Man hätte auch vermuten können, dass ich es einfach nicht geschafft hatte. Seit Tagen war ich untergetaucht. Nicht aber, um mich zu verstecken, sondern um das Wochenende zu verarbeiten. So etwas hatte ich noch nicht erlebt und so etwas würde ich so schnell auch nicht mehr erleben. Der BVB hatte das Double geholt. Aber eben nicht nur das Double geholt, der Ballspielverein hatte in einem der legendärsten DFB-Pokalendspiele gewonnen. Und nicht einmal das musste ich verdauen, die Begleitumstände des Wochenendes brannten sich in ihrer Einmaligkeit tief in meine Hirnrinde. Wenn es jemals etwas wie das perfekte Ermittler-Wochenende gegeben hatte, dann war es dieses Wochenende im Mai mit dem großen Konstrukteurs-Treffen von 2012.

Es waren einfach zu viele Highlights. Nicht alle würde ich hier notieren können. Was mich erfreute, meine Quellen hatten mich auch an diesem Wochenende nicht in Stich gelassen. „Weidenfeller in der 37. Minute verletzt raus“, hatten sie mir geschrieben. Und: „Borussia gewinnt trotzdem locker!“. Diese dank der komplizierten Konstrukteursstrukturen längst bekannte Ereignis verkaufte ich dann den Massen vor dem Stadion und natürlich auch Nobby „Nobster“ G im Stadion als sensationelle Nachricht. Sie schauten mich nur an, doch als Weidenfeller dann auf der Erde lag, Langerak sich langsam warm machte, starrte mich erst Redermann an und schon wenige Sekunden später fielen der Nobster und seine Freunde aus Dover in ungläubiges Schweigen zurück. Es kam so, wie es kommen musste. Weidenfeller runter, leider bereits in der 34.Minute, und Borussia als Pokalsieger. So stand es geschrieben, so war es geschehen. Meine Vergangenheit war ihre Zukunft war meine Gegenwart! So schwer eigentlich auch nicht zu verstehen.

Das aber war nur die kleinste der Anekdoten, die ich jetzt mit mir rumschleppte, die mich für immer verfolgen, die mein Leben fortan bestimmen würden. Wenn Du denkst, 2011 geht nicht besser, kommt 2012 und beweist Dir das Gegenteil. Für mich ging danach ein Lebensabschnitt zu Ende. Über Bratwurst, Bier und Borussia brütete ich bis früh in den Dienstag, doch Veränderungen standen an. Ich würde meine Ermittlungen im nächsten Jahr breiter anlegen müssen, um zu überleben. Dafür benötigte ich Kapazitäten und somit blieb mir nur die Wahl, meine Hobby-Ermittlungen für das Borussia-Fanzine einzustellen. Mein Leben war mir wichtiger. Eine wahrlich egoistische Entscheidung. So wie es sich für einen Außenseiter gehörte. Am Ende, dachte ich mir, bin ich nur ich. So klein wie eine Ameise. So groß wie alle Hochhäuser dieser Stadt. Es war eine Frage der Perspektive. Und vorbei. Andere Baustelle jetzt, ähnlicher Auftrag.