Was ist eigentlich schlimmer? Das unentwegte Geschreie der Grundschulkinder in den Pausen oder doch das Getschilpe der tausend Vögel auf meinem sonntäglichen Spaziergang durch den Fredenbaumpark? Ein verdammter Krach, hätte ich damals doch nur das Maschinenbaustudium aufgenommen. Der Fleischwolf wäre längst fertig, erst die Vögel, dann die Grundschulkinder und vorher bereits Kleppinger. Doch ich habe keinen Abschluß, ich brauche einen anderen Plan

Ich komme aus der Erdgeschosswohnung. In freudiger Erwartung orkanartiger Böen, zerstörender Gewitter und sinnflutartigen Regenfällen. Die Schwüle erdrückt mich. Kleppingers Bauch lappt sich bereits wieder über den Stromkasten. „Kein Corso?“ „Ach, hör auf! Das war hier gestern noch ganz schön eng!“ „Für Dich, Kleppo, für Dich. Schau Dich nur an, schau Dir die Stadtschilder an und schau einfach mal, dass Du Land gewinnst.“ Meine Laune könnte nicht schlechter sein. Ich schlender durch den Hafen in Richtung Kanal. Ein paar Reisebusse säumen den Weg, in der Garage hängen die üblichen Leute rum. Über den Petroleumhafen hinein in den Fredenbaum. Was ein Alarm! Tschilp! Tschilp! Tschilp! Grilldunstschwaden legen sich über den Vogelkrach. Ich renne, renne, renne. An der Schützenstraße gönne ich mir eine Ernte. Ich renne weiter. Zurück in die Wohnung. Kleppingers höhnisches Gelächter nehme ich nicht wahr.

Unter die Dusche, es ist noch nicht zu spät. „Kleppo, ich fahre jetzt rüber in die verbotene Stadt. Kommste mit?“ „Hömma, wat willste da? Suchst Du nicht an den falschen Orten nach Liebe?“ „Scheiß auf Deine Kalenderweisehiten. Und Liebe, mein Arsch. Ich habe einen Auftrag. Einen Auftrag für Dich“, erwider ich. In der Nacht hatte mich Ritchie aus Berlin angerufen. „Eine Sensation. Der Karlo ist top. Haste das Ding gesehen?“ „Wat fürn Ding?“ frage ich ihn. „Na, der Doppelhalter“, sagte er und auch im Schlaf fiel es mir wieder ein. „Klaro. Geiles Ding. Manu, Du Fotze. Das war Karlo?“ „Jau! Der hat echt nen Hass auf die Narren. Die jubeln ihm natürlich zu.“ Ich konnte nicht mehr schlafen und dachte nach. Und so entwickelte ich den Auftrag. Reiser hatte auf meine SMS nur kurz geantwortet. „Wir werden vor Ort sein.“

Nervös sitzt Kleppinger in der S-Bahn. Vereinzelt gesellen sich ein paar Blaue zu uns, doch erst in Wanne-Eickel füllen sie 5 Vierersitze. Das schreit nach Party, denke ich in den nächsten Minuten und bedeute Kleppinger auszusteigen. Er nickte selig vor sich hin. In der grauen Tristesse angekommen, ziehe ich Kleppinger in Karlos Kneipe. Der Kater hat schon einen Gehenkten vorbereitet. Er kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus, Ritchie schmeißt Pfeile gegen die Scheibe. Auch hier sitzen ein paar vereinzelte Blaue. Ich erläutere Kleppinger den Plan, er weigert sich, Karlo führt ihn auf die Toilette. Ein anderer Mensch kommt zurück. Im WDR sehen wir die nahende Ankunft der Autos. Jetzt schnell raus. Schober und Manu haben den Pokal. „Manu Manu Manu!“ schreie ich. Er dreht sich zu uns und zeigt mir den Pott, in diesem Moment wischt Kleppinger seine Hand liebevoll durch das verdutzte Gesicht. Auf der anderen Seite sehe ich Reiser und seinen Kameramann.