„Könntest Du Dir eigentlich vorstellen, ein wenig was über die Problematik der Fans zu erzählen?“, fragte mich der junge Kerl, der seit ein paar Tagen im Weinladen rumhing. Bislang hatte ich mein Bier getrunken, er seine Zeitungen gelesen und Tee getrunken. Er wirkte, wie einer dieser Mitte-Hänger, die es in den Wedding verschlagen hatte. Sneakers , Blue Jeans, ein phantasievoller Sweater mit einem 80s-Action-Held-Bild, ein gepflegter Dreitagebart, Hornbrille. Nicht weiter auffällig. Mit seinem iBook ging er in der Masse unter, sogar hier im Weinladen wäre er mir nicht weiter aufgefallen.
Doch seit Tagen war er da. Über seine Zeitung hatte er mir Blicke zugeworfen. Bis er sich irgendwann ein Herz fasste, zu mir rüberkam, dann fragte, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich konnte mir aber überhaupt nicht vorstellen, woher er meinen Namen kannte und was ich mir vorstellen sollte. „Ich bin der Frank, und wir haben unsere Informationen. Für einen kleinen Obolus könnten wir uns einiges vorstellen. Du musst ja nur was erzählen. Wir wissen, Du bist dran, Du hast Macht“, schmeichelte er mir. „Wodran? Welche Macht?“ „Stell Dich nicht so blöd an. Noch ein Bier für den Herrn Ermittler, bitte!“ Das Bier kam, ich nahm einen großen Schluck, auf der Anlage lief „Ich kam wegen dem Wein“.
„Trink Dir ruhig einen an, Du brauchst neben Deiner Macht auch Mut. Ist eigentlich ganz einfach.“ Frank skizzierte mir seinen Plan. Es hörte sich grundsolide an. Er hatte Recht, ich war in der Szene drin, irgendwie. Und ich würde ihm wertvolle Informationen geben können. Von den Konstrukteuren zu den staatlichen Konstrukteuren, dachte ich, ist es auch kein weiter Weg. Ich erbat mir trotzdem Bedenkzeit. „Mach das, aber nicht zu lange. Is doch lukrativ. Am Ende des Tages mischst Du ein wenig auf, hetzt ein wenig auf, besinnst Dich auf Deine Stärken. Damals in Sinsheim, das war ne Mörderleistung. Jetzt eben nur andersrum.“ Mir war immer noch nicht bewußt, woher er seine Informationen hatte, und wie er auf die Idee gekommen war, mich für einen Inside-Job in Dortmund anzuwerben. Aber sei es drum. Jetzt hatte ich zwei: Teenage Kicks PR und der BVB. Ich verdiente gutes Geld, daran glaubte ich zumindest, wie es laufen würde, war mir noch nicht ganz klar. Ein paar Informationen über meinen Verbindungen. Buch führen über Redermann und Amok, das hörte sich einfach an. Ich musste sie nur wieder für mich gewinnen.