DFB-Pokal. Dazu Justin-Hagenberg-Scholz-Wetter. Eine perfekte Mischung für den weitreisenden DID-Über-Experten. Wir trafen den Gen-Forscher am Gate in Tegel.

 

Justin, du warst gestern in Stuttgart. Wie war’s?

Die Orkanböen des Sturmtiefs Susanna rüttelten an meinem Airbus. Dann war nur noch Übelkeit, Spucktüte und die Häme der Mitreisenden. Warum finden solche Flüge statt, Karnevalsumzüge aber nicht?

 

Kann ich nicht beantworten. Dein spielerisches Fazit?

Ein DFB-Pokal-k.o.-Spiel wie man es sich wünscht. Die Schlacht auf dem Acker mit einem verdienten Sieger. Tolle Tore. Und ganz nebenbei: Ein VFB mit dem Selbstbewusstsein eines Wladimir Putin, dem Kampfeswillen der Deutschen Handballer und der Passquote des Meidericher Spielvereins. Sie werden Platz 6 erreichen und im kommenden Jahr in der Europa League mitmischen. Großkreutz habe ich stark gesehen. Danke an Joachim Löw für diese Motivationsleistung. Beim BVB haben sich völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit die Abwehrprobleme in Luft aufgelöst. Hinzu kam, dass Aki Watzke die Mannschaft nicht mit einem weiteren Ehrengast verunsichert hat, sondern artig und wie gewohnt neben Catsche Kramer im Dreiteiler auf der Tribüne grimmte.

 

Ein Wort zu den taktischen Auffälligkeiten.

Das lässt sich mit einem Wort nicht beantworten. Tuchel mit Mega-Matchplan, Kramny mit der permanenten Suche nach der Antwort. Der BVB gruppentaktisch sehr sauber in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Mkhitaryan und Gündogan im offensiven Halbraum. Vorne wechseln sich Reus und Aubameyang in der Spitze alle 5 Minuten ab. Ungewohnt tief stehende Außenverteidiger sicherten gegen die Konter der Degerlocher ab. Endlich verdiente die 4 im 4-3-3 mal ihren Namen. Sonst ist das ja eher ein 2-4-3-1, aber das traut sich ja keiner zu schreiben. Damit überrascht Tuchel den Gegner, trifft früh und spät.

 

Durm und Ginter kamen in die Mannschaft. Warum?

Das hat zunächst formale Gründe wegen der DFB-Statuten. Julian Weigl ist nur bis Windstärke 4 spielberechtigt. Diese DFB-Vorschrift hat TT eiskalt ausgenutzt und den athletisch besseren Ginter mit seiner größeren Raumabdeckung bei den hohen Achtern aufgestellt. Passend hierzu gab es rechts eine #durmwarnung. Er hat viele Kritiker. Die sind aber alle dumm. Sie wissen in ihrem Übermut nicht, dass Durm gelernter Stürmer ist und von Klopp zum AV umgeschult wurde. Zudem kann er rechts wie links. Ein Tausendsassa. Für mich war er der Man of the Match.

 

Das war doch wohl Aubameyang!

Klar, für Leute, die nur auf die Tore schauen und sich nicht für das Spiel interessieren, war er der große Mann. Ich nenne es die Sportschauisierung des Fußballs. Tore, rote Karten und zwei Chancen glotzen und sich mit diesem Wissen zum Mitreden aufgefordert fühlen. Das beschreibt 98% der Fußball-, würgen wir es raus, FANS, sehr gut. Auba ist ja auch gut. Und die Tore waren schön. Allein der Sprint in der 89. Minute zeigt seine Klasse, wenn die Räume groß und frei sind. Aki Watzke wird in der kommenden Nacht in seinem Marsberger Bettchen bestimmt von den 100 Mio. träumen, die ihm ein debiler Scheich per Eilüberweisung im Sommer schickt.

 

 

Warum erst heute Nacht und nicht gestern?

Gestern hat er von einem Heimspiel gegen den VFL Bochum geträumt. Er hatte noch keine Zeit, das war dringender.

 

 

Ach so. Zurück zu Auba!

Ja, genau, Auba. Guter Mann. Dietfied, wusstest du, dass Auba einen npg90 (Anm. der Redaktion: npg=no penalty goal) von 0,89 hat? Die kleine Weltklasseerbse hat nur 0,83. Aber wie gesagt, Durm ist der MOTM! Gefolgt von Ginter. So!

 

Spannend. Was gab es noch?

Tennisbälle. Diese zweifarbigen, mit denen Kinder trainiert werden. Die gab es satt!

 

 

 

Ja, bizarr. Deine Bewertung?

Mein Interesse gilt dem Spiel, seiner Taktik, seiner Geschwindigkeit. Das Drumherum nehme ich nur verschwommen wahr. Aber in jedem schlummert etwas, das nennt man gesunder Menschenverstand. Den nutzt man, wenn man ein Ereignis eigentlich nicht beurteilen kann. So wie ich jetzt. Daher sage ich, die Aktion war gut. So ein Spiel mit den tollen Rahmenbedingungen, 12 Grad Außentemperatur Anfang Februar, muss die Hütte voll sein. War sie aber nicht, überall riesige Lücken auf den Rängen. Da die Schwaben im Gegensatz zu den anderen Bundesligisten zu geizig sind, mich zu akkreditieren, musste ich ein Ticket kaufen. 70 Euro für einen Sitzplatz auf Höhe der Eckfahne. Ich kann mir das leisten, Dietfried ist großzügig bei Spesen. Die Lizenzgebühren für das Power-Ranking und die Werbeeinnahmen aus dem Google-Werbeprogramme sprießen wie die Maiglöckchen im sonnenüberfluteten Park Ende April. Aber wie soll sich Otto Normalverbraucher ein 70-Euro-Ticket mal eben so nebenbei leisten? Die Beteuerungen des VfB, “wir brauchen das Geld” empfinde ich als dreiste Verarsche mitten in das Gesicht eines denkenden Menschen.

 

Äh, die Sachen mit den Spesen bereden wir nochmal später. Du bist ein großer Fan von Trainern. Insbesondere Tuchel hat es dir angetan. Kannst du seine gestrige Leistung weiter ausführen?

Gern. Er trug zu Beginn des Spiels im Starkregen einen ganz tollen Mantel. Er sah aus wie einer von der Tafelrunde, nur das Pferd fehlte. Das sah super aus. Er ist ein toller Athlet. Auch körperlich ein Vorbild für seine Spieler. Die ganzen Schwabbelidioten, die ihn zu dünn finden, sollten sich mal nackt vor den Spiegel stellen. Im Vergleich mit einem Keniatischen Hochlandmarathonläufer ist auch TT ein Fettsack. Übrigens, der eine Linienrichter gestern war auch etwas zu dick. Zurück zu Tuchel. Er sieht gut aus, hat schöne Zähne und mir gefällt seine kindliche Freude bei seinen messerscharfen Spielanalysen. Er hat noch einen langen und erfolgreichen Weg vor sich.

 

Heute Nacht träume ich von Homo Faber. Was gab es sonst noch so?

Im VIP-Bereich bin ich auf Jens Lehmann getroffen. Sehr gute Unterhaltung. Wir hatten uns in den Neunzigern mal auf einer Party kennengelernt und danach habe ich ihm 2-3 mal Nachhilfe in Mathe gegeben. Er brauchte damals einen Schein für sein Studium. Wir hatten uns aus den Augen verloren, aber daran hat er sich erinnert und es wurde noch ein langer und schöner Abend.

 

Toll. Was machst du heute noch und wie sind deine weiteren Pläne?

Jetzt gehe ich arbeiten. Durch die Gleitzeit musste ich heute und gestern keinen Urlaub nehmen, muss das aber alles nach- und vorarbeiten. Dann muss ich mich um RaRa kümmern. Sie ist jetzt fast 17, ein unglaubliches Hundealter, aber im Moment machen Berenice und ich uns große Sorgen. Vielleicht, wenn es RaRa gut geht, fahre ich aber am Freitag nach Hamburg, den künftigen Deutschen Mester aus Leipzig anschauen. Mal sehen.