Herr Dembowski! Da sind Sie wieder. Wo erwischen wir Sie heute?
Schäfersee. Die Flugzeuge starten, das Schulle fließt, ein Unwetter zieht auf. What a day to be alive!
Das wird sich Marcel Schmelzer nicht gedacht haben. Der BVB-Kapitän ist verletzt.
I know. Pestol hat vor Freude getanzt und „geschieht ihm recht!“ gebrüllt. Ich kann das nicht nachvollziehen, aber seine Begründung fand ich trotzdem interessant. Folgendes hatte sich nämlich zugetragen: Kollege Schmelzer hat in einem TV-Interview vergessen, Neven Subotic als BVB-Urgestein zu bezeichnen, und Pestol dementsprechend nicht nur sofort bei den Ruhrbaronen angerufen, sondern auch eine Online-Petition mit dem Ziele der sofortigen und naturgemäß ablösefreien Entlassung des Kapitäns ins Leben gerufen. Dieser Strafe kann sich Schmelzer jetzt wohl entziehen. Insofern: Alles gut!
Alles gut sicher auch, da Pierre-Emerick Aubameyang jetzt in Dortmund bleibt.
Bleiben muss, da sollten wir schon korrekt sein. Es hat sich kein Verein für Aubameyang gefunden. Niemand wollte die geforderten 70 Millionen überweisen. Das Alter, die limitierten technischen Fähigkeiten haben da sicher eine Rolle gespielt. Der Gabuner braucht für seine Treffer nie mehr als einen Ballkontakt, was für seinen Torinstinkt aber sonst eigentlich nur gegen ihn spricht. Das Spiel muss auf ihn zugeschnitten sein, er will keine Wege gehen, keine Bälle gewinnen oder haben Sie den schon einmal am eigenen Strafraum grätschen sehen?
Nein. Also ist Aubameyang einfach zu schlecht für einen Topverein?
Wer sagt denn, dass der BVB kein Topverein ist?
Sie?
Das stimmt nicht. Was ich sage, niemand will so viel Geld für Aubameyang zahlen, wenn er noch mehr Geld für Lukaku oder Morata zahlen kann. Die haben immerhin noch die Jugend auf ihrer Seite.
Aber Aubameyang den Glamour!
Was Sie so für Glamour halten. Wir kommen hier nicht weiter. Did führt zu nix. Stellen Sie doch einmal eine andere Frage.
Aubameyang bleibt, wird der BVB jetzt Meister.
Das behauptet Ottmar Hitzfeld. Es ist schade, dass der einst so große Trainer immer noch als Zitatschleuder dient. Ich möchte das nicht weiter kommentieren.
Verlassen wir Borussia Dortmund und blicken nach Hamburg. Der HSV wird sein Trainingslager nun nicht in Leogang, sondern in im Aqua Dome zu Längenfeld austragen.
Die WM der Mediziner hat die Plätze in Leogang zerstört. Die Zustände waren nicht mehr akzeptabel. Den 200 mitreisenden Fans wünscht der HSV „trotzdem eine schöne Zeit in Österreich“ und bietet für das Testspiel gegen Sparta Rotterdam und den Fan-Abend einen Shuttle-Service ins 200 Kilometer entfernte Längenfeld an. Die Rückfahrt wird sicher fantastisch.
Fantastisch ist ein guter Übergang. So war auch der Start der Kleinen Erbse. Jetzt ist sie, nach nur zwei Jahren, auch schon wieder weg. Die Hammers holen ihn nach London.
Jetzt muss Brian The Lion liefern. Leverkusen hat sich lange genug für Tag X vorbereitet. Und Brian hat im Trainingslager bereits abgeliefert. 39 Tore in 76 Spielen sind eine Hausnummer, aber sportlich interessiert der Verein schon lange nicht mehr.
Dann schnell rüber zu Red Bull, die im letzten Jahr aufgrund ihrer Verdienste um den deutschen Fußball und ihrem erfrischenden Ansatz bereits mit einer ausführlichen, unbedingt sehenswerten Doku auf Sky gewürdigt wurden.
Die habe ich nicht gesehen.
Das war nicht die Frage, Herr Dembowski.
Dann stellen Sie die doch endlich.
Die UEFA hat sowohl Red Bull Salzburg als auch RB Leipzig mit einer Lizenz für die diesjährige Champions League ausgestattet. Diese Entscheidung nun auch begründet.
Die UEFA konnte Red Bulls entscheidenden Einfluss auf beide Klubs nicht zweifelsfrei nachweisen. Da sind sie einer langen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, und haben sich eben so entschieden. Das kann ich nachvollziehen, hochbezahlte Juristen hatten sich sicher bereits auf diesen Fall gefreut.
Aber wozu soll die UEFA gegen die Flut schwimmen, wenn sie sich doch sonst auch vom Kapital mittreiben lässt. Teams und Farmteams waren die längste Zeit die Zukunft des Spiels, jetzt sind sie eben auch die Gegenwart.
Dass Didi Mateschitz im Hausblatt noch ein wenig auf die Pauke haut, den Fan verhöhnt, das sind doch keine Neuigkeiten mehr. Die Europa Liga wird kommen, und Mateschitzs Truppen sind jetzt bereits gut aufgestellt. Es erfühlt ihn mit Stolz!
Geschäftsführer Commercial #Reiter stellt gemeinsam mit Hannes #Wolf das neue @OEFBL– & Cup-Jersey vor. #RauchRookieOfTheMatch #RBS pic.twitter.com/BApQJEACgy
— FC Red Bull Salzburg (@RedBullSalzburg) 20. Juli 2017
Eine lustige Anekdote am Rande dieser so bewegenden Geschichte: Red Bull Salzburg trägt in der kommenden Saison erstmals einen neuen Trikotsponsor auf der Brust. Der jüngste Spieler der Truppe, der Rookie of the day also, trägt zukünftig Rauch auf dem Leiberl, wie der Österreicher so schön sagt. Österreich ist ein Fortschrittswunderland.
Unter §3 der Marketingrichtlinien der österreichischen Bundesliga für die Saison 2017/2018 findet sich folgendes:
„Jede Mannschaft darf auf ihrer Sportkleidung in einheitlicher Form werben. Jeweils ein am Spielfeld befindlicher Spieler pro Mannschaft pro Runde darf auf der Spielkleidung andere Sponsoren als die übrigen Spieler seiner Mannschaft tragen, die in ihrer Gesamtwirkung das einheitliche Aussehen der Mannschaftskleidung nicht stören dürfen.“
Das wurde hier ausgenutzt.
Zurück zum Sponsor. Rauch ist ein Fruchtsafthersteller, der als Kontraktpacker schon lange Geschäfte mit Fuschl macht, und selbstredend bereits als Sponsor für RB Leipzig und Red Bull Salzburg firmiert. König Fußball regiert die Welt und zwischen beiden Vereinen gibt es keinen Zusammenhang. Die Integrität des Wettbewerbs war niemals gefährdet.
Bayern München ist auch in dieser Saison ein großes Thema, Herr Dembowski. Matthias Sammer kritisiert mal dies und mal das. Er bleibt der Mahner, den wir alle so lieben und der ihm bereits vor 15 Jahren den respektvollen Beinamen „Comandante“ brachte. Uli Hoeneß reagiert trotzdem geschockt, fordert ihn auf, jetzt endlich zu schweigen. Ancelotti schießt gar zurück, berichtet Sky.
Sammer macht vor allen Dingen eins: Im Zusammenspiel mit seinem alten Kumpel Orti bringt er Eurosport, seinen neuen Arbeitgeber, gewinnbringend in die Empörungskultur ein. Da kann er nicht schweigen. Es ist jedoch alles viel komplizierter. Hoeneß ist ein Sky-Mann. Deswegen müssen wir diese Auseinandersetzung auch im Lichte der Streitigkeiten zwischen den beiden Bundesliga-Anbietern betrachten. Das aber wäre natürlich ermüdend, deswegen lesen wir die Schlagzeilen, und schauen doch nicht in hinter die Kulissen der Seifenoper. Wozu auch? Fußball ist Entertainment, Fußball ist Showgeschäft und wissen Sie was? Ich fühle mich bestens unterhalten. Schon jetzt. Hoeneß vs Sammer. Ancelotti vs Sammer. Orti vs Nickles. Sky vs Eurosport. Gigantenduelle.
Wie Justin Hagenberg-Scholz vs Dietfried Dembowski?
Exakt. Wir planen für das neue Jahr ein neues Format. Bald sicher mehr dazu. Jetzt kommen die Gewitterwolken.
Herr Dembowski! Vielen Dank für Ihre Zeit!
Kein Ding.