Sie übertrieben wieder. Was im Herbst noch schlecht war, war heute perfekt und wer im Herbst noch für wenig Geld aus der Stadt gejagt werden sollte, musste heute seinen Vertrag bis zum Karriereende verlängern. Wer im Herbst noch als unverkäuflich galt, und um wen eine große Mannschaft aufgebaut werden sollte, hatte während seiner Verletzung das Recht verwirkt auf dem Platz zu stehen.
Manchmal verstand ich das alles nicht. Mir war bewußt, dass sie schreiben mussten und mir war bewußt, dass sie dafür Themen brauchten. Aber verdammt, es musste ihnen doch irgendwann auch mal langweilig werden. Dieser tägliche Stumpfsinn aus den Redaktionen des Schwachsinns. Auch ich hatte mich im Herbst gegen Kuba ausgesprochen. Seine Wechselabsichten hatten mich persönlich beleidigt. Immerhin hatte ich ihm im Meisterjahr zu verschiedenen Anläßen den Rücken freigehalten. Doch Dankbarkeit hatte mir niemand versprochen. Auch nicht Kuba, der mich bei unseren wenigen Treffen immer häufiger mit wenigen Worten abgespeist hatte.
Aber ich war der Ermittler und mit meinem Ende als Reisers Scherge nicht einmal mehr ein Baustein im System. So sehr ich es mir auch ausmalte: DerSamstag! war momentan nur ein kleines Blatt, es hatte keine Relevanz. So amüsant meine Kommentare auch waren, und so sehr ich auch Insider war, mein Kerngeschäft waren die Ermittlungen und ihre Unmöglichkeiten. Auch dort hatte ich mich nicht sonderlich auszeichnen können.
Regte mich aber trotzdem auf. Dieses Polonia Dortmund. Jemand schrieb, jemand schrieb ab und jemand schrieb gegen an. Das würde ich übernehmen. Irgendwann einmal. Vorerst hatte ich genug. Von den Worten, von den Versprechen. Die Unruhe trieb mich hinaus. Ich lief mal wieder über Felder, im strömenden Regen lief ich vom Schiffshebewerk nach Oderberg. Die Straße war menschenleer. Sie bog sich mal nach rechts, dann nach links zu einem alten Wasserwerk. An einem Seitenarm der Oder setzte ich mich auf eine Bank. Nur ein paar Meter weiter lag Polen. Das Land dort hatte mit Dortmund nicht viel zu tun.