Anruf von der Stadt, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. “Spreche ich mit Dembowski? Dietfried Dembowski? Ermittler?” “Wer will das wissen?” “Stadt Dortmund, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Gudrun Falk mein Name. Ich würde Sie gerne in einer Ermittlungssache sprechen. Können Sie gegen 16 Uhr am Stadthaus sein?” Ich tat geschäftig und ließ die Blätter meiner Aufzeichnungen durch die Finger gleiten. “Moment. Nein. 16 Uhr ist mir leider nicht möglich. Aber wie wäre es auf eine Curryschranke bei Schie? So gegen 17.30 Uhr?” “Wenn es sein muss. OK! Es ist dringend. Seien Sie pünktlich.”

Ich würde pünktlich sein, keine Frage. Doch wenn die Stadt etwas von mir wollte, hatte ich alle Karten in der Hand. Niemand würde mich bei einer kleinen Sache anrufen. Offensichtlich steckte die Stadt ziemlich tief drin und nur mein Einsatz versprach dort überhaupt noch Rettung. Das war mir jetzt aber erst einmal egal. Offenkundig gab es bei google einen großen Queen-Fan. Immer wieder klickte ich auf die Freddie Mercury-Animation. Irgendwann durchbrach das Klingeln an der Tür meinen Erinnerungsfluß. Reiser! Immer wieder Reiser! Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Da stand er und schrie: “Ich mach Dich fertig, Dembowski! Jetzt also auch noch im Bett mit der Stadt. Das war unser Auftrag. Das war unsere Nummer.” “Keine Ahnung, was Du von mir willst. Zieh dahin!” Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu und setzte meine Kopfhörer auf. Zur Entspannung hörte ich mir die Goldberg-Variationen an. Ich sah Glenn Gould, wie er über den Variationen zerbrach. Es beruhigte mich.

Punkt 16.45 Uhr sprang ich aus der Tür. Der Regen konnte mir nichts anhaben. Ich hatte einen Termin bei Schie und musste ohnehin die U-Bahn nehmen. Klar, ich bin kein großer Fan der U-Bahn, doch anders als in der großen Stadt kann man sich in Dortmund noch auf die Bahn verlassen. Sie mutiert nicht und versucht an schlechten Tagen nicht, die Arme unschuldiger Benutzer zu vernichten. Stadthaus raus, durch den Regen zu Schie. Dort saß sie auch bereits. Die Stadt Dortmund, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Nicht zu übersehen. “Dembowski, habe ich die Ehre, Frau Gudrun Falk?” “Nennen Sie mich doch einfach Gudrun. Wieso so förmlich. Habe gehört, Sie sind ein harter Hund. Und darum soll es gehen.” “Ok, Gudrun! Ich bin Dembowski! Niemals Dietfried. Hörst Du? Niemals Dietfried!” “Klar, Dembowski. Was ein Name. Da muss ich Dir gleich etwas erzählen, eine hinreißende…..” Bei dem Wort ‘hinreißend’ setzt es aus. “Mach hin, Gudrun. Ich habe nicht ewig Zeit.” Sie verstand sofort. Sie war scheinbar schon informiert. Für Small Talk, so hieß es auf den Fluren der Stadt seit Jahren, hat Dembowski nie Zeit, außer ein Bier ist im Spiel. Das wollte sie jedoch nicht ins Spiel bringen. So lag der Ball jetzt in ihrer Hälfte.

Und wie sie ihn sicher wieder in meine Hälfte vortrug, erstaunte mich dann doch. Sie fasste sich kurz und erläuterte mir in wenigen Punkten das Problem der Stadt. Es ging um den Phoenixsee. Es ging um die Kottüten für Hunde. Sie verschwanden in der Nacht. Insgesamt gab es 100 Tüten, auf 4 rote Spender verteilt. “Signalfarben, hmmh?” “Damit man sie in der Nacht auch sehen kann” “Clever, wirklich clever. Ich werde meine Verbindungen spielen lassen.” “Ok. Berichte bitte sofort!” Langsam brach ohnehin der Abend an, auf zum Phoenix-See. An einem Kiosk deckte ich mich mit Kronen ein, ich setzte mich auf eine der Bänke am See, blickte umher, erspähte die Spender und öffnete ein Kronen. Nichts passierte. Ein paar Hundebesitzer hatten vorgesorgt, sie zogen die Kottüten aus der Tasche und kümmerten sich um den Abfall ihrer Hunde. Beim dritten oder vierten Bier aber bewegten sich auf einmal vier Jugendliche auf die Spender zu. Sie machten sich daran zu schaffen. Gingen zum See. Füllten die Tüten mit Wasser und bewarfen sich. Schnell zückte ich meine Kamera, machte ein paar Bilder. Wieder einmal einen Fall gelöst. Der Rest war nicht meine Sache.