Hallo Herr Dembowski!

Hallo DID. Da sind Sie endlich. Habe auf Ihren Anruf gewartet.

Wir wollten Sie erst mit Thies reden lassen.

Das habe ich getan. Klick. 

Okay. Dann haben Sie den Quälgeist versorgt. Die Liga ist zurück. Sie sind es schon länger. Schauen wir doch gerne auf den ersten Spieltag.

Der bei mir mit einer Pushmeldung begann. Dieter Thomas Heck ist tot, hieß es da überall. Im Fernsehen versuchte ich Max Mutzke an der Nationalhymne und die DFL feierte sich mit ihrem „Alles Auf Anfang“-Spot. Hat nicht lange gehalten. Als Ribery fiel, nur um sich vor einer schwerwiegenden Verletzung zu schützen, war es vorbei. Kein VAR-Einsatz, obwohl ja zahlreiche GIFs bewiesen: Der Franzose schutzschwalbte die Bayern zum Sieg. Da änderte das spätere Eingreifen bei Robben, bei Müller nichts. Die Bayern werden sich auch in dieser Saison zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt sehen, und sie werden trotzdem Meister.

Dabei ist der Kader auf Kante genäht.

Das stimmt. Coman fällt jetzt aus. Ribery konnte sich nur durch einen Sprung retten. Dazu Gnabry und Robben. Denen traut man schon ein paar Monate im Krankenlager zu. Aber für die Liga wird das reichen.

Wir wollen Sie auch überhaupt nicht mit den Bayern belästigen. Das Thema des Spieltags war…

…der Berliner Hymnenstreit!

Herr Dembowski, ich bitte Sie. Das Thema des Tages war der VAR. Hertha ist nicht einmal eine regionale Nummer. Die haben sich lächerlich gemacht.

Dann lesen Sie doch die zweihundert VAR-Kommentare auf allen Internet-Seiten. Ich werde mich dazu nicht äußern. Die Hertha steht vor einer großen Saison. Wenn Sie den jungen Torunarigha irgendwann einmal über 90 Minuten beobachten, werden Sie das verstehen. Er arbeitet an der perfekten Spieleröffnung, er hat ein extrem gutes Stellungsspiel, ist dominant. Dazu diese bemerkenswerte rechte Seite im neuen Dardai-System. Der abgeklärte Arne Maier, der erfahrene Salomon Kalou und Lazaro mit seinen Schachmatt-Moves an der Außenlinie. Sieben Spieler, die noch in der U23 spielen könnten. Hertha wird in diesem Jahr Schalke 04 sein.

Und was hat das mit der Hymne zu tun?

Nichts. Aber das ist natürlich eine bemerkenswerte Auseinandersetzung. Hertha will den Verein zukunftsfähig machen, zumindest jetzt vor dem Spielfeld mehr Großstadt als Eckkneipe sein.  Muss man nicht gut finden. Hat auch bei uns im Soldiner für ordentlich Wirbel gesorgt. Nie wieder Zander zum Einlaufen, keine Einklatschphase mehr. Dafür Seeed. Gute Idee, blöde Ausführung natürlich. Kurze Info wenige Stunden vor Spielbeginn. Ohnehin schon eine angespannte Lage zwischen Mr. Digitalisierung und den alten Fans.

Der Dialog wurde abgebrochen.

Und Keuter fordert im Gespräch mit dem Capital Magazin einen Kulturwandel in der Fußballbranche, Finanzvorstand Ingo Schiller will 50+1 abschaffen. Im Sponsors Interview. Das ist natürlich eine abgehobene Diskussion an den Fans vorbei. Hertha BSC, diese graue Maus, ist der kommende Gigant des deutschen Fußballs. Das wird noch Jahre dauern, und bis dahin werden wir diesen Kampf zwischen Erneuern und Bewahrern verfolgen können. Die Erneuerer um Keuter werden am Ende gewinnen. Im neuen Stadion wird Hertha Teil der europäischen Superliga sein, und, anders als in München oder Dortmund, wird es wenig Widerstand geben. Die alten Fans werden verschwunden sein, neue hinzugekommen. Auch das steckt hinter der neuen Zuschauerpolitik. Freier Eintritt für alle unter 14-jährigen. Für die soll es kein Zander geben.

Wird es jetzt aber doch. Gegenbauer hat ein Machtwort gesprochen.

Jetzt gibt Zander noch ein wenig den Entertainer. Bald wird man ihm den Abgang nahelegen. Damit Hertha die Zukunft gehört, muss es in der Gegenwart um diese kämpfen. Das passiert gerade. Bis dahin gilt: „In Berlin kannst Du alles sein. Nur nicht Paul Keuter.“ Aber am ehemaligen Twitter-Mann prallt alles ab. Auch das ist der Verein. Sie haben eine klare Linie. So frustrierend das für die Eckkneipen auch ist.

Themenwechsel: Der BVB schlägt Leipzig mit 4:1.

In einem perfekten Spiel. Nach 15 Minuten im Würgegriff der Leipziger, hat sich der BVB all seiner Dämonen entledigen können. In der ersten Halbzeit der Saison. Tore nach Standardsituationen, nach Flanken, später nach Kontern. Tolle Spielzüge, ein guter Torwart. Es bleibt ein langer Weg, aber der Verein ist auf einem guten Weg.

Und hat nun 30 Spieler im Kader.

Kagawa wird gehen, Toprak vielleicht. Im Winter werden sich auch die Rodes, Sahins und Isaks um neue Arbeitsplätze bemühen. Es ist kein einfacher Neuanfang auf dem Platz, im Kader. Was aber viel wichtiger ist: Auch im Verhältnis zwischen den Tribünen und der Mannschaft gibt es einen Neuanfang. Um auf höchstem Niveau erfolgreich zu sein, braucht der Kader das Westfalenstadion, dem es in den letzten Jahren ebenso an Mentalität und Qualität gefehlt hat. Das wird einige Zeit dauern, aber in der Pause ist etwas passiert.

Thema Fans, Thema Stadion. Haben Sie gerade nicht behauptet, dass Hertha die Fans nicht braucht, Herr Dembowski?

Ich habe von einer Langzeitstrategie gesprochen und davon, dass Hertha die aktuellen Fans in ein paar Jahren nicht mehr brauchen wird. Der moderne, schlanke Hauptstadtverein, der in Zukunft auch den Namen Berlin prominenter rausstellen wird, davon sprach ich. Aber dafür hätten Sie mir zuhören müssen.

Am Mittwoch spricht Joachim Löw zum deutschen Volk.

Hören Sie mir auf mit der Nationalmannschaft. Ich kann das alles nicht mehr hören.

Dann nicht. Ihnen noch einen schönen Tag, Herr Dembowski.

Ihnen auch.