“Sagen Sie mal, ist das nicht schön?” Eine alte Dame hatte sich zu mir gesetzt. Sie platzierte ihr Bier gekonnt auf eine Biermatte, orderte dann “Zwei Fischergeist. Einen für mich und einen für den sympathischen Herrn an meiner Seite!” “Geht so. Aber danke für den Fischergeist”, antworte ich. “Alles ist immer schön. Schöner auch. Ich war im Unterwasseraquarium. Das muss man verhindern. Die sind hinter mir her”, brach es aus mir heraus. “Ich verstehe sie. Die Erde, Max Müller, ehemals Sänger der härtesten Band Deutschlands. Mit diesem Lied und wie Timmy das interpretiert. Ich reise Timmy hinterher. Aber von einem Unterwasseraquarium hat der noch nie erzählt. Was machen Sie hier, Herr…?” “Dembowski, Dietfried Dembowski, Ermittler aus Verlegenheit.” “
Ah, Herr Dembowski. Meine Name ist Gertrude Mainfeld. Ich stamme aus Teltow. Kennen Sie das? Bei uns gab es früher immer Goldene Hausnummer, ich hatte stets eine. Das waren noch Zeiten. Aber bei uns gab es nie ein Unterwasseraquarium. In Berlin sollen sie jetzt eins gebaut haben, aber ich komme so selten in die Stadt. Wissen Sie, ich bin alt, ich brauche nicht mehr viel. Zweimal im Jahr Usedom. In diesem Jahr, haben Sie das schon gesehen?, gibt es einen EM-Strand hier in Heringsdorf. Das ist schön. Da kann ich sitzen und manchmal bin ich sogar im Fernsehen. Meine Enklin hat mir das erzählt. Auf meine alten Tage, im Fernsehen. Wissen Sie, Herr Dembauwski, ich brauche nicht viel. Aber ich finde das schön, wenn meine Enklin, die wohnt in München, mich im Fernsehen sieht. Wir sehen uns sonst so selten! Und Sie sind Ermittler, erzählen Sie mal”
Ich trank den Fischergeist, er brannte, ich trank ein Bier. Ich nahm noch einen Schluck, zündete mir eine Zigarette an und wollte gerade ausholen, als Timmy “Morgen Sind Wir Raus” von Sport anstimmte. “Timmy hat echt einen guten Geschmack! Diese Sport-Alben habe ich alle daheim. Es stimmt nicht, was man über alte Menschen sagt. Auch wir hören Musik. Und Sport mag ich sehr gerne. Aber auch dieses Nebenprojekt, Lars Bang Larsen, ganz toll. Aus dem Leben Eines Umzugskartons. Wissen Sie, Herr Dembauwski, ich bin selten umgezogen. Mich zieht nichts aus der Stadt. Aber das Lied. Alle Achtung!”
Ich bedankte mich, stand auf, ging runter zum Strand. Erst das Unterwasseraquarium, dann Frau Mainfeld, die einem Musiker nachreist, der Mutter, Lars Bang Larsen und Sport covert. Wo war ich? Die Antwort gab es am Strand. In Heringsdorf, am EM-Strand. Über einen Hintereingang gelang ich mit Kahn, der gerade vom Italiener kam, in der Halbzeit aufs Gelände. “Ah, der Läufer aus Heringsdorf, entzückend”, grüßte mich KMH. “Nehmen Sie doch ruhig hier vorne Platz!” Das machte ich. Auf der Leinwand lief Spanien gegen Kroatien, im Hintergrund breitete sich der malerische Abendhimmel aus, im Westen blinkte der Leuchtturm der Greifswalder Oie. Spanien kombinierte mich in den Schlaf. Als ich aufwachte, war ich alleine am Strand. Sie hatten mich hier liegen lassen.
Mir wurde klar, dass ich einen Plan brauchte. Hier war ich verwundbar. Sollten sie mich suchen, würden sie mich hier finden. Ich musste zurück in die Stadt. Ich beschloss, mir ein Rad zu besorgen und am nächsten Morgen in Richtung Hauptsadt zu fahren. Das würde vielleicht drei Tage dauern, mich aber von den Hauptstraßen fernhalten. Dort müsste ich sicher sein. Für Berlin hatte ich einen Plan. Ich würde Komaroff aufsuchen. Und endlich auf sein Angebot eingehen. Zum Schein. So könnte ich erst einmal von der Bildfläche verschwinden. Ich legte die SIM-Karte in meine Handy. Eine Nachricht. Kein Anruf in Abwesenheit. Der Berliner hatte meine Nummer gespeichert. Sein Tagebuch, auf allen Kanälen, langsam nervte es.
EM-Tag 11
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Die Leistungen von Wolfgang Stark, das fiel mir nach dieser unsinnigen SMS ein, hatte ich bereits im August 2011 beleuchtet. Der Titel damals war immer noch aktuell: “Wolfgang Stark muss abtreten, damit der Fußball leben kann”