Ich wache auf, neben mir liegen meine Schuhe, meine Hose habe ich noch an, mein Hemd auch, die Krawatte flattert mir beim Aufstehen ins Gesicht. Mein Kopf ist Brei. Was war das bitte für ein Abend gestern? Langsam kehren die Gedankenfetzen zurück, in die Küche Ernte und Kaffee. Dort liegt ein Bierdeckel:

“OWIIIa – Fachblatt für Bewegungsspiele und andere Unannehmlichkeiten des Lebens”

Dann war das wirklich kein Traum, denke ich. Das kann doch nicht wahr sein. Wie um Himmels willen kommt man auf so einen bescheuerten Namen? Das kann nicht nur Bier gewesen sein gestern. Ich erinner mich noch an die Mutter, die uns vor der Erde, dem schönsten Platz im All vorsang und uns dann eine Reichsparteitagsrede aus Berlin-Rudow vorspielte. Ich erinnere mich an die ältere Dame mit Rollator, die erst mir und dann Redermann mächtig zusetzte. Aber all das erstaunt mich weniger, dieser selten dämliche Name bereitet mir größere Sorgen. “Haben wir das in Stein gemeißelt, Redermann?”. Er taucht plötzlich neben mir auf, muss wohl hier geschlafen haben. “Was in Stein gemeißelt?” Ich halte ihm den Bierdeckel vors Gesicht? “Oh mein Gott! Was ist das?” “Erinnerst Du Dich nicht?” “Woran?” “An das Fachblatt für Bewegungsspiele und andere Unannehlichkeiten. Du wolltest den großen Boss nicht und hast diesen Namen vorgeschlagen. Also die Ergänzung stammte von mir. Aber Du kamst mit OWIIIa um die Ecke. Hast das auch irgendwie begründet. Keine Ahnung wie, aber es klang verdammt schlüssig!” “Was habe ich gemacht? Du tickst doch nicht mehr sauber” Er brüht sich einen Tee auf, schaut mich an und schreit: “We’ve got a goalkeeper, he comes from down under, number 20 on his back, his name’s Mitch Langerak!”

Definitiv. Bei Redermann liegen heute ein paar Störungen im System. “Kennst Du das Ding von HRK?” fragt er mich. “Das Ding mit dem Reinlaufschmerz? So fühle ich mich heute. Du bist mit Reinlaufschmerz. Ich erinner mich an nichts, hast Du Dir sicher gerade alles ausgedacht. Looks like a superstar!” Ich gehe einfach. Erst aus der Küche, dann aus der Wohnung, auch wenn es draußen nicht zu ertragen ist und allein der Anblick des blauen Himmels mich komplett fertig macht. Alles ist besser. Redermann, denke ich, ist komplett durchgedreht. Ich laufe und laufe und laufe. Irgendwann lass ich die Stadt hinter mir, und laufe weiter in die nächste Stadt und von dort in die wieder nächste Stadt. Ich öle. Hätte die Lederjacke vielleicht nicht anziehen sollen, aber das ist auch egal. Einfach nur weg. Irgendwann stehe ich an den Häfen, es ist spät geworden. Ich kaufe mir eine Flasche Wasser und schaue auf die Kräne. Ich sitze und warte, auf dass ich ein anderer Mensch werden.