“Schau mal hier. Der Berliner schreibt immer noch”. Dörte blickte auf meinen Laptop. Sie hatte ihn aus der Wohnung geholt, wir saßen am St. Oberholz. Es war mein Vorschlag gewesen. Mitten in der Stadt. Der Berliner schickte seine Texte mittlerweile ohne Ortsangabe. Aber er war weiterhin eine verlässliche Quelle für Befindlichkeiten. 

EM – Halbfinale 1
Portugal vs Spanien


Die gute Nachricht: Diese EM hat nur noch zwei Spiele. Das Turnier, in dem der Fußball ermodert wurde, wird maximal für diesen Mord in Erinnerung bleiben. Das Siegerland, ob es jetzt Spanien (nach Mord an Fußball), Deutschland (das Ende der roten Generation) oder Italien (es ist egal, wo ich mein Geld ausgebe) macht, wird die Geschichte umschreiben. Doch es wird niemanden interessieren. Noch 2x vor der Fernseher quälen, noch 1x die Spanier sehen. Die Stimmung ist gekippt. Spanien hat keine Fans mehr. Spanien hatte nie Fans. So wie sie nie einen Stürmer hatten. All diese Geschichte wurden nun derart oft wiederholt, sind von einer derartigen Trostlosigkeit durchzogen, dass die stete Wiederholung zwar der Tristesse dieser EM gerecht wird, doch mittlerweile ebenso langweilt….

… wie in willkürlicher Reihenfolge: Italien-Witze, CR7-Witze, Politiker und Springer-Redakteure, die sich über “Sieg”-Schreie in Stadien aufregen, trojanische Reporter in Team-Hotels, das Meckern über die EM-Berichterstattung, die im Hintergrund schwellende Pyro-Debatte, das zwangsläufige Ende des EM-Boykotts der Kanzlerin, der herbstliche Hochsommer, die Videobeweisdiskussionen, die Tatsache, dass eine homophobe Äußerung kaum, Werbung auf Unterhosen hart bestraft wird und natürlich Texte über die Tristesse der EM.

Die Hoffnung ist dahin, und am Ende des Tages werde ich sogar für Deutschland sein.

Der Wendehals