Jetzt ist kein Halt mehr möglich. Wieder einmal im Express-Zug und nicht einmal Reiser kommt über seine üblichen Wechsel-Theater-Geschichten hinaus. Es muss ihn wahnsinnig langweilen. Wenn er einmal einen Fall herbeischreiben will, steht die Mannschaft schon längst wieder geschlossen am Anstoßkreis und macht einfach weiter.
Jetzt haben sie sich eben der Schiedsrichtergilde zugewendet, denke ich beim Blättern durch die morgendlichen Schundblätter. Sie werden genau auf die Coaching Zone schauen, schreiben sie und meinen: Wir werden die Trainer bei jeder Bewegung schuldig sprechen. Denn sie sind die Schuldigen! Und Schuldige gehöre bloßgestellt! Und wenn diese Trainer, nach ihren Coachingzonenverfehlungen und den anschließenden Bloßstellungen, dem Druck nicht mehr gewachsen sind, dann waren die Vereinsfunktionäre Schuld. Die haben sich bislang ohnehin noch zu schadlos gehalten. Wird Zeit für einen spektakulären Fall in den fleischverarbeitenenden Haushalten, denke ich. Aber auch: Was für ein mieser Job! Das Leben hat doch mehr zu bieten, Reiser! Geh doch mal raus, lass Dir die Haare schneiden, genieße die Ruhe der westfälischen Landschaft und schweige einfach mal. Kannst gerne all Deine Kollegen mitnehmen. Wir werden Euch nicht vermissen.
Und schon ist die Laune wieder im Keller. Dabei steht das große Spiel an. Das große Spiel, Teil II. Nach 90 Minuten führt der Ballspielverein nur 1-0. Jetzt muss die Führung ausgebaut werden. Am Ende muss eine gegentorlose Woche stehen. Am Ende muss Platz 1 und Platz 2 stehen. Oder ein anderer Platz. Hauptsache: Fußball gespielt! Hauptsache: Reiser ruhig gehalten! Je länger ich über die Bande nachdenke, umso schlechter komme ich drauf. Einfach weiter an die Abbey Road denken. Webcam schauen. Borussia siegen sehen. Und dabei den Peel Player hören. Wieso sollte ich da noch aus dem Haus gehen? Wenn draußen ohnenhin nur Dunkelheit, Suff und Geschrei auf mich wartet?