Der Tag vor dem ersten Borussia-Spiel im Jahre 2012. Ich hatte es mir mit ein paar Kronen gemütlich gemacht und klickte mich jetzt erstmal einfach nur durchs Netz. Immer weiter in den braunen Sumpf. Ich erschrak, was der Ballspielverein auch für Fans hatte. Doch als ich zum Telefon griff und mich in Dortmund einmal umhören wollte, gab es kein Nazi-Problem in Dortmund. Und wenn es eins gab, dann war es früher ohnehin schlimmer gewesen.
Was mich jedoch wirklich erschrak, waren diese öffentliche Profile in den sozialen Netzwerken. Da kommentierte der Bundesvorsitzende beim Kreisvorsitzenden und sicherte ihm jede Unterstützung zu. Der Kreisvorsitzende verbannte Achmed aus dem Kader, der sonst natürlich von echten Deutschen geprägt war. Nur der Owoirgendwas war ihnen noch ein Dorn im Auge. Beim Kreisvorsitzenden feierten sich dann Leute für ihre Fahne im Garten und endeten ihre Postings mit s.h.. Ganz klar, diese Leute gab es eigentlich nicht.
“Dembowski, das ist eine Nummer zu hoch für Dich!” “Dembowski, lass die Finger davon!” “Das ist nicht Dein Problem, Ermittler!”. Mit wem auch immer ich sprach, niemand riet mir, mich damit zu beschäftigen. “Dann doch lieber Pyro” oder “wieso kümmerst Du Dich nicht um die ungerechten Stadionverbote?”, hielten sie mir entgegen und mir war klar, dass hier etwas nicht stimmte. Auch der Präsident kannte das Problem nicht. Die Borussenfront, hatte er erst am Freitag auf einer Veranstaltung der Ruhr Universität erklärt, sei komplett eliminiert. Das sich anschließende schallende Gelächter hatte er sicher nicht erwartet. Und tatsächlich war ich auf meinen Streifzügen durch die nationalen Netzwerke immer wieder über ausgestreckte Arme mit BF-Schals gestolpert. Sie waren untereinander befreundet, sie standen dem Verein zumindest nahe. Das ließ sich bereits nach wenigen Minuten sagen. Diese Zeit aber hatte ein Präsident natürlich nicht.
Bevor ich mir aber den letzten Tag vor dem ersten Spiel des Jahres 2012 komplett verderben ließ, schlenderte ich auf ein paar Absacker ins Oldie Eck. Sie hatten Helene Fischer aufgelegt, auch so eine Dame, die mir tagsüber immer wieder begegnet war. Sie hörten Helene Fischer und fühlten sich in ihrem Deutschsein wohl. Ich hörte Helene Fischer und musste kotzen. Sie schmissen mich aus dem Oldie-Eck. Borussia war auf dem Weg nach Hamburg, die Fans auch. Sie würden vor dem Stadion stehen.