Die verbotene Stadt jetzt auch in Bergkamen? Amok hat da einfach keine saubere Arbeit geleitst. “Cheffe, ich habe google geknackt!”, schickt er mir am Ende einer langen Nacht. Was soll ich damit anfangen, frage ich mich. Was zum Teufel soll ich damit anfangen? “Wäre Amok nicht vielleicht besser n den Masuren aufgehoben”, frage ich Redermann. “Du willst ihn doch nur abschieben”, antwortert er mir. Und er hat natürlich Recht. Aber das ist mir in dem Moment auch schon wieder egal. Denn ich will ihn abschieben, Amok soll sich nicht um Zahlencodes und googleknackereien beschäftigen, sondern er hatte eine Liste bekommen. Von mir. Handgeschrieben. Mit Erläuterungen. Und nichts davon war bis jetzt erledigt.
Meine Laune geht immer weiter in den Keller, so mehr ich über die amoksche Aktion nachdenke. Ich zeige Redermann den Durschlag, fein säuberlich steht dort:
- Kevin vor Anfeindungen der Blauen schützen
- In Dortmund ein Mick Hucknall-Verbot erlassen
- Die Bachmann-Vorräte der Stadt kontrollieren und testen
“Das ist ja wirlich nicht schwer und der Versager ist einfach in seiner Vorstadt geblieben um Search Engine Erfindungen zu machen.” Redermann blickt mich an, kaum merkbar zwinkert er mir mit dem linken Auge zu. “Nervöse Zuckungen?” “Was bist Du so angespannt?” “Verdammt, was bin ich so angespannt? Willst Du mich verarschen, Redermann?
Dessen bin ich mir wirklich nicht sicher. Erst war da diese Sache mit dem Kevin-Foto. Redermann und auch ich konnten nicht eingreifen. Wir saßen auf dem Marathontor der Roten Erde. Beide mit Feldstecher und Pils in der Hand. Während Redermann von dort den Howitown-Nachwuchs kontrollierte, schweifte mein Blick immer wieder in Richtung Tribüne. Dort passierte nicht viel, war ja auch niemand da. Der Juve-Nachwuchs sah fesch aus. Körperbemalungen hinter den Ohren, frisch gegeelte Haare und rosa Trikots mit einem schicken Stern. Da schaut man gerne drauf. Als Mensch zwar nicht. Aber sonst schon: Gerne! Auf den Tribünen tummelten sich auch ein paar Nachwuchsmannschaften und mit dem Feldstecher folgte ich einer Mannschaft etwas genauer. Einer der Betreuer ging auf den abgesperrten Flatterbandbereich zu. Kevin! Dort saß Kevin und verteilte fleißig Autogramme. Ich liebe diesen Typen. Schaut sich alles an, hat das Herz in Eving und in Dortmund.
Einer der Betreuer also machte sich auf den Weg zu Kevin. Blauer Trainingsanzug, debiles Grinsen, austrainierte Nasenmuskeln. So ein Typ halt. Stellt ich vor Kevin, schubst ein Kind in die Arme und fotografiert, zerrt am Trainingsanzug des Kinds. Dort: “Ein Leben lang beschränkt und keine Schale in der Hand”. Kevin bekam es mit. Doch Nasenmuskel rannte bereits um sein Leben. Ich schubste Redermann an und zeigte auf die Verfolgungsjagd auf der Tribüne. Wir beide natürlich gleich los, Redermann über die Tribüne, ich direkt über die Tartanbahn. Am Eingang konnten wir ihn stellen. Redermann schnappte sich die Kamera, ich erklärte ihm kurz ein paar Verhaltensregeln, danach übergaben wir den Kollegen ans Team Green. Er hat mich angeschaut, hatte ich Schulze erklärt und der das gleich als Haftgrund gesehen. Guter Mann, dieser Schulze!
Ab da ging alles schief. Wir hatten keine Zeit in die Kneipe zu gehen, aber umso mehr Durst. In der ersten Kaschemme spülten wir schnell ein Getränke runter, aber den richtigen Kick wollten wir dort nicht finden. Weiter, immer weiter. In den nächsten Laden. Und eigentlich wäre dort alles gut gewesen, aber dann: Mick Fucking Hucknall! Ausgerechnet Hucknall. If You Dont’t Know Me By Now. You Will Never Never Know. Know was? Auf den Schock bestellen wir eine Lokalrunde Bachmann. Doch nicht einmal die gibt es. “Da war vorhin so ein Typ aus der östlichen Vorstadt, der meinte, dass ab heute hier kein Bachmann mehr verkauft werden sollte. Er hatte ein paar Argumente dabei.”
“Amok, du hast Recht, wenn ich den Abend jetzt noch einmal Revue passieren lasse, ist schon mindestens ein Kauz. Vielleicht sollten wir den echt mal in die Masuren schicken. Aber getz erstmal fertig machen für Supercup” Redermann weiß, wie man Prioritäten setzt