Ein Wochenende ganz nach meinem Geschmack. Bis auf die befremdliche Niederlage gegen die Hauptstädter, die mit ihren niedlichen “Kniet nieder ihr Bauern, die Hauptstadt ist zu Gast”-Gesängen jedoch frühzeitig punkten konnte. Ich stand am Bahnhof und dachte kurz drüber nach, den anreisenden Fans ein paar Flyer der Sprachschule in die Hand zu drücken.

“Musst Du nicht, musst Du überhaupt nicht machen. Die sprechen da so und die, das sind ja die aus der Hauptstadt”, redete mir Redermannn diese Idee wieder aus. “Reden die da alle so? Und wieso ist das dann unsere Hauptstadt?” “Auch egal. Komm, wir gehen nochmal zu Dir!” Irgendwie musste ich ihm zustimmen. Es war egal, wichtig waren die 3 Punkte und bis dahin war es noch ein langer Weg und es waren noch ein paar Stunden bis zu den 3 Punkten. Wir gingen noch einmal in die Wohnung, wie man das eben so macht, wenn es noch ein weiter Weg bis irgendwohin ist und man nicht weiß, wohin mit den Stunden. Noch einmal sprachen wir über Amok, er hätte eigentlich im Zug sein sollen. Er war immer im Zug, wenn Spieltag war. Immer in diesem Zug, wenn Spieltag war. Doch diesmal nicht. Wir konnten uns weiterhin kein Reim über seine Abwesenheit machen. Jetzt aber kündigten sich langsam die Konstrukteure an. Aus dem fernen England. Aus dem legendären Konstrukteursbunker, wie mir Piotr noch einmal erklärt hatte.

Sie hatten sich für Punkt 1 angekündigt und da kamen sie dann. Standesgemäß mit einem Land Rover bogen sie um die Ecke. Wir waren nicht mehr in die Wohnung gegangen, sondern uns bei der Wentraud noch einmal mit Kronen und Affenmaskenmanngeschichten eingedeckt. Redermann liebte die besonnene Art der Wentraud und sie war gut in Form. “Würde ich Jeans nicht so hassen, hätte der keine Beine mehr. Aber der Jeans-Geschmack! Furchtbar. Und dass der Strumpf kein Schlagstock war, das hätte er mir wohl mal sagen sollen. Er wäre nie wieder glücklich geworden. Er wäre nur noch abgeholt worden.” Einmal in Fahrt vergaß die Wentraud unsere Bestellung und dann waren da auch schon die Konstrukteure aus England. Ihr Chef Nobby “Nobster” G erkundigte sich gleich nach den Programmpunkten. Da war Zug in der Angelegenheit. Wir klärten das Quartett kurz über das Verschwinden von Amok auf, stellten die Wentraud vor und brachten sie bei der Wirtin unter.

Das Spiel bot kein Anlaß zur Freude. Mich zog es ab Mitte der zweiten Halbzeit über die Tribünen. Irgendwo müsste Amok sein, er würde kein Spiel auslassen, wenn es ihm möglich wäre. Zwar traf ich auf Auersberger und auch auf einen Kollegen von Amok, doch Amok blieb vom Erdboden verschwunden. Die 3 Punkte auch. Anlaß genug, den Konstrukteuren die Stadt zu zeigen. Das machten wir noch. Und irgendwann saßen wir über den ausgebreiteten Plänen der englischen Bunkeranlangen. Piotr hatte nich zu viel versprochen und der Nobster war eine Legende. Überhaupt: Das Quartett schraubte sich Pfefferpotthast rein. Es hatte Hunger. Das Quartett. Redermann und ich hatten Durst. Amok war weg, die Punkte auch. Aber wir waren da einer ganz anderen Sache auf der Spur.