Die Özil-Geschichte gärt weiter. Er wird nun aus einem Videospiel gelöscht. Der 1.FC Köln entgeht diesem Schicksal nur ganz knapp. Miriam Wu kann aufatmen. Der Ermittler besucht mal wieder das Westfalenstadion. Da jubeln die sozialen Netzwerke, trauen sich jedoch nur halbherzig, Dembo als den Penner hinzustellen, der er für viele ist. Noch kann Dietfried Dembowski sein Image kontrollieren, doch wir wissen alle: Er ist auf dem absteigenden Ast. Darüber wollen wir heute jedoch nicht reden. Es gibt genug andere Themen. Beginnen möchten wir heute jedoch mit dem wunderbaren Jakob Dobers. Hören Sie rein! Und lesen Sie dann im neuen Dembowski


Herr Dembowski, Sie waren am Dienstag im Westfalenstadion. Was haben Sie da gesehen?

Das 3:3 der Dortmunder Borussia gegen die Stars der Red-Bull-Welt. Ein lauer Sommerregen versüßte ein wunderbares Spiel mit einem überraschenden Resultat.

Das stimmt. Leipzig gewann die Expected Goals mit 2.91 zu 1.90 Toren. Wie konnte der BVB diesen unverdienten Punkt gewinnen?

Die Wahrheit steckt für den DID immer in den Daten, was? Dann haben Sie die Rechnung ohne den Ermittler gemacht. Für ihn steckt die Wahrheit in den tiefen Daten. Leipzigs Tore hatten folgende Werte: Timo Werner einmal mit 0.17 und 0.66, Schick mit 0.46. Das macht also 1.29 erwartete Tore. Dazu kommen 0.70 erwartete Tore aus zwei gedankenverloren Verteidigungsaktionen der Dortmunder vor der Pause und eine 0.88 aus einem Standard. Müssen wir alle streichen wegen nicht vorhandener Verteidigung. Was bleibt dann? Nichts. Der BVB hingegen mit den Werten 0.01 für Weigl, 0.40 für Brandt und 0.46 für Sancho. Bleiben wir insgesamt weit unter 1. Man muss die Daten auch lesen können. Der BVB hätte das Ding gewinnen müssen. Darüber waren sich aber auch alle einig.

Wie haben die Fans reagiert?

Die Leipziger? Die waren nicht da. Die aktive Fanszene hatte vergessen, Karten zu bestellen. Das kann natürlich passieren. Die sind noch neu im Geschäft.

Tolle Geschichte. Meine Frage zielte aber auf die Dortmunder Fans.

Das ist auch kurios. Die Fans der Borussia feierten das tolle Spiel in der ersten Halbzeit. Die große November-Krise hat den Dortmunder offensichtlich Demut gelehrt. Sie haben sich damit abgefunden, dass die Meisterschaft mal wieder ohne sie vergeben wird. Tristesse in Dortmund. An seinem 110. Geburtstag ist der BVB endgültig im Niemandsland der Ambitionen angekommen. Ein verschenkter Sieg im Duell der Systeme wird als Sieg gefeiert. Tiefer kann man nicht mehr fallen. Das ist schade.

Sie sehen das zu kritisch, Herr Dembowski.

Hören Sie doch auf. Wie kann man so krass ambitionslos sein? Wenn es um alles geht. Es war ja ein Duell gegen den neuen Fußball, der sich hier in der Bundesliga eben durch das System Red Bull ausbreitet. Franchises in New York, Sao Paulo, Salzburg und Leipzig. Die Stars werden in die Bundesliga geschoben. Red Bull kann über seine zahlreichen Vereine die Ablösesummen drücken. Das ist Teil der Geschichte, die sie erzählen. Schaut her! In Leipzig wirtschaften wir so überragend mit unserem Geld. Blickt doch auf unsere Transferausgaben! Wir zahlen doch nichts. Wir erkennen die Talente nur.

Toll, wie Sie das erklären. Ihre Aussagen werden den DID-Fans die Augen öffnen.

Lassen Sie mich. Der BVB hat es versäumt, Leipzig eine Abreibung zu verpassen. Und eben nicht nur das. Die Süd, das gesamte Stadion hat sich mit der Mittelmäßigkeit der Borussia abgefunden und akzeptiert, dass die Borussia Vergangenheit und Leipzig Zukunft ist.

Sind Sie schon wieder besoffen, Herr Dembowski?

Nein. Das stimmt doch. Aber was mir natürlich gefällt: Julian Brandt hat seine Position gefunden und das wird so ein Spieler sein, der noch in 10 Jahren im Westfalenstadion auflaufen wird. Der Typ hat das Zeug zur Vereinslegende. Er muss sich noch ein wenig öffnen, nicht nur gegenüber der Presse, sondern den Fans signalisieren, dass er es in Dortmund übertrieben gut findet. Dann passt das. Brandt ist angekommen und Sancho arbeitet weiter an seinem Marktwert. Das nötigt mir Respekt ab.

Marco Reus aber…

Fangen Sie jetzt auch an? Der letzte in Dortmund geborenen Spieler wird hier ständig gemobbt. Er hat sein Spiel ein wenig verändert. Er ist älter geworden. Seinen Geschwindigkeitsverlust, seine neue Art muss er natürlich auch einmal nach Außen kommunizieren. Aber ohne Reus wäre der BVB nichts.

Ohne Mario Götze hingegen schon. Der steht kurz vor einem Wechsel zum Großstadtklub Berlin. Wird der WM-Held Klinsmanns Mannschaft zur ersten Bundesliga-Meisterschaft führen, Herr Dembowski?

Sie lassen sich wieder von den großen Namen blenden. Und genau das war das Ziel der Hertha. Wie poliere ich das Image eines Vereins, der den Menschen noch wenig zu bieten hat? Ich zeige Wege in eine goldene Zukunft auf, entwerfe eine Vision für den Big City Club, den Sie so despektierlich Großstadtklub nennen.

Das ist aber doch die Übersetzung.

Das soll nicht unser Thema sein. Jürgen Klinsmann und seinem finanziellen Leiter Lars Windhorst geht es doch keineswegs um Mario Götze, sondern um das Versprechen, das dieser Name auslöst. Wird der Name gestreut, werden die Vorzüge der Hauptstadt in der Presse gepriesen, zeigt das: Wir sind bereit! Wir werden uns nicht mehr mit Mittelmaß zufriedengeben. Wir wollen angreifen. Wir wollen bis 2025 ein wichtiger Name im europäischen Fußball sein.

Sportlich erfüllt Klinsmann bislang seine Versprechen: Er klettert! 

Wir dürfen nicht vergessen, aus welcher Situation kommt. Klinsmann hat die Defensive stabilisiert. Gewinnt Spiele mit 1:0. Er hat Hertha wieder auf Dardai-Niveau gebracht. Mehr ist das noch nicht. In dieser Saison geht es aktuell erst einmal nur um den Klassenerhalt. Mit zwei Siegen aus den nächsten beiden Spielen kann sich das natürlich ändern. Da geht es im heimischen Olympiastadion erst gegen Gladbach, dann Bayern. Wahrscheinlich kommen sogar mehr als 40.000 Zuschauer.

Weiter für Schlagzeilen sorgt auch der Spielabbruch der B-Jugend in Auerbach. Die Hertha-Spieler verließen das Feld nach einem Rassismus-Eklat. Der sächsische Verein wehrt sich nun dagegen. Im Interview mit der Sächsischen Zeitung spricht Manager Volkhardt Kramer von einer „Inszenierung.“ Der Mannschaftsbus sei bereits vor dem Spielabbruch vorgefahren, die Erklärung und das dazugehörige Bild binnen Minuten abgeschickt worden.

Das sind schwerwiegende Vorwürfe! Ein paar Tage vorher gab es noch ein Angebot von Auerbach. Dort ging es um einen Austausch der Jugendlichen aus Berlin und dem Vogtland. Aber bereits dort erhob die Auerbacher den Vorwurf der medialen Ausbeutung des Themas. Das ist keine einfache Situation. Ich bleibe dabei: Ich war nicht vor Ort und kommentiere das nicht weiter. Es ist ein Minenfeld. Aussage steht gegen Aussage.

Der chinesische Machtanspruch im Weltfußball sorgt weiter für Verwerfungen. In dieser Woche ging es in Köln drunter und drüber. „Im Sport brauchen wir China nicht, dabei bleibe ich. Vielmehr will China bei uns Wissen absaugen, wie es das in der Wirtschaft seit über 20 Jahren tun kann, weil unsere Wirtschaftsführer in Teilen völlig naiv sind”, sagte Ex-Interimspräsident Stefan Müller-Römer und nannte China in der Folge eine „totalitäre und brutale Diktatur.“ Der Verein ruderte sogleich zurück, nannte das eine „Privatmeinung“ und begründetet das Ende des Engagements mit der sportlichen Situation.

Da hat die Bundesliga noch einmal Glück gehabt. Sie wissen ja: Ich stehe auf Schlagzeilen. Die Wahrheit hätte für weltweites Aufsehen gesorgt, den Blick noch intensiver auf die Überwachungsstaatkapitalisten dort gelegt, die Bundesliga im Land des aufgehenden Fußballs aber auch massiv in Verruf gebracht. Wir erinnern uns alle an die Tibet-Aktivisten, die Chinas U23 aus dem deutschen Ligabetrieb jagten und für eine kleine Staatskrise sorgten. So passiert jetzt erstmal nichts. Köln interessiert einfach nicht genug. Da ist Mesut Özil, da ist Arsenal der prominentere Gegner. Puh!

Wird die im Jahre 2016 geschlossene und auf fünf Jahre ausgelegte Fußball-Partnerschaft zwischen Deutschland und China also verlängert?

Die ist schon lange ohne Wert. Aber natürlich: Der Kampf gegen Doping und die Wettmafia geht weiter. Davon müssen wir ausgehen.

Blicken wir noch einmal auf unser letztes Interview zurück: Kritiker nannten es „Dembowskis schwächstes Interview.“

Wer war das?

Malte Dürr!

Was ein Verräter! Flog beim DID nicht ohne Grund raus. Wissen Sie? Der war mit einem berühmten Philosophen im VIP-Bereich des Signal-Iduna-Parks, wie er mir stolz schrieb. Kaum also wird Dürr zu einer besonderen Person upgegradet, vergisst er seine Wurzeln und ja sogar den Namen seiner sportlichen Heimat. Auf Dürr gebe ich nichts mehr.

Herr Dembowski, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Dafür nicht.