So viel Ruhe da in der Natur. Die Weihnachtsfeiertage kamen mit der Schneeschmelze und verabschiedeten sich in aller Bescheidenheit. Wir saßen auf der Veranda, hörten uns durch alte Wilco- und Uncle Tupelo Platten, erinnerten uns an die vergangenen Monate. Es gab keine Geschenke, niemals mehr. Dass wir uns in diesem Jahr in den Wirren der Europameisterschaft wiedergefunden hatten, langte uns.

„Eigentlich“, sagte Dörte „wolltest Du Dich doch noch um die Aufreger des Jahres kümmern. Das war doch eine schöne Umfrage.“ „Aber was soll ich mich da kümmern? Die einen regen sich darüber auf, die anderen regen sich darüber auf und am Ende haben alle vergessen, warum sie sich überhaupt aufgeregt haben, geht mir ständig so. Könnte aber auch an den vielen Kneipen liegen. Nichts kommt so schnell über Dich wie der Ärger und nichts bleibt solange wie die Liebe“ „Wie wir gekämpft haben. Ich habe Dich überall gesucht. Und als Du da warst, also hier warst, also bei dem Lama und mir, da warst Du schon wieder weg. Aber anders. Da und weg. Es geht so gut alles.“

“If I break in two, will you put me back together? When this puzzle’s figured out, will you still be around? To say, you’ve just been there walking the line upside down”

“Du warst da als …” “Der Mond. Schau auf den Mond und sei endlich still“ Es war ohnehin alles gesagt, da konnte ich auch auf den Mond schauen, der den Garten durch die Äste der Bäume ausleuchtete. Wir tranken noch ein wenig Wein, gingen zu den Lamas, fütterten sie und drehten im Mondlicht eine Runde im ausgestorbenen Oderbruch. Es war still, es war Nacht, es war perfekt.

Zwischen den Jahren änderte sich nichts. Es gab keinen Fernseher, nur ein paar Bücher und ein paar Platten, die Dörte etwas bedeuteten. Sie bestand darauf, jetzt aber mal die frühen Werke von Manfred Krug zu hören. Und so hörten wir die frühen Werke von Manfred Krug und ich war froh, dass diese doch recht bald endeten und Dörte vom Spätwerk des Volkschauspielers nicht viel hielt. Wieder Wilco, wieder Uncle Tupelo, dann South San Gabriel. Zwischen den Jahren in der Wüste.

„Vor einem Jahr“, sagte ich zu Dörte „habe ich den Reus-Coup gelandet. Es war so einfach. Und niemand hat es mir geglaubt und als es dann passierte, habe ich nichts gefühlt, keine Freude, kein Glück. Nichts! Ich habe nur an Dich gedacht.“ „Wie kitschig, wie unglaubwürdig.“ Sie hatte mich durchschaut. Langsam musste ich sie auf die nächsten Monate vorbereiten. Der Anfang war mir gründlich misslungen. Nur noch ein paar Tage 2012, nur noch ein paar Tage Ruhe im Oderbruch. Am 02.01.2013 würde der Inside Job beginnen. Ich war mir noch lange nicht sicher, ob ich der richtige Ansprechpartner für diese Geschichte war. Aber es musste losgehen. Noch einmal an die Luft, noch einmal mit der Angel runter zum Seitenarm der Oder, noch einmal die absolute Ruhe genießen. Bald würde es in der Stadt passieren. Und mir würde wenig Zeit für den Oderbruch bleiben.

„Das ist schon OK so. Ich komm Dich auch besuchen“, sagte Dörte. Wir legten Fink auf, es erinnerte uns daran, wie schnell es vorbei sein konnte. Zu schnell. Immer.