Zufällig treffen wir Dietfried Dembowski auf der Straße vor dem Bergwerk. Er steht dort und will gerade ein paar Bilder für seine Instastory machen.

„Das macht man jetzt so! Die lustigen Fähnchen sind die Kraniche der Instagram-Elite!“, sagt Dembowski und zeigt in den Himmel. Der Berliner Herbst ist grau. Ein SUV rauscht vorbei. Dietfried applaudiert. “Respekt”, flüstert er. “Die SUVs sind die eScooter der Elite!” 

Der Ermittler würde gerne zur Elite gehören. Aber es geht ihm nicht gut. 

Fragen muss er trotzdem beantworten.

 

Guten Tag, Herr Dembowski!

Oh! Die feinen Damen und Herren vom DID! Da werde ich wohl…

… abliefern müssen! Das stimmt, Herr Dembowski! Sie waren gestern in Wolfsburg?

Genau! Der schönste Ort der Republik war nicht nur Schauplatz des Bundesliga-Spiels VfL Wolfsburg gegen TSG Hoffenheim…

… vor rund 21.000 Zuschauern…

…sondern auch Schauplatz der Uraufführung eines Stücks zur Zukunft des deutschen Fußballs. Diese wird, wie alle vorherigen Zukünfte, vom Fan aus gedacht. Sie wird die beste aller möglichen Zukünfte sein und sie wird uns an den Rand der Transformation zum digitalen Wesen bringen.

Sie haben doch wieder vom Schulle genascht, Herr Dembowski!

Ich habe einen Schulle-Flaschenöffner! Ich bin der glücklichste Mensch der Welt.

Wo haben Sie den geklaut?

Jetzt hören Sie doch einmal auf und mir stattdessen zu. Ich habe die Zukunft des deutschen Fußballs gesehen, und ihr Name ist digitales Stadionerlebnis. Das beste beider Welten.

Es gibt zwei Welten? Ich möchte sofort in die andere Welt. Die andere Welt muss die bessere sein.

Herrje. Die Daten und Fakten einer TV-Übertragung direkt auf Deinen Screen, den Du zwischen Dich und das Spielfeld schiebst. Du bist der Pilot Deiner eigenen Stadionübertragung. Ist Dir Paco Alcacer mal wieder zu faul, klick ihn an und bestätige Deine Vorurteile. Ist Mats Hummels schon wieder eine Schnecke? Auf dem Screen siehst Du sein aktuelles Schleichtempo!

Und? Was hat der Fan davon? Der will Fußball gucken und sich nicht so einem Technikquatsch belasten.

Es geht doch nicht um den Fan!

Das haben Sie doch gesagt.

Sie müssen das weiterdenken! Die App an sich ist unspektakulär. Aber was man damit machen kann. Welche Daten man gewinnen kann. Wie man immer mehr über den Fan in Erfahrung bringen wird. Vielleicht wird er die heißen neuen Schuhe von Marco Reus direkt im Spiel bestellen können und es wird sicher ein Food-Symbol geben. Kannste gleich alles ordern. Das ist doch ein Gewinn für alle. Dazu kommt noch die Hexwave…

…das KI-Überwachungssytem, das bald in der Allianz Arena getestet werden wird…

Der KI kann man alles antrainieren und wenn die Daten dann in den richtigen Händen sind, kann die App direkt auf die Bedürfnisse der Stadionzuschauer eingehen. Sie wird sich merken, was konsumierte wird, zu welcher Jahreszeit, in welchen Spielmomenten, in welchen Abständen. Alles. Sie wird vor Dir erkennen, was Du überhaupt konsumieren möchtest und all das maßgeschneidert für Dich ausspielen. Wenn Du dazu nichts zu verbergen hast, bist Du der glücklichste Mensch der Welt!

Wir haben nichts zu verbergen, Herr Dembowski.

Sehen Sie.

Eine Frage bleibt offen: Wer soll die App nutzen, wenn niemand kommt? Aus Hoffenheim waren rund 50 Zuschauer nach Wolfsburg gereist.

Da haben wir alle gelacht. Weil wir ja auch denen, die Fan einer Mannschaft sind, die wir aus manchmal guten Gründen abstoßend finden, das Recht absprechen überhaupt Fan zu sein. Wären sie nämlich Fan, wären sie ja Fan einer anderen Mannschaft, weil sie ja nicht Fan dieser Mannschaft sein können. Diese Mannschaft ist ja abstoßend.

So wie Hoffenheim.

So wie Hoffenheim. Aber auch Wolfsburg natürlich.

Ein Verein, der weniger Fans hat als Sie Bilder von den VW-Werken!

Die Fans der sogenannten Traditionsvereine wollen jeden Wettbewerb außer Kraft setzen, der ihnen unliebsame Vereine an die Spitze des Systems spülen könnte. In einigen Fällen kann ich denen zustimmen. Leipzig wird auf immer ein großer Fehler bleiben. Manchmal aber, gerade beim wunderbaren VfL aus Wolfsburg, geht es doch viel mehr um die Wut der Anderen.

Was soll das sein? Die Wut der Anderen!

Die Wut derer, die es nicht ertragen, dass es in Deutschland Regionen gibt, in denen Fußball keine Religion ist. Dann ist das eben so. Dann kommen dort nur 20.000 Zuschauer? Und: Bei der Kult-Religion Union laufen auch nicht mehr auf.

Da ist das Stadion ausverkauft.

Das stimmt. Steigen trotzdem ab.

Herr Dembowski, Sie sind ein Wendehals! Neulich feierten Sie noch den alten Fußball.

Ich benutze meine eigenen Worte.

Fehlt es Ihnen an Mentalität?

Klasse Überleitung. Dem BVB bleibt für die linke Spur zu langsam, für die rechte Spur zu schnell. Daran hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert. Jetzt haben die mal das Unmögliche, den Titelgewinn, als Saisonziel ausgerufen und dann fliegt es ihnen so schnell um die Ohren.

Der BVB hat in Frankfurt versagt. Ist im DID POWER RANKING auf 10 abgestürzt.

Die hätten da gewinnen müssen, ohne Frage. Die hätten sich auch nach dem 0:0 gegen Barcelona nicht feiern dürfen. Haben die aber getan, wie auch weite Teile der freien Presse. Wir beim DID haben auf die Mannschaft eingeschlagen. Weil wir es können und weil wir nicht die sind.

Einfach nur klasse, Herr Dembowski!

Danke!

Muss Favre denn jetzt gehen?

Die Experten haben ihn bereits entlassen und rotten sich nun zur finalen Attacke auf Michael Zorc zusammen.

Was hat der denn schon wieder gemacht?

Favre angestellt. Und ihn noch nicht rausgeschmissen. Ernsthaft jetzt: Im aktuellen System wird der BVB nicht mehr glücklich werden. Melden sie Ansprüche an und scheitern, dann hätten sie keine Ansprüche anmelden dürfen und melden sie keine Ansprüche an und scheitern, weil sie ja in jeder Konstellation scheitern müssen, hätten sie Ansprüche anmelden müssen. Der FC Bayern ist allen anderen Klubs in der Liga enteilt. Da ist es dann ja schon ein Drama, wenn Leipzig einmal 20 Minuten die Kontrolle über ein Spiel gewinnt. Das ist ja bereits die allerhöchste Beleidigung. Passiert das, steht Kovac direkt im Fegefeuer. So weit ist das alles entrückt.

Dabei wollte John doch die Fußballwelt retten.

Jetzt hören Sie aber mal auf.

Okay!