Eine Drehung, eine kleine schnelle Drehung, mehr brauchte er nicht. Aber erst in Richtung Mittellinie laufen. Eine Drehung, zwei Gegner weniger, einmal den Ball streicheln, einmal noch berühren. Kevin startet, wie Kevin immer gestartet war. Er sieht das. Zart haucht er den Ball mit dem Außenrist in die Tiefe. Und austraben an der Seitenlinie. Die Augen auf den Ball. Während Kevin Ramos sieht und Ramos das Tor. Ein Lächeln. Die Arme deuten es an. Er klatscht mit Kevin ab.
Kevin holt sich den Ball ab, lief, sieht wieder Ramos. Shinji läuft. Unbemerkt. Die andere Seite. Er hebt seinen Arm. Ein Pass, noch einer in die Mitte, und Micki deutet es an, bleibt ruhig, lässt durch. 12 Meter, halblinks. Einmal schieben bitte. Einmal. Einmal noch. Die letzten Meter. Die Arme kreisen. Ein Sprung. Befreit, endlich befreit.  
Ich sprang auf, und sang Kagawa Shinji. Noch einmal, noch lauter. Schill war dabei. Wir hatten über Nacht den Laden dekoriert. Ein paar Flaggen aufgehängt. „WM-Ausverkauf bei Real“. Schill hatte es also geahnt. „Ich wusste es immer. Er wird frei sein.“ Schill war Hamburger, aber für Shinji machte er eine Ausnahme. Wir hatten uns geschminkt, Stirnbänder um. Zur Feier des Tages gab es sogar Krone Ex, und nicht die Schulle-Plörre, die von Tag zu Tag wärmer und schlechter wurde.
„Die grauen Herren. Sie hatten ihn fast erledigt. Sie haben ihm die Zukunft versprochen, und die Gegenwart gestohlen. Die grauen Herren haben ihm sein Lächeln geraubt.“
„Heroisch! Heroisch! Wie sie um ihn gekämpft haben.“
Ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Ich konnte Schill nicht aufklären. Nicht heute. Nicht an diesem Tag. Nicht an diesem, dem schönsten aller Tage. Er lächelte. Dann lachte er. Einmal, als niemand auf ihn blickte, sah er sich um. Stand er da. Im Mittelkreis des Stadions, das nur seinen Namen sang. Er lächelte. Wieso war er nur gegangen?
Auf der Tribüne des Stadions vibrierte ein Smartphone. „10.000 Trikots in Japan. In der Fanwelt stehen sie jetzt schon Schlange. Sie kommen aus allen Richtungen. Sie wollen das Trikot.“ Die Kasse klingelte. Ein Lächeln. „Alles richtig gemacht, Aki!“
„Er hat die ganze Zeit gelacht“, Klopp blieb ruhig. Wir waren das schon lange nicht mehr. Das Kronen floss in Strömen. Nur Schill und ich. „Der HSV packt das morgen auch“. So euphorisch war ich. „Ja, der kleine HSV“. Schill sah keine Zukunft mehr. „Wir haben van der Vaart. Ihr Shinji! Das sagt alles.“
Auf der Jukebox drückte ich Pilot. Wir sangen:
Oh, ho, ho, it’s magic, you know. Never believe it’s not so. It’s magic, you know. Never believe it’s not so

Draußen wurde es dunkel. Und glücklicher war ich nie. Echte kapitalmarktorientierte Leidenschaft hatte die grauen Herren besiegt.