Reisevorbereitungen. Erinnerungen. Bilder. Der Ermittler nach der Meisterschaft 2011. Nach seiner Befreiung. Reiser und die Meisterschalmafia. Dörte. Die lose Idee einer Reise gen Osten. Von der ich nie zurückkehren sollte. Der Verlust der Identität und die Zugehörigkeit zu den Konstrukteuren. Piotr und Tomasz. In dem Hotel. Die Masuren. Die Last, der ich mich entledigte.

Von: piotr@diekonstrukteure.org  Betreff: Unterwasseraquarium / Entschleunigung
 An: dembowski@diekonstrukteure.org
Lieber Dietfried
Die von den Menschen durchlaufenen Veränderungen lassen sich immer erst im Rückblick nachzeichnen. Der Endpunkt als Ausgangspunkt. Der willkürlich gewählte Endpunkt einer Reise, der willkürliche Anfang als Ende der Geschichte. Wir verzweifeln, liegen am Boden und schöpfen Kraft. Wir sehen das nicht. Nie sehen wir die Kraft, die wir am Boden liegend schöpfen und in uns aufsaugen.
Wir liegen am Boden und denken, dass wir für immer am Boden liegen bleiben werden. Und rappeln uns irgendwann auf und sehen das doch nur als Fortsetzung des Untenseins. Wir entwickeln eine Fähigkeit, verfolgen diese und sehen erst, was passiert ist, wenn wir innehalten und zurückblicken. Wir rennen weiter, getrieben von den Ereignissen und wenn wir uns erholen, sind wir zu erschöpft. In unserer Erschöpfung können wir nicht anhalten, nicht ruhen, uns nicht umschauen.
Wir rennen und rennen und schaffen es nicht, die Veränderungen zu überblicken. Wir trauern verpassten Gelegenheiten nach und vergessen darüber die wahrgenommenen Chancen. Wir beeindrucken durch Unüberlegtheit und halten niemals inne. In unserem Spurt durch die Jahre gibt es kein Anfang, gibt es kein Ende. Wir übersehen die Kleinigkeiten, die unserer Leben formen und denken in großen Dimensionen, die wir nie erreichen.
 Der Ansatz der Konstrukteure ist die Entschleunigung. Du, Dietfried Dembowski, hast Dich über eine ganze Spielzeit als Meister der Entschleunigung hervorgetan. Du hast die Kleinigkeiten nicht übersehen und mit der Gründung der Wochenzeitung DerSamstag! für eine kleine Revolution gesorgt. Wir die Konstrukteure freuen uns, Dich ab dem 24.05.2012 im Unterwasseraquarium begrüßen zu dürfen. Wir werden mit Dir einige Ausflüge in Deine Vergangenheit unternehmen. Reise in diesem Jahr über Stettin an und warte dort am 24.05.2012 ab 13 Uhr auf mich. Weitere Einzelheiten werden wir persönlich besprechen. Denke dran: Unsere Vergangenheit ist deren Zukunft ist unsere Gegenwart!

Dein
Piotr!

Mehr Informationen hatte ich in diesem Jahr nicht. Zugegeben, das waren mehr Informationen als vor einem Jahr. Damals hatte mich Piotr unter dem Dörte-Vorwand nach Sopot gelockt. Die Fahrt in die Masuren folgte erst später. Ich ging nicht davon aus, dass Piotr mich diesmal bis in die Masuren fahren würde, doch es blieb bei einer Reise ins Ungewisse. Sie hatte mich im vergangen Jahr an meine Grenze geführt und ich war gespannt, was in diesem Jahr passieren würde. Ausflüge in meine Vergangenheit wollte ich mir eigentlich ersparen, aber ich war, ob ich es wollte oder nicht, dank der Konstrukteure zu dem Ermittler geworden, der sich zumindest in der abgelaufenen Spielzeit als kleiner Baustein des Doubles sehen konnte. Unvergessen blieb vor allen Dingen der Warnschuss, den ich in Richtung Hummels abfeuerte und der in der Folge zur Meisterschaft führte. Dessen war ich mir sicher.

Was stand jetzt noch in Berlin an? Ein paar Tage im Oldie-Eck, ein paar Stunden im Park, endlich auch eine Würdigung Piszczeks. Es war eine grandiose Saison. Doch jetzt hatte uns die Sommerpause und wir unsere Freizeit. Ich blickte auf die Flugzeuge, hörte New York Mining Disaster 1941 und dachte daran, dass unsere Reise irgendwann endet.