Natürlich sollte das Gespräch mit dem freundlichen Herrn Baranowski nicht die alleinige Einstimmung auf den Spieltag sein. Seitdem ich schreiben konnte, was noch nicht sehr lange war, machte ich mir durch ein paar Worte Mut für den anstehenden Spieltag. Dieser aber war natürlich nun bereits nahe dem Ende, nur das Spiel in Köln stand noch an. Auf dem Balkon sitzend blickte ich auf die Tabelle, las die geschmeidigen Worte der Bayern und wunderte mich. „Wenn wir in Dortmund gewinnen werden wir Meister“, war nun also der neueste Verunsicherungsansatz.

Es tat gut, diese Worte zu lesen. Wie immer hatte ich die anderen Spiele ignoriert, ein wenig Radio gehört, sonst aber einfach meine Gedanken schweifen lassen. Auf meinen Spaziergängen hatte ich in den vergangenen Wochen ein paar spannende Menschen getroffen, und, wenn ich wollte, könnte ich für einige davon in den Kampf ziehen. Berlin würde irgendwann keine Beruhigung mehr sein, dachte ich und auch an die Worte der älteren Dame, die mir von den Abrißplänen erzählte. Eine Firma namens Himmel & Erde wollte die letzten Lauben im Grenzland abreißen lassen und dort ein paar schicke Townhouses hinstellen. Nun waren nicht nur die Lauben, sondern auch das sich anschließende Brachland mein Naherholungsziel geworden.

Hatte ich genug vom Wedding, machte ich mich rüber und begab mich auf das Brachlanddreieck. In der Mitte saßen ein paar Menschen. Auf einer Anhöhe hatten sie sich dort eine Feuerstelle errichtet. Sie grillten Tag ein, Tag aus. Außer diesen Grillern war das Brachland von Menschen unberührt. Die S-Bahnen in Richtung Buch und Oranienburg trennten sich hier, über mir landeten die Flugzeuge und in naher Ferne stand der Fernsehturm. Hier hatte ich in den letzten Wochen Ruhe und Erholung gefunden, hier würde ich mich in den Kampf einmischen.

In den letzten Tagen waren die Schwankungen extrem gewesen. Mal hatte ich mich aufgeregt, dann auf dem Brachland oder bei meinen Spaziergängen nach Lübars mich wieder beruhigt, bevor ich mich wieder aufgeregt hatte. Über diese Stimmungsschwankungen hatte ich ein wenig das anstehende Spiel vernachlässigt. Doch der Ballspielverein in Köln war noch immer mein Favorit unter den Auswärtsspielen. Die letzten beiden Vergleiche im Müngersdorfer Stadion waren echte Klassiker gewesen.

Die Kölner hatten uns dann, obwohl wir es auch ohne ihre Hilfe geschafft hätten, an diesem Apriltag zum Titel verholfen und überhaupt war in all den vergangen Jahren der Respekt größer geworden. Trotz des Respekts war ich mir sicher: Wir würden auch dieses Spiel gewinnen, in aller Ruhe. In aller Bescheidenheit, die uns so gut stand, und die aus mir immer noch unverständlichen Gründen in der letzten Woche angezweifelt worden war. Hoeneß, Nerlinger & Co konnten noch so laut brüllen, ihr Geschrei schläferte mich ein. Wir waren auf dem besten Weg.