Natürlich, ich hatte mir geschworen: Ich werde schweigen! Ich werde pausieren! Ich werde nie wieder im Jahr 2012 und also somit bis zum Weltuntergang etwas von mir geben.

Zu diesen Worten stand ich weiterhin. Das Private musste privat bleiben. Hier im Oderbruch konnte ich es aushalten. Die Lupinen blühten, und wenn auch die Kartoffelernte in diesem Jahr, in meinem ersten Jahr als Kartoffelbauer im Oderbruch lausig war, so hatte ich in endlosen Spaziergängen tagsüber und meinen täglichen Angelbemühungen am Lieper Vorwerk einen Ausgleich gefunden. Dörte wollte die 1-Lama-Farm weiter vorantreiben, redete von geführten Lamatouren durch den Oderbruch, bis hoch in die Schorfheide. Es waren Hirngespinste. Doch davon lebten wir hier. Die abendlichen Gewitter beobachten wir auf unserer Veranda sitzend, hin und wieder schoß ich mit meinem Luftgewehr in den Donnerhall hinein. Ich war nun seit über zwei Wochen trocken.

Aber auch hier erreichten mich die Nachrichten aus dem fernen Berlin. Wieder einmal war der Fußball in Gefahr. Und wenn ich daran auch nichts ändern konnte, so wollte ich meine Stimme erheben, nur um mir später nicht mein Schweigen vorhalten zu können. Hörte man sich um, war klar: Der Weltuntergang war auf den 17.07.2012 vorgezogen worden. Dazu schrieb ich diese leeren Worte:

Als sich in Berlin Politiker und Vereinsbosse trafen, verstörten sie die Fans. Sie hatten sie ausgeschlossen, um in aller Öffentlichkeit ein Urteil über sie zu fällen. Ein Schauprozess, in dem die Angeklagten nicht gehört wurden. Ein Schauprozess, bei dem die Richtung klar war. Gewalt wird nicht mehr respektiert! Pyrotechnik nicht legalisiert. Nur ein Blinder hätte sich ein anderes Ergebnis ausgemalt. Doch Blindheit kann man den Fans nicht vorwerfen. Sie rennen weiterhin sehenden Auges in den Untergang der Fankultur. Und das kommt so:

Schauprozess hin oder her, unangebrachte Forderungen, Verlängerung der Stadionverbote auf 10 Jahre, keine Duldung von Pyros – gut! Das sind Punkte, bei denen man sich durchaus die Frage stellen kann, wer da überhaupt entscheidet. Es ist der Innenminister, es ist die DFL, die beide aus unterschiedlichem Interesse an einer Verschärfung interessiert sind. Die gute Nachricht: Die Stehplätze bleiben – vorerst! Wenn man einem geschickt gestreuten Gerücht glauben schenken darf. Längst, sagen die Fans, sei die Abschaffung dieser Stehplätze beschlossene Sache. „Jetzt wird es knallen“ oder „dann wird es knallen!“, heißt es. Nur der Zeitpunkt der Eskalation ist noch unbestimmt. Dass es knallen wird, das steht außer Frage. Und so laufen sie weiter. In unser aller Unglück.

Solange es die Fans nicht schaffen, alle Gruppierungen mitzunehmen, mit einer Stimme zu sprechen, werden Gerüchte immer zu einer Spaltung der Fans führen. Sie müssen jetzt ihre Reihen schließen, ihre Kontakte zu den Medien spielen lassen. Nicht nach Hilfe schreien, sondern positiv aktiv werden. Endlich einmal auch auf den ausgelutschten Oktoberfest-Vergleich verzichten. Dieser zündet auch im Jahr 2012 nicht. Es darf nicht um Verletzte gehen, es darf nicht um Gewalt gehen. Es muss um positive Bilder gehen. Die Stimmung kippt. Und wieder einmal merken es die Fans nicht. Die Medien sind bereit. Geht auf sie zu und hört endlich auf zu warten. Und verdammt noch einmal: Die sich minütlich aufwiegelnde Hysterie des Netzes führt zu nichts. Besinnt Euch! Dialog hilft mehr als klagen. Auf fünf Populisten kommt ein vernünftiger Journalist. Es gibt sie, sucht sie. Baut eine Gegenöffentlichkeit auf. Verzichtet auf Pyros. Haltet den Ball flach, bevor Ihr das Spiel komplett aus der Hand gebt! Und verzichtet bitte auf Euren Euch eigenen Populismus.

Ich blickte auf meine nichtigen Parolen, drückte auf DEL, setzte mich auf die Veranda und leuchtete die Gewitternacht zur Feier des Tages mit ein paar Pyros aus.