Ich bin dann ziemlich schnell heimgefahren, hatte meine Koffer gepackt, mir Fragen gestellt, im Zug gesessen und nachgedacht, was man eben so macht, wenn man sich nicht mehr mag. Überlegt, wie es weitergeht, beschlossen, dass nichts passiert war.
Aus der Ferne betrachtet sah es nicht mehr anders aus. Es war mir gelungen, die wichtigsten Minuten der Vereinsgeschichte zu verpassen und es hatte mich gepackt. Mein Ärger, mein Frust, meine Wut auf mich selbst. Vergraben hatte ich die Tage verbracht, Fürth halb gesehen, nichts weiter gemacht. Die Tage gezählt bis es weiterging. Die Nächte vertan, den Frühling begrüßt, Flugzeuge gesehen und von Ausschreitungen gehört. Über Viagogo gelacht und an Quambusch gedacht.
Hoeneß gehört und mich manchmal gefragt, ob der Mann auch was anderes macht. Ständig geredet, nur laut nachgedacht. Solidarität und was sportlicher Erfolg so bewirkt. Ein Wettlauf mit Worten, ein Wettlauf um Macht. Ebay bewacht und über Dächer spaziert. Von oben betrachtet sah alles gleich aus. Die Straßen, die Autos, die Menschen, die Kräne. Nichts weiter, nichts schwerer und dann dieser Spaß. Du hast es verpasst, niemand bringt es zurück. Du warst nicht dabei, Du warst niemals da. Der Ärger, den sie mir bescherten.
Und während das passierte, zog der Frühling ins Land. Die Leute waren wie ausgewechselt. Die Straßen belebt, das Lachen zurück. Nach Monaten der Trauer. Es passte nicht, dass es mir anders ging. Meine Wut war lang nicht verflogen. Doch während sie sich meist gegen Menschen richtete, zielte sie diesmal nur auf mich ab. Was hatte ich getan, wieso hatte ich es verpasst? Niemals mehr würde ich es erleben.
Und als Reiser mich anrief, mit brandheißen Infos vom Nachbarn, hielt ich ihm nur vor, nun bring das doch ruhig, Du mit Deinen Infos. Was immer Dich treibt, wer immer Dich zahlt, wie schläfst Du nur ruhig in der Nacht? Hast Du keine Scham, hast Du kein Selbstwertgefühl? Immer muss Du als Erster damit raus, immer willst Du was berichten. Die Seiten sind leer, hatte er mir gesagt und ich sagte, schreib doch ich bin ein Niemand. Das will keiner lesen, das weißt Du doch auch und wenn ich die Info schon habe, wollte er es nicht hören und ging bald schon in Druck.
Und während ich saß und nichts mehr passierte, mein Kopf sich immer mehr drehte. Am Kanal fuhren sie ihre Strecken ab, die Schiffe noch ohne Touristen. Hier oben war klar, dass es niemals passiert, hier oben war nur ihre Heimat und so zogen sie runter, nahmen Touristen auf, die Kameras in ihren Händen. An der Spree rannten Menschen Treppen hoch, am Hauptbahnhof begann es zu bröckeln.
Und Hoeneß legte nach, er hatte eine Idee, von Nazis erzählen und stänkern. Sagen, wie alles so gut bei ihm sei und die Fehler der Anderen anmerken. Mit dem Daumen urteilen, die Augen schließen vor den Problemen im eigenen Haus. Und Dortmund wurde Schottland und Deutschland ein Ort, an dem leere Koffer für Unruhe sorgten. In all dieser Zeit hatte ich mich bewegt, war die Stadt in Gedanken durchschritten und während ich da saß – auf meinem Dach –und die Flugzeuge weiterhin dröhnten, da kam es mir so vor, als sei nie was passiert. Niemals in diesem Leben.
Und Reiser rief an und schrie, wir bringen das ohne Dein Zutun. Wenn Du Dich nicht wehrst, wenn Du mir nichts sagt, dann schreibe ich halt meine Fakten. Natürlich, mach das, wieso sollte ich mich wehren, Deine Worte sind wohlgewählt. Du nennst Dich Ermittler und hast nichts drauf, folgerte er und ging schon bald in Druck. Ich fragte mich nur, was aus Informanten wird, wenn sie an Fakten nicht glauben.
MB, sind Sie es?
Gut, das du mal, was über unsere Scheiß, Politik schreibst. Hoeneß, ist eh, nicht mehr Glaubwürdig.