Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Immer diese Aufregung. Meine geschundene Seele musste sich durch das Spiel kämpfen. Mal stand ich, doch meist stütze ich meinen Kopf, und schüttelte ihn in den wenigen freischwebenden Sekunden. Der Ballspielverein tat alles, um mich an den Rande des Wahnsinns zu bringen. Als alle standen und von dem Sieg, ja von der Meisterschaft redeten, schrie ich beschwichtigend: „Es ist noch nicht vorbei! Das Spiel dauert hier immer 92 Minuten! Scheiß-Schiri!“ Ich nahm meine Bananen und warf sie hinter mich in die jubilierende Masse. 

Als dann der Pfiff kam war alles still. Nicht so still wie damals beim WM-Halbfinale, als eine ganze Nation für Stunden schwieg (und ich später von einem Italiener in den Zug getreten wurde!), sondern einfach nur still. Eine Saison auf einen Pfiff runtergebrochen. Ein Schwalbenkönig ,der einmal wirklich fiel und für all seine Sünden bestraft wurde. Denn Weidenfeller war da und Subotic vor ihm und dann der Ball an der Latte, dann der Ball in Richtung Reitstall. 
Robben merkst Du nicht, dass Dortmunder tiefer glauben, dass Borussen tiefer glauben, nur um, wenn nötig, mit der Hacke abzustauben? Merkst Du das wirklich nicht? Die Dortmunder Nacht wurde zur Berliner Nacht und für einen kurzen Moment war die Welt der schönste Platz im All. Fußball! Ich liebe Dich! Borussia, Du bist die Seele des großen Spiels! Und Ivan, Du bist der Mann für die entscheidenden Momente.

Ich weiß nicht mehr, wie ich nach Hause kam, aber diesmal wachte ich nicht in Bonnies Ranch auf. Wenn auch Sybille „Dietfried. Wir sind alle bei Dir. Drücker: Sybille“ simste und ich „Das ist ein starkes Stück“ antwortete, so verbrachte ich den restlichen Teil der Nacht hauptsächlich mit den Wiederholungen des Spiels, beschränkte mich irgendwann auf die paar Sekunden nach dem Elfer und legte mich in der Gewissheit eines schönen Sieges hin. Der Kommentar, den ich noch vor der Nachtruhe verfasste, las sich so:

Projekt 81 lebt!
(berlin / 12.04.2012) Sich den Ball aus dem Eckkreis legen, abziehen, abstauben, In die Luft springen. Auf dem Rasen. Auf der Tribüne. Überall. Über 200 Länder verfolgten den Ligakracher. Über 200 Länder fühlten den Herzschlag des Spiels. Eine Stadt, ein Verein, eine Leidenschaft! Doch Robben braucht sich nicht zu schämen! Er hat alles probiert, doch als er das erste Mal mit legal zu Fall kam, siegte die Gerechtigkeit. Die Bayern-Troika auf der Tribüne sah es, Götze, Zidan, Reus sahen es. Alle sahen es: Die Mannschaft hat gewonnen. Die Einzelkönner haben verloren. Doch es geht weiter! Bereits am Samstag muss Borussia die Serie ausbauen. Für das große Ziel: Meisterschaft gegen Glacbach. Projekt 81 lebt! (dembowski / DerSamstag!)

Zugegeben das war planlos. Aber mein Kopf auch nicht mehr klar.