüsterverträge. Sie waren auf dem Weg zur weltweiten Marke und einen Spieler hatte der Berater auch bei den Königlichen unterbringen können. Den Kumpel von unserem Herz. 
 
Fußballromantik entstammt nicht dem Vokabular solcher Berater, wird mir am Kanal liegend schnell klar. Von der Brücke entscheiden sich die ersten Brückenspringer für den Start in die Brückenspringersaison, das Feuerwehrschiff fährt in den Hafen zurück, die Hunde erfrischen sich am Kanalufer, in der Luft liegt der Rauch verbrannter Bratwürste, die Russen haben mittlerweile eine Luftmatratze zur Wasser gelassen und gleiten über die sich an der Spundwand  brechenden Wellen des Feuerwehrschiffs. Dieser Berater hat mit dem großen Traum seines Klienten gespielt und sich mit den Rachegelüsten der Königlichen gemein gemacht.
Unser Herz wird am Montag aufhören zu schlagen. Ich bin unendlich traurig.