Dunkle Tage im Soldiner Eck. Dembowski hat seinen Score wieder. Wu, JHS und auch Schill sind verschwunden. Der Ermittler hat sich auf Schulle-Diät gesetzt. Wir treffen ihn an der Bar. Er trinkt wieder. In der Jukebox dreht sich Tom Pettys Spätwerk. „Zwei Jahre schon“, sagt Dembowski. „Und bei Nils sind es schon sieben!“
Dembowski sagt: „Ein Schulle für jeden, der nicht mehr da ist!“ Er meint das so. Kirschen. Wenn der Sommer kommt. Schulle. Wenn die Menschen gehen. Besser wir sprechen jetzt mit ihm.
Guten Tag, Herr Dembowski!
Der DID! Wat schön, Sie jesehen zu haben. A
Berlinern Sie jetzt auf Ihren alten Tagen auch noch?
Nein. Ich freue mich wirklich. Auch ein Schulle? Did wäre doch ne Freude!
Wir sind bei der Arbeit. Freude ist ein gutes Stichwort. Noch besser: Fehlende Freude. Überall. In Dortmund…
… wo Aki Watzke sein Ego über den Verein stellt.
Herr Watzke veröffentlicht eine Biographie namens „Echte Liebe“, Herr Dembowski.
Und da jammert er Jürgen Klopp nach. Es ist schon nicht mehr zu ertragen, wenn Fans dem Übungsleiter, wie man ihn nannte, hinterherweinen. Wenn aber die mächtigste Person im ganzen Gebilde in einer aufziehenden Krise unbedingt ihr Buch, das zweite mit dem Titel „Echte Liebe“, promoten will und jedes Gespür dafür verloren hat, wie diese Rückwärtsgewandtheit in der Gegenwart ankommt, dann muss man diese Person hinterfragen.
Die Kommunikationsabteilung hat ihn vielleicht nicht richtig gebrieft.
Da kann man sich prima hinter verstecken. Aber Watzke kann das nicht. Er muss wissen, wie das draußen ankommt und wie es beim aktuellen Trainer…
…der noch Lucien Favre heißt…
…ankommt. Wäre ich Lucien Favre würde ich mich direkt an den nächsten Flughafen begeben und den Verein verlassen. Wir erleben dort wieder ein unwürdiges Schauspiel. Der Trainer wird seit Wochen öffentlich angezählt, irgendwelche Insider schmeißen bereits mit Namen möglicher Nachfolger um sich.
Jose Mourinho.
Der den Verein einen soll. Der also den modernen Udo Lattek geben soll. Mit Schutzschild in den Untergang. Die Überlegung: Mourinho ist ein großer Trainer. Mourinho kann dem Verein Titel bringen. Und ohne Titel verliert der Verein seine Identität. Der letzte Trainer, der in Dortmund einen Titel holte, wurde vom Hof gejagt. Vollkommen zurecht, wenn Sie mich fragen.
Und Mourinho wird dann auch vom Hof gejagt, Herr Dembowski?
Der muss erst einmal Titel gewinnen!
Das gelang ihm bei Chelsea, ja sogar bei United.
Und wieso sollte es ihm in Dortmund gelingen? Mit einer Mannschaft, die niemand zu einem Defensivbollwerk umbauen kann. Googeln Sie mal Julian Brandt + Sekundenschlaf.
Okay. Danke für den Tipp. Greifen wir die fehlende Freude noch einmal auf. Thomas Müller hat um einen Transfer gebeten.
Er will Niko Kovac absägen. Das wird ihm nicht gelingen. Ein gutes Beispiel dafür, was fehlenden Freude mit einem macht.
Freude hingegen bei den Hahoherrlichen.
Drei Siege in Folge. Ein Würgen gegen Paderborn und auf einmal, 20 Minuten ins Köln-Match hinein, war die alte Hertha zu sehen. Erster Ballkontakt Dilrosun, erster Treffer des Spiels. Was dann gegen Düsseldorf folgte war einfach nur souverän. Daridas dritter Frühling, Dilrosuns herrliche Tore, Wolfs Ankommen. Sogar Stark hat sich gefangen. Gegentore interessieren nicht mehr. Das hat Spaß gemacht am Freitag. Dazu das Olympiastadion, das sich gegen das Verschwinden wehrt. Es wird irgendwann von der Liga-Landkarte verschwinden. Niemand wird es vermissen und doch werde ich bei jedem Besuch melancholisch.
Wieso?
Es ist dann doch der alte Fußball. Die kriechende Kälte in dieser großen Schüssel, die wie keine zweite einen Einblick in die Seele des deutschen Fußballs gewährt. Hier sehen wir, welche Vereine die Menschen berühren. Wir sehen, wer das Stadion füllt und wer den Menschen egal ist. Ein Blick zum Marathontor genügt. Das ist überragend. Und für dieses offene Fenster müssen wir den Berlinern dankbar sein.
Das haben Sie sehr schön gesagt, Herr Dembowski. Wir haben auch bereits überzogen.
Okay. Bis die Tage! Hab wieder ein paar Knaller rausgehauen. Immer gerne.
Wir müssen Ihnen danken, Herr Dembowski.
Es war ein weiter Weg zurück!
Wir sehen Dembowski. Wie er das Soldiner Eck verlässt. Er trägt nun einen weißen Anzug. Einmal noch dreht er sich um. Die Sonne ist wieder ein roter Ball und sie geht am andere Ende der Straße unter.