Damit sich die Lamas auch im polnischen Schlamm wälzen konnten, waren unzählige Genehmigungen fällig. Dembowski zürnte. Auch über die misslungenen Transferpolitik des BVB.

Nichts lag näher als die polnische Grenze. Zumindest von der Lamafarm aus. Erst hatten Dörte und ich gehofft, die Lama-Touren auch in das befreundete Ausland laufen zu lassen. Doch nachdem ich beim örtlichen Amt für grenzüberschreitenden Tourismus die notwendigen Genehmigungen einholen wollte, letztendlich jedoch stundenlang in alten DDR-Plattenbaufluren und danach in einem anderen, kargen Raum ein paar Minuten mit einer unserem Vorhaben feindlich gesinnten Person gesessen hatte, legten wir diese Plänen schnell zu den Akten.
Von polnischer Seite waren, so sagte man mir, sogenannten Unbedenklichkeitsbescheinigungen für alle Lamas vorzulegen. Diese waren bei einem Amtsarzt in Schwedt / Oder zu beantragen, jedoch, so erklärte man mir, sei der Amtsarzt dort bislang noch nicht Lamas und somit, wie man mir sagte, auch nicht mit Unbedenklichkeitsbescheinigungen für Lamas in Berührung gekommen. So gäbe es zwar ähnliche Verfahrensweisen für geführte Ponytouren, doch alleine der Grenzübertritt bei Hohenwutzen sei logistisch eine Meisterleistung, die mit vorhergehenden Telefonanten und nur mit der genauen Benennung eines vorher festgelegten Übertrittzeitpunkts durchzuführen sei.
Der festzulegende Übertrittzeitpunkt, so erklärte man mir mit Verweis auf das bilaterale Abkommen, habe sich in einem engen Zeitfenster von maximal 30 Minuten zu bewegen. Ansonsten, das waren die im Rahmen der gemeinsamen Bestrebungen der grenznahen Städte geschaffenen Fakten, sei in der Folge nicht nur mit Wartezeiten, sondern im wahrscheinlich Fall mit einem neuen Antrag zur Festsetzung eines Übertrittzeitpunkts zu rechnen. „Bewegen Sie sich ohne Unbedenklichkeitsbescheinigung für Lamas und ohne das von beiden Behörden unterschriebene Formular zur Festlegung eines Übertrittzeitpunkts im grenznahen Gebiet, so haben die deutschen Zollbehörden das Recht, ja die Pflicht!, Sie für diese Verfehlungen mit einem Bußgeld in Höhe von 1.000€ pro Lama zu belegen“, wies mich die Person unwirsch ab.
Das war mir zu kompliziert. „Eigentlich“, erklärte ich in der grauen DDR-Platten sitzend „wollte ich doch nur eine Lama-Tour nach Polen machen.“ „Das können Sie doch auch, Herr Dembowski. Sie müssen nur die Gesetze einhalten.“ Ich stand auf. Gesetze hin oder her. Das war nicht mein Metier. Ich legte die Gesetze so aus, wie ich es für notwendig hielt und nicht, wie es mir Tourismusbehörden in der Uckermark vorschrieben. „Dann eben nicht. Drehen wir unsere Runden eben auf der Lama-Farm“, bemerkte ich genervt, nahm meine Lederjacke und stand auf. „Wir werden Sie in den nächsten Tagen besuchen. Von diesen Tieren wussten wir bislang nichts, werter Herr Dembowski!“
Dann doch lieber Fußball. Und Koi. Und DerSamstag! Ich schleuderte die gefühlten 32 Formulare auf den Tisch, Dörte schaute mich an, blickte auf die Formulare, zu mir, auf die Formulare. Stand auf, trat auf die Treppenstufen, zeigte mit weitausholenden Handbewegungen über die Lamafarm und sang:
„Ich bitte Dich um Verzeihung, ich versprach Dir nie einen Rosengarten. Das sind die Lamas, sie lachen manchmal und das macht mich glücklich. Jetzt lach für einen Moment und sei nicht traurig, das Leben ist ein Teufel, doch ich bin bei Dir. Dembo, die guten Zeiten sind schon dahahaha. Ich bitte Dich um Verzeihung, das hier ist ein Brennnesselgarten!“
Sie lachte. „Mach Dir nix draus, Dembo! Bleiben wir auf unserer Farm. Diese Formulare fülle ich zumindest nicht aus. Was steht da drin?“ Ich erklärte es ihr, Dörte setzte sich, öffnete eine Flasche Wein und hörte mir zu. Als ich bei der dritten Vorlage der Unbedenklichkeitsbescheinigung für Lamas zum Zwecke der Beantragung eines Übertrittzeitpunkts war, legte sie ihren Finger auf den Mund und bedeutete mir zu schweigen. „Hör mal, Dembo! Die wollen das nicht. Und notfalls wollen wir das dann auch nicht.“
Mir aber war nicht wohl in meiner Haut. Waren die Behörden einmal informiert, würden sie uns schikanieren, und zwar nicht einmal im Jahr, nicht einmal im Monat, sondern Tag für Tag. Sie würden auf der Lamafarm vorbeischauen und notfalls auch unsere gesamte Kommunikation überwachen. „Wir müssen unsere Mailadressen ändern und schauen, ob wir verwanzt sind“, schlussfolgerte ich, nachdem ich diese Bedenken vorgetragen hatte. „Ich muss Piotr anrufen. Wo ist Piotr? Wie kann man den anrufen?“ „Der kommt, wenn es dringend ist“ „Aber…“ „Dembo, Du schaust zu viel Fernsehen. Kümmere Dich doch wieder um die Borussia. Da bist Du wirklich gut.“
Sie wollte mir schmeicheln, aber anstelle von Özil hatte der BVB, wie ich einer Pressemitteilung entnahm wieder nur den zweitbesten Stürmer der französische Liga verpflichtet. Ich griff zum Hörer. „Dieser Spiderman“, schrie ich hinein als Redermann abnahm, „kann doch nicht deren Ernst sein. Erinnert sich denn niemand an den letzten Stürmer den der BVB aus Frankreich verpflichtet hat?“ „Was ist los, Dembo?“ „Der Transfer!“ „Das ist klar.“ „Erinnerst Du Dich nicht mehr. Diese Idioten lernen nie. Ich schreibe einen gepfefferten Kommentar! Die werden sich noch umschauen.“ „Mach mal, ich fahr in den Urlaub.“ „Idiot!“

Nach Transfer-Stau jetzt Transfer-GAU! Bling-Bling-Spiderman im Anflug. 

(oderbruch / 04.07.2013) Pierre-Emerick Aubameyang! Der Name, der nach Zweitklassigkeit riecht. Sie hatten uns die Mega-Transfers versprochen und wir bekamen den zweitbesten Stürmer der zweitklassigen französischen Liga! Für überteuerte 15 Millionen €. Nach Transfer-Stau jetzt Transfer-GAU beim BVB! Beim letzten Mal ging es noch schief. Als Viktor Ikpeba kam, begann der Untergang. Wiederholt sich Geschichte mit dem extravaganten Bling-Bling-Spiderman? Fakt ist: Aubameyang machte bislang nur mit seinen Schuhen Schlagzeilen. Im entscheidenden Afrika-Cup-Spiel verballerte die Gabun-Gazelle den letzten Elfmeter. Ende, Aus! Auch für den BVB? Borussia-Sportdirektor sagt: „Wir haben einen vielseitigen Offensivmann verpflichtet“ und meint: „Wir haben einen weiteren Mann für die Bank verpflichtet!“
BVB-Strahlemann Jürgen Klopp (Spitzname: The Hairy One) lacht die Sorgen weg, doch der Liga-Start ist nur noch wenige Wochen hin. „Wir werden uns offensiv verstärken“, kündigt der ehemalige Meistertrainer an, doch auf Worte folgen keine Taten. Mit diesem Kader ist sogar der Europa League-Platz in Gefahr. Und nur noch 28 Millionen in der Portokasse. Guardiola marschiert, der BVB verliert! Au revoir, Europa! Banausen Versammlung Borussia! (dembowski / DerSamstag!)
Dazu hämmerten mir Slo-Burn ihren alten Klassiker Pilot um die Ohren. Was ein Scheißtag!