Trümmer, Trümmer, Trümmer! Die Vorwürfe waren gravierend. Ich habe, sagte man mir, alle Liebe und Hoffnung verloren. Meine Seele verkauft. Dem Teufel, den Trümmern, der dunklen Seiten. Sucht es Euch aus. Aber macht es.
Ich kannte das. Manchmal war ich in der Tat leer, aber diese Anschuldigungen durfte ich nicht auf mir ruhen lassen. Sie lasteten schwer auf mir, und würden, dessen war ich mir sicher, jedes Fortkommen verhindern.
„Schwachsinn. So einen Humbug will ich nicht hören. Solche Bemerkungen sind nicht der Rede wert“, sogar Mats Hummels, der bald ewige Kapitän der Borussia, hatte mich in einer Bemerkung gegenüber der dpa scharf kritisiert.
Dabei ging es mir immer nur um den Verein, es ging mir um den großen Erfolg, es ging mir um diese Woche in Berlin am Ende der Saison, aber noch viel mehr um das beständige Wachstum. Denn nur so, das wusste ich, würde die Borussia die Bauarbeiten am zweiten Leuchtturm erfolgreich abschließen und nur so würde die Borussia auch in Zukunft gehört werden.
Sollten schon bald die dringenden Themen des deutschen Fußballs von Focus-Reisereportern und Red Bull-Fans diskutiert werden, oder sollte der BVB auch in den nächsten Jahren ein gewichtiges Wort in den Planungen mitsprechen. Es war nicht nur der Verein, sondern auch die Fans, die vom Erfolg profitierten. Gewinnern hört man gerne zu, Verlierer dürfen mit am Tisch sitzen, und Entscheidungen absegnen, das kannte ich nur zu gut aus eigener Erfahrung.
Doch hatte ich mich maßlos überschätzt. Zwar war es immer der Empfänger der Botschaft, der sie falsch interpretierte, jedoch hatte ich für solche Spitzfindigkeiten keine Zeit. Das Spiel gegen Anderlecht war wieder einmal richtungsweisend. Ein Sieg dort, ein weiterer gegen Hamburg. Ja, das würde den BVB schon wieder in die Spur bringen, und den Emporkömmlingen aus Gladbach, Hannover, Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg Warnung genug sein.
Doch eins war mir klar: Nur Worte waren kein Ausweg auf dem Weg zur Rettung. Manchmal endet die Macht der Worte, hatte ich mir eingestanden, und gleichzeitig Taten beschlossen.
Noch in der Nacht stieg ich in ein Kostümgeschäft im Prenzlauer Berg ein, und enterte am frühen Morgen den Flug in Richtung Brüssel. Ohne Karte, aber mit Verkleidung. Ich war der Spiderman. Ich war stärker, schneller, intelligenter, beweglicher als jemals zuvor. So bewegte ich mich durch Brüssel, immer auf der Suche nach der nächsten Gefahr. Ich musste meine Skills testen, und nahm von ganz unten Anlauf aufs Atomium. Aber ein Brunnen hinderte mich. Ich sah hin. Blieb stehen, und vernahm verdächtige Geräusche. Einmal blickte ich mich um. Dann rannte ich wieder.
Mit einem Sprung klatschte ich an die unterste Kugel, das Spinnennetz breitete sich aus. Bald schon stand ich oben, das Heysel-Stadium hinter mir, die Stadt vor mir und blickte über die belgische Hauptstadt. Ich sah verfallende Gebäude in der Oberstadt, ich sah Touristenmassen in der Unterstadt und ich sah wie Aubameyang Anlauf nahm. Dabei hatte das Spiel noch nicht begonnen. Mein Körper lud sich mit Liebe auf. Der Zerfall der Welt, die Sonnenstrahlen, und die Frage: War das die Wende?