Herr Dembowski, wo erwischen wir Sie heute?
Schäfersee. Die Maschinen starten. Gerade ist ein Typ vom Tretboot gefallen, und ich will mein Handicap verbessern. Teste heute einige neue Bälle, jeder rotiert doch ein wenig anders und ich muss einfach dranbleiben und selbstkritisch sein. Das ist das A und 0 beim Minigolf.
Haben Sie denn schon eine Runde absolviert?
Jau. Zweite Schleife und jetzt auf Schulle³. Erste Runde war mit 54 ganz passabel. Fast schon Platzstandard. Aber es geht immer besser.
54. Von dieser Zahl und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions League träumte auch der FC Schalke 04. Jetzt haben die Königsblauen gegen Hannover verloren.
Domenico Tedesco doch kein Bessermacher, sondern nur ein moderner Rolf Schafstall? Diese Frage habe ich als kritischer Geist bereits in den vergangenen Wochen in den Raum gestellt. Dort stand sie dann wie ein großer Elefant in einem Raum voller Blinder. Die tasten sich jetzt langsam an die Wahrheit und es bleibt dabei: Unter eintausend blinden Experten ist Dembowski König!
Jetzt haben die Königsblauen auch noch Benedikt Höwedes vom Hof gejagt. Was sagen Sie dazu?
Das muss man sich mal vorstellen. Der war für mich immer eine One-Club-Player. Höwedes war das, was Metzelder immer sein wollte, aber nie werden konnte. Höwedes war loyal, kritisch und hat immer im Sinne des Vereins agiert. Er hat das Vereinsinteresse über seine eigene Gesundheit gestellt. Das wird ihm jetzt zum Verhängnis. Über sein Handeln hat er sich eine Position erarbeitet, die ihn für das Führungspersonal gefährlich machte. Er wird jetzt von höchster Stelle aus Gelsenkirchen verjagt. Clemens Tönnies mischt nach einem Jahr endlich wieder aktiv mit.
Es ist herrlich. Tedesco damit bereits jetzt nicht nur sportlich angeschlagen. Im nächsten Sommer gibt es wieder einen neuen Trainer, einen neuen Umbruch, sicher auch einen neuen Sportvorstand. Heidel hat in knapp über 12 Monaten 12 Spieler der Knappenschmiede verkauft oder verliehen. Mit Meyer und Kehrer stehen die beiden nächsten Spieler parat. Dazu verlässt Goretzka den Verein, der weiter eine einzige Geldvernichtungsmaschine ist.
Anders als die Rivalen aus der Nachbarstadt, Ihr Herzensklub Borussia Dortmund. Die Borussen häufen weiter Millionen an. Dembele geht für am Ende rund €135 Millionen über den Tisch.
Dabei kann er nicht einmal den Ball hochhalten. Ich liege immer noch unterm Tisch. Sogar der TSV Winsen hat bessere Spieler. Da hat Aki wirklich sein Meisterstück abgeliefert.
Wieso müssen Spieler bei ihrer Präsentation eigentlich mit dem Ball jonglieren?
Weil es gut aussieht, weil die Outtakes davon die Welt unterhalten, und weil wir die Maschine immer befeuert werden muss. Fußball ist doch schon lange nicht mehr Fußball. Es ist ein Gerangel um Aufmerksamkeit, um die Erzählung. Nehmen Sie Dembele: Ich liege unterm Tisch, und da ist es bereits sehr eng. Das Internet ist voll mit superkreativen BVB-Fans und ihren Trikotergänzungen. Das ist ein Gewinn für alle. Soll ich Ihnen erzählen, wie der Dembele-Deal wirklich abgelaufen ist?
DID wäre ma fantastisch. Wie ist der Dembele-Deal wirklich abgelaufen, Herr Dembowski?
Vor ein paar Wochen, ich aß gerade ein Fischbrötchen am Strand, klingelte mein Telefon. Ich war naturgemäß verärgert. Matjes, dazu ein lokales Bier, Sonne, Wasser, ich beobachtete eine Möwe. Da werde ich ungern gestört. Jetzt war aber Aki am anderen Ende der Leitung. Er war besorgt. Das war Anfang Juni. Gerade noch hatte Feldenkirchen das ganze Drama aufgeschrieben. Doch nur auf mich wollte er sich in dieser heiklen Angelegenheit verlassen.
Worum ging es bei diesem Anruf?
Dembele. Davon reden wir doch die ganze Zeit. Neymar war noch nicht talk of the town. Das war zu diesem Zeitpunkt noch Tuchels Abgang, in heutiger Zeitrechnung ist das also bereits Jahrhunderte her. Aber damals war es aktuell. Dembele wollte nicht mehr, er konnte nicht mehr. Tuchel war sein Mann. Und Barcelona sein Verein. Das hat er der Borussia in aller Deutlichkeit mitgeteilt.
Crazy. Und was dann?
Aki sollte auf Zeit spielen. Erst einmal den Sommer beginnen lassen. Es war doch nach dem Katar-Boykott der Golf-Staaten ein offenes Geheimnis, dass die das über Paris spielen würden. Und wer würde das Ziel einer solchen Attacke sein?
Ein Verein, der die Reihen verlassen hat.
Genau! Barcelona. Hand aufs Herz! Messi ist zu alt, Suarez ein unsicherer Kantonist ohne Glamour. Da blieb nur Neymar, der aus dem Schatten Messis treten musste, um endlich zu wachsen. Das habe ich Aki erklärt. Er hat das verstanden, wenn ich auch hören konnte, wie er eifrig an seiner Zigarette zog. Das kann man nie ganz verbergen.
So kam es dann auch. Neymar wechselte.
Wir haben das von langer Hand geplant. Mit Dembele. Der wollte nur noch weg, der wollte aber auch nicht als Schnäppchen gelten. Wenn man es bei Barcelona schaffen will, muss man richtig Kohle kosten. Machen wir uns doch nichts vor, die bisherigen Wechsel aus dem Kaufhaus des Westens, ein Lob an die Kollegen vom kicker, sind doch letztendlich alle immer dann gescheitert, wenn die Ablöse nicht besonders war. Sahin, Kagawa, Götze. Das waren Schnäppchen für die aufnehmenden Vereine. Lewandowski bleibt der ewige Sonderfall. Mkhitaryan, Gündogan und Hummels waren eine andere Liga, und so spielen sie nun auch bei ihren neuen Vereinen.
Also hatten beide Seiten ein Interesse an einer hohen Ablöse?
Exakt. Und wie erzielt man diese? Durch erhöhte mediale Aufmerksamkeit. Man kann ein Angebot von Barcelona nicht einfach totschweigen. Also musste der BVB offensiv damit umgehen, und der Spieler eine aktive Rolle spielen. Wir haben uns dann entschlossen, mit einem Streik für weltweite Aufregung zu sorgen, Barcelona somit unter Druck zu setzen. Klopps Strategie in Liverpool ist dagegen nur noch lachhaft. Niemand glaubt je an eine Verletzung.
Der Streik kam gut an.
Exakt. Maximale Aufmerksamkeit. Und das nach einem angeblich verpassten Training. Indem wir den Scheinwerfer auf den BVB gedreht haben, musste Barcelona handeln. Sie standen schon schlecht genug da. Den Rest können Sie dann wieder der Fachpresse entnehmen. Aber so war das mit Dembele. Am Ende ein Traumgeschäft für den BVB.
Klasse. Das war ausführlich. Noch schnell ein paar Leserfragen. Wir wollen Sie gar nicht weiter stören. Sicher hecken Sie bereits wieder einen neuen Plan aus.
Okay. Das klingt fair.
Frage 1 von Mike aus Stellingen: Wieso holt der BVB nicht Özil und Draxler. Er meint da wohl Julian.
Weil der BVB überragend gut aufgestellt ist. Özil ist ein Langsammacher, der nicht ins Bosz-System passt. Jule könnte man holen, um Schalke zu ärgern. Doch die sind keine Konkurrenten mehr. Das haben wir ja bereits ausführlich diskutiert.
Frage 2 von Ned vom Kiez: Welcher Transfer wird uns am Donnerstag alle überraschen?
Cristiano zu Monaco. Damit haben wirklich nur Insider gerechnet. Zu denen zähle ich mich.
Golfprofi Thomas aus Potsdam wundert sich: Sind diese “Kaufe heute schon Spieler für die nächste Saison” die Antwort auf Watzkes Forderung, dass die Transferzeit früher enden muss?
Nein. Die Welt dreht sich nicht um Watzke. Thomas meint sicher Keita. Hier wird doch nur öffentlich, was seit Jahren bereits so bei Transfers ohne Ablöse praktiziert wird.
Klaas aus Braunschweig hat gleich zwei Fragen. Eine haben Sie bereits beantwortet. Frage 2: Wird Christian Pulisic nächste Saison für mehr als 150 Millionen Euro verkauft?
Nein. Christian Pulisic, der amerikanische Dirk Nowitzki, wird noch einige Jahre in Dortmund spielen und dann in die MLS wechseln. Für richtig, richtig viel Geld. Er wird der erste große Transfer der amerikanischen Fußballliga werden. Meint: Zum ersten Mal verpflichten die Amerikaner einen Spieler mit Zukunft. Pulisic wird den Weltfußball für immer verändern. Aber noch nicht jetzt.
Comiczeichner Marc-Oliver sieht einen Wandel in der Dortmunder Transferpolitik. Man hole jetzt vermehrt ältere Spieler, sagt er und fragt: „Wo rennt der BVB hin?“
Das sehe ich nicht so. Und der BVB rennt in eine goldene Zukunft mit einem bunten Mix der besten Spieler vieler Länder. Marc-Oliver sieht nicht, dass der BVB durch die Verkäufe von Merino, Mor und Dembele rund €160 Millionen eingenommen hat und somit für Hummels, Mkhitaryan und Gündogan nachträglich weitere €100 Millionen erhält, und weiter auf Götze, Schürrle und auch Rode zurückgreifen kann.
Mark aus München möchte wissen, ob England gegen die West Indies gewinnen kann?
Sie haben verloren. Überragendes Spiel der Windies. Bangladesch schlägt Australien. Im Cricket ist die Welt noch in Ordnung.
Knalli fragt..
…hat der sich immer noch nicht gelöscht? Nächste Frage.
Die einen guten Abschluss bilden könnte. Schalke-Fan Sebastian fragt: Wann ist die perfekte Zeit des Tages, um ein Schulle aufzumachen?
Immer. Gute Frage übrigens. Ich nehme noch ein paar Fragen.
Peter aus Paderborn sorgt sich: Erreicht der Trainer die Mannschaft noch?
Definitiv. Sonst wäre er nicht mehr Trainer.
Rainer zeigt sich an Ihrem neugewonnen Ruhm interessiert.
POWER RANKING? Ich sage Ihnen was: Die Typen schmeißen mich in ein paar Wochen wieder raus. Keine Klicks, keine Kohle. Fußball, das verspreche ich, bleibt weiterhin vergleichbar.
Wir hätten noch einige Fragen
Jetzt nicht mehr.
Okay.
Kein Ding. War trotzdem toll.
Das stimmt, Herr Dembowski