Mit dem Kommentar in der Tasche wollte ich mir die letzten Minuten des Dauerschönfärbers als Dortmunder Trainer natürlich nicht entgehen lassen. Problem: Noch um 15 Uhr saß ich planlos im Hinterzimmer der Samenhandlung und zeichnete die entrüsteten Leseranrufe auf. So eine Rufumleitung. Moderne Technik! “Ihr sitzt doch in der Nordstadt! Ich schau mir das nicht länger an! Ihr müsst was tun!” Ich konnte sie alle beschwichtigen und zitierte aus meinem unveröffentlichten Kommentar. “Gut so”, hörte ich dann und notierte mir die prägnantesten Wutausbrüche gleich handschriftlich mit.
In all der Zeit aber war ich längst auf dem Weg nach Dortmund. Wenn auch nur gedanklich. Champions League ohne den Ermittler? Lächerlich! Nur eine Lösung. Auf zum Flughafen! Marios schob mir beim Rausgehen noch eine Nummer zu. “Ruf da an”. So stand es geschrieben, so war es getan. Privatjet. Ah, Hauptstadt! Du bist so gut zu mir. Zum ersten Mal mit dem Privatjet. Ankomme Dortmund 16.47 Uhr. In Howi-Town nahm ich mir ein Taxi. Redermann sollte nichts erfahren. Ich war Undercover hier. Und so sollte es bleiben. Der Taxifahrer schaute mich nur an und fragte: “Zum Stadion, Dembo?” “Leg los!” Unter den zerbrechlichen Tönen Hannes Waders kämpfte sich der Bursche über die B1. “Wann wird man je verstehen?” Aplerbeck, die Rennbahn, Hörde, an der Geschäftsstelle raus. “Was ist geschehen?”
Runter zur Tanke. Ich brauchte unbedingt noch ein paar Pils und auf einmal stand ich wieder da. U-Bahn Kreuzstraße. Aus der Tanke wurde die Bude. Die ersten 4 Kronen nahm ich direkt auf Ex. Erstaunte Blicke überall. “Aber bist Du nicht…” “in ….” “Hat man Dich nicht….” “….und Redermann….”. Unerträglich. Auch hier war die Stimmung noch gut, aber sie würden schon sehen. Die Pleite-Griechen, die Schale, der Salat! Ich hatte alles in der Tasche. Ich hatte alle in der Tasche. Immer wieder: “Freunde, lasst es mich einmal sagen: Gut, wieder hier zu sein”. Noch schnell ein Jägermeister und ein paar Kronen und dann auf zum Stadion. Am Reitstall geriet ich kurz in Gefahr. Redermann und seine Gang machten sich auf dem Weg breit. Ich wich aus und schlich durch die Büsche in Richtung Helmbude. Rein da! Und in 90 Minuten würde meine Arbeit, würde Klopp erledigt sein.
Dann kam alles anders. Großkreutz versenkte das Ding, ich zerlegte zur Halbzeit auf der Suche nach Alkohol einen Aramak-Stand und Borussia schaukelte das Ding nach Hause. Verflucht. Immer noch in der Champions League. Immer noch mit Chancen. Den Kommentar würde ich auf Halde legen und aus den Pleite-Griechen einfach Inselaffen machen. Was steht uns da für eine Woche ins Haus? In München, bei Arsenal, gegen die Blauen. Ich sah die Schlagzeilen schon vor mir. Doch erst einmal musste ich zurück nach Berlin. Magath war noch lange nicht in der Stadt.