Herr Dembowski, es ist Mittwoch. Wir erreichen Sie erst jetzt? Was war da schon wieder los?
Es ist Mittwoch? Das habe ich so nicht mitbekommen. Ich war aber auch lange spazieren.
Genau! Das Wochenende steht schon wieder vor der Tür. Wir aber wollen über den vergangenen Spieltag reden. Dortmund hat gewonnen. Das ist doch perfekt, oder?
Haben Sie das Spiel gesehen? Da war wenig perfekt. Ohne Reus, ohne Gündogan ist diese Mannschaft nicht wettbewerbsfähig. Die Borussia hat doch nur durch den Gigantenbonus für Mats Hummels gewonnen. Erst senst er einen Gegner im Strafraum um, dann versenkt er einen sensationellen Ball aus weit über 20 Metern. Der segelt über den wieder einmal indisponierten Bürki hinweg. Aubameyang ist trotz seiner zwei Tore nicht zu sehen. Nicht einmal für den Linienrichter. Sonst hätte er auf Abseits entschieden. Und Ramos, hören Sie mir doch mit Ramos auf. Ich bin für die Einführung eines Videobeweises. Das ist doch nicht mehr zu ertragen!
Am Ende stehen drei Punkte. Über den Videobeweis diskutieren die, die ohnehin immer diskutieren müssen. Sie sind doch nicht so einer.
Das stimmt natürlich. Vielleicht wollte ich nur eine populäre Meinung haben? Vielleicht will ich auch einmal bei Sky zugeschaltet werden.
Populär ist ein sehr gutes Stichwort. Das DID POWER RANKING wird nun vermehrt aufgegriffen. Erst kürzlich berichtet die Mitteldeutsche Zeitung. Macht Sie das Stolz?
Wieso? Es ist das wichtigste Ranking im Weltfußball. Das kann man auch einfach einmal anerkennen. Das Spiel ist vergleichbar geworden. Das ist unser Verdienst!
Schauen wir auf das Ranking, dann sehen wir, dass es für die Hertha aus Berlin langsam eng wird. Sie können schon am nächsten Wochenende aus den Top 20 fliegen.
Wie kommen Sie darauf? Auch eine Niederlage gegen Borussia Dortmund würde an der Top-Platzierung nichts ändern. Sevilla kann Hertha nicht angreifen, AC Mailand müsste dafür heute in Palermo siegen, am Wochenende Udinese Calcio schlagen. Klar. Das kann passieren. Dazu müsste United jedoch noch an der Stamford Bridge gewinnen, Monaco gegen Nizza die drei Punkte einfahren, Rom gegen Sampdoria nicht verlieren, und Leverkusen die Bayern schlagen. Wie soll das gehen? Für mich bleibt Hertha ein klarer Kandidat für die europäische Superliga.
Obwohl sich die Mannschaft im Team-Bus prügelt?
Der Teamgeist ist Pal Dardai heilig. Das hat er gesagt. Und daraus auch die Konsequenzen gezogen. Änis Ben-Hatira ist jetzt ein Adler. Was mir viel mehr Sorgen bereitet: John Brooks konnte schon wieder nicht trainieren. Hoffentlich ist da nichts kaputt.
Die Bayern gewinnen weiter trotz Mega-Krise, trotz Wirbel um Pep. Haben Sie das erwartet?
Was haben Sie denn erwartet? Dass die jetzt kein Fußball mehr spielen? Das sind alles Profis. Die wollen natürlich den historischen vierten Meisterschaftstitel in Folge gewinnen. Und am Sonntag haben die Bayern gegen Hoffenheim gespielt. Auch unter Stevens halten die sich weiter unter den zehn schlechtesten Mannschaften Europas. Überhaupt: Merken Sie eigentlich nicht, wie man Sie an der Nase herumführt? Die große, historische Bayern-Krise im Januar 2016 ist eine Erfindung gelangweilter Journalisten, die jeden Tag die Zeitungen füllen müssen. Ein verdammt harter Job.
Aber in der Champions League geht es gegen Juventus, das europäische Wunderteam der letzten Wochen.
Sami Khedira ist verletzt. Und Ihre Bayern-Fragen gehen mir auf den Sack.
Dann blicken wir kurz nach England. Was macht Klopp?
Was soll die Frage? Dazu werde ich mich nicht äußern. Geben Sie dem Mann doch einfach mal Zeit.
Zeit genug hatte zum Beispiel der BVB. Doch Michael Zorc konnte keinen neuen Spieler verpflichten.
Noch einmal die Frage: Haben Sie das Spiel gegen Ingolstadt gesehen? Moritz Leitner gab sein Saison-Debüt, dazu spielte Christian Pulisic groß auf. Der 17-jährige überzeugte durch seine Läufe abseits des Balls. Ein Wahnsinns-Typ. Irre!
Ist er der kommende Superstar?
Ja. Er wird die Internationalisierung des BVB vorantreiben. Die Borussia wird in den USA eine große Nummer werden. Da bin ich mir sicher.
Beim Lokalrivalen aus Gelsenkirchen ist die Welt nach einem 2:0 in Darmstadt wieder in Ordnung.
Das sagt Andre Breitenreiter. Was soll er auch sonst sagen? Ich fühle mich gut unterhalten. Ein Verein, der mir in den letzten Jahren sehr viel Freude bereitet hat.
Clemens Tönnies will die Partnerschaft mit Gazprom verlängern, und plauderte wieder über seine Freundschaft mit Wladimir Putin. Dieser verfolge sogar die Bundesliga.
Der Fleischfabrikant langweilt mich mit seinen Aussagen. Sport kann Brücke bauen, sagt er. Der Sport vereint nur in seinen ganz großen Momenten. Jetzt können Sie kurz kombinieren. Zwischen großen Momenten und Schalke gibt es keinen Zusammenhang.
Ein großer Moment war natürlich der Wechsel von Pep Guardiola. Ist die Bundesliga endgültig zweitklassig?
Diese Frage ist mir zu blöd.
Jackson Martinez wechselt nach China, überhaupt zieht es jetzt einige dahin. Erwächst da ein großer Konkurrent?
Das Staatsprogramm. Der neue Absatzmarkt. So viele Chinese, so viele potentielle Trikotverkäufe. Ist das nicht toll? Unsichtbares Geld. Das ist perfekt. Die guten, die ehrgeizigen Spieler zieht es in die Premier League, andere gehen eben nach China. Das ist vielleicht absurd. Aber es interessiert mich nicht.
Auch China wird bei der Präsidentenwahl genau eine Stimme haben. Wer wird FIFA-Präsident?
Auf die Show freue ich mich bereits seit Monaten. Sepp Blatter hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Mehr nicht. Kein Rücktritt. Nichts. Mal sehen, wie sie ihn da rausbekommen. Für mich bleibt Blatter der Präsident. Er hat den Fußball vermarktbar gemacht, und alle sind mitgezogen. Diese Entwicklung lässt sich nicht mehr umkehren. Es ist doch irrwitzig, dass wir über Blatter diskutieren, und parallel heißt es überall nur: Geld, Geld, Geld.
Was macht der DFB?
Duckt sich weiter bis zur Veröffentlichung des Freshfields-Reports. Dann werden wir einen Tag drüber sprechen, und uns anderen Dingen zuwenden. Theo Zwanziger wird weiter durch die Gerichte touren, und mal wird er gewinnen, und mal wird er verlieren. All das hat keine Bedeutung mehr.
Blicken wir zum Abschluss noch einmal auf den DID. Der Ex-Praktikant ist interessiert. Vor wenigen Monaten haben Sie den „Dembowski-Informations-Dienst“ ins Leben gerufen. Auf ihrer Homepage heißt es, Sie würden die „besten Nachrichten aus der Welt des Fußballs“ liefern. Welche Intention hatten Sie bei der Gründung des DID.
Mir war langweilig. Punkt 1. Der zweite Punkt ist ein wenig wichtiger. Was ist wahr, und was ist falsch? Und spielt das überhaupt noch eine Rolle? Wie sieht die Welt des Fußballs wirklich aus? Und was bedeutet das für uns? Dieser Frage gehen wir nach. Nicht sonderlich erfolgreich. Aber wir gehen ihr nach. Das ist wichtig.
Wie sieht ein normaler Tag in der Redaktion aus und wie setzt sich ihr Team zusammen?
Wir erledigen diese Dinge meist über das Internet. Ich ertrage so früh am Tag keine Menschen. Diese Dinge: Das sind die Themen, die wir setzen wollen. Diese Menschen, das sind der Ex-Praktikant und Justin Hagenberg-Scholz, der für uns zu Spielen fährt und den Fußball einordnet. Er ist der Über-Experte, wenn man so will. Dazu gibt es noch andere Experten. Unser Motto: Lieber ein Experte als überhaupt keine Ahnung.
Stark. Herr Dembowski, wir danken für das Gespräch!
Dafür nicht. Was ich noch sagen wollte: Bremen steigt ab. Direkt.
[…] Zone Dembowski: Wie war der Spieltag? + + + Hannover: Fast auf Platz 96 im Power Ranking. + + + Sammlung: Warum […]