Zurück in der Stadt. Zurück im Wedding. Zurück im Stau. So zumindest verkündet es mir der Radiosender an einem jeden Morgen. Jetzt nicht mehr auf die Seestraße und nicht auf den Kaiserdamm. Wohin dann eigentlich? Die Probleme der Autofahrer. Nicht mein Verein. Im Gegensatz natürlich zum Ballspielverein.

Aber: Ich muss mich mal wieder um diesen gottverdammten Finger kümmern. Lag irgendwo in Formaldehyd. Irgendwo im Plattenschrank. Den Ring hatte ich abgenommen. Und dieser Komaroff, der musste es gewesen sein, würde schon irgendwann wieder in meinem Sichtfeld auftauchen. War jetzt genug Fußball. Was für eine Woche, Wachablösung inklusive. Erstmal Zevon auflegen. Excitable Boy, Werewolves Of London. Irgendwer schreit: “Mach den dreckigen Kid Rock aus!” Kid Rock? Was auch immer. Ahhuuuuuuu! Zurück zur Natur. Zurück zum Beton. Zurück zum Finger.

Vorher noch einmal in den Foren die Woche Revue passieren lassen. Doch dort zerfleischen sie sich. Gewalt fängt im Kopf an. Und endet schuldunfähig auf einer Insel im Oslofjord, will ich ergänzen. Wird mir jedoch zu blöd. Echte Fälle von Gewalt, denke ich. Grausame Fälle der Verstümmelung. Wie dieser Finger hier im Marmeladenglas. Immer noch ist keine Leiche aufgetaucht. Der Polizeiticker hat zwar in den letzten Woche immer mal wieder vom Verschwinden berichtet, doch die meisten Personen sind wieder aufgetaucht. Die, die nicht aufgetaucht sind, aber liegen meist in ihrer Wohnung. Leblos. Das natürliche Ableben. Danach bin ich nicht auf der Suche. Es geht um den Rothaarigen. Es geht um den Finger.

Die Lösung werde ich nicht in der Samenhandlung finden. Nicht im Stau auf der Seestraße. Ich werde mich bewgen müssen. Raus aus dem Kiez. Im Oldie-Eck schauen sie mich nur an. “Was für ein Rothaariger? Du warst immer nur alleine hier, Dembowski!” Langsam mach ich mir Sorgen. Habe ich mir das nur eingebildet, um mich vom Fußball zu lösen? Um in der Stadt anzukommen? Um Ermittler zu sein? Ich wußte es nicht. Mit der nächsten Bahn fahre ich raus nach Waidmannslust. Von dort mit dem Bus nach Lübars. Vielleicht würde ich die Schlangenfarm finden, vielleicht würde es da Hinweise geben. Hart am Märkischen Viertel vorbei, auf der linken Seite das Tegeler Fließ, dahinter die alten Wachtürme der untergegangen Stadt. Ich stelle mich auf den Hügel am alten Bahnwärterhäuschen und blicke über Berlin. “Wo bist Du, Komaroff? Und was hat Dich dazu getrieben?”