Es passierte dann stundenlang überhaupt nichts. Ich lungerte am Bahnhofsgelände rum, beobachtete von der Brücke das Geschehen auf den Bahnsteigen, malte mir aus, wohin es wohl gehen würde, ging dann gegen Mittag ein Schnitzel essen und deckte mich mit Bieren ein. Dann saß ich wieder auf dem Bahnsteig. Menschen kamen und gingen, nur meine Einsamkeit blieb bestehen. Irgendwann entdeckte ich ein offenes Netz und surfte. Julian Schiebers Marktwert war definitiv zu hoch, so dass ich erst bei schwatzgelb, bald aber bei Transfermarkt.de anfing, den Marktwert in den Keller zu drücken. Mit der Zeit wurde ich blau und schrieb mich um Kopf und Kragen. Schon setzte der Berufsverkehr erneut ein, Piotr war immer noch nicht in Sicht. War ich einen Tag zu früh? Ich hatte keinen Plan mehr und konnte mich ohnehin kaum auf den Beinen halten. Es war die Hölle. Szczecin Glowny war die Hölle. Mein Leben war die Hölle. Das Unterwasseraquarium war die Hölle. Dessen war ich mir nun auch sicher. Was sollte groß passieren? Ich war paralysiert und am, Bahnhof gefangen.
Als Piotr eintraf, konnte ich kaum noch sprechen. Er blickte mich an und ich blickte ihn mit meinen trunkenen Augen an. Piotr grüßte, nahm mich an die Hand und führte mich Richtung Auto. Keine Bahn? Keine Bahn. Wir fahren Auto, sagte er. In der Anlage liefen Aufnahmen der letzten Minuten des Gladbach-Spiels. Mir unbekannte Menschen schrien und schrien und schrien und forderten Kuba. Ich war in Polen. Ich verstand. Hier würde es sich um Borussia drehen, aber diese Aufnahmen würde dabei eine Rolle spielen. Langsam rollten wir den Stettiner Haff entlang in Richtung Norden, in Richtung Meer. Piotr schwieg. Das erstaunte mich, wenn ich Zeit hatte, erstaunt zu wirken, was dank meiner Trunkenheit sehr selten der Fall war. Das Abenteuer hatte begonnen.