Kam dann kaum noch raus aus dem Oldie Eck. Blickte hin und wieder auf die vorbeilaufenden Personen. Hier an der Ecke Soldiner/Kolonie waren das nicht die schönste Menschen der Stadt, aber die wahrhaftigsten Menschen der Stadt. Sie gefielen mir hier und wenn ich auch manchmal wieder an die Kneipe mit der fetten Qualle von Pankow dachte, so war das Oldie Eck sowas wie mein Zuhause geworden. Einmal machte ich unter den Passanten einen Typen aus, der Komaroff verdammt ähnlich sah. Doch er schritt am Eck vorbei und verschwand in der benachbarten Table Dance-Bar. Sicher nicht Komaroff, dachte ich und blickte auf die Uhr.

Dort stand “Wachablösung!”. Also nicht in Worten, sondern einfach nur in der Zeit. Über den Umweg Wohnung schleppte ich meinen schon wieder gut angetrunkenen Körper in die Bahn nach Kreuzberg. Das Spiel in Nürnberg rief, es war bitter kalt. Meine Atem filterte ich durch meinen Schal. Und auch in der Bahn wurde es mir nicht wärmer. Ich kam mit dem Wechsel der Schichten nicht klar. Erst waren es die wahrhaftigsten Menschen der Welt, doch ab Voltastraße änderte sich das Publikum in der Bahn. Es wurde ungemütlich. Touristen, Ausgehuniformierte, Aufständische und Jungliberale turned Piraten eingepfercht in der 8.

Am Kotti raus und weiter immer weiter. Irgendwann ging das Spiel los, irgendwann bekamen wir das Spiel in den Griff und niemand hatte ein leichtes Spiel versprochen. Als die Partie in der zweiten Halbzeit zusehends abflachte und auch Schiri Meyer kaum noch Fehler begehen konnte, versenkte Skipper Kehl die erste Chance und ausgerechnet Barrios, der mich in dieser Woche durch halb Europa geführt hatte, erzielten den zweiten Treffer. Es war angerichtet.

Spätestens als Kevin vor der Kamera die richtigen Worte fand, war mir klar, dass Amok mit seiner Vermutung richtig lag. Sie hatten alle verdammte Angst vor uns. Darauf nahm ich noch ein Kronen und noch ein Kronen. Als ich aus der Kneipe trat, fuhren keine Bahnen mehr oder aber ich fand die Bahn nicht mehr. Ich stieg in die 1, am Zoo um in die 9 und dann Leopold raus. Ein paar Meter wollte ich durch den Schnee gehen. Ein paar Minuten wollte ich mit mir sein. An diesem Abend, der das Ende der Bayern-Herrschaft war.