Eigentlich wollte ich nicht so sein. Eigentlich, das hatte ich mir vorgenommen, wollte ich mal für die Bayern sein. Eigentlich fand ich das Kunstprodukt Chelsea, trotz der anders gelagerten englischen Traditionen, ziemlich langweilig und wenig verlockend. Doch der Ermittler hatte ein Herz für Außenseiter, und so länger der Tag ging und so näher das Finale in der Champions League rückte so mehr kippte meine Stimmung in Richtung Chelsea. Ich erinnerte mich an Nerlinger in Berlin. Nicht am Finaltag, sondern genau einen Monat vorher. „So schlimm wie Leverkusen ist es noch lange nicht“, hatte er da lächelnd meinen Angriff auf seine Bayern pariert und doch, wie da Bild beweist, dumm aus der Wäsche geschaut. Er wußte, dass ich ihn im Klammergriff hatte und ihn da nicht mehr rauslassen würde. Er hatte vor dem Finale jede Kontaktaufnahme verweigert und dafür hatten die Bayern (die Bayern!) ordentlich kassiert. Jetzt sprach er immer noch nicht mit mir, sein Fehler! (die Bayern!), aber redeten in hochtrabenden Worten vom Titel, dem ultimativen Titel, dem Titel zuhause. Das bayrische Wort dafür kam mir nicht über die Lippen.

Am Computer verfolgte ich den Aufstieg der Amateure. Das großartigste Jahr der Vereinsgeschichte hatte ein großartiges Ende gefunden. Alle nationalen Titel waren nun (und für immer, die Bayern!) in Dortmunder Hand. Wir würden sie nicht mehr hergeben. Nie mehr! Danach setzte ich mich auf den Balkon, hörte den Klängen der Soulsavers zu. Sie retteten diesmal wirklich Seelen. Sie klangen nach You’re Gorgeous, und sangen doch Just Try. Mehr würde den Bayern auch nicht einfallen. Sie würden es probieren, das war ihr gutes Recht. Sie würden wieder die besser Mannschaft sein. Der kleine Philipp hatte sich seine Sätze bereits zurechtgelegt. Noch einmal kramte ich die Nummer von Nerlinger raus. Er hatte noch eine Chance. „Möge die bessere Mannschaft verlieren!“. Doch es folgte wieder nur Stille. In diesen Momenten war ich komplett bei mir. Ich hatte meinen Frieden mit mir gemacht und auch wenn das ein langer Kampf war, wichtig war am Ende nur, dass ich ihn gewonnen hatte. Und nicht nur Nerlinger ihn verloren hatte. Auch der verdammte Nebel war am Ende als Verlierer aus der Nummer rausgegangen. Beide hatten zwischenzeitlich die Oberhand, doch wer kämpft, wer an etwas glaubt, der verliert nicht. Mein Leben hatte ich ganz allein gerettet und dabei auch ein paar Titel für die Borussia geholt. Der Größenwahn stand mir extrem gut, fand ich und machte mir ein Kronen auf.