Millerntor, Hells Bells, die Enden der Parabel. Ewald Lienen und Ralf Rangnick. ok.- vs Red Bull. Das sind die Geschichten, die Justin Hagenberg-Scholz magisch anziehen. Der Weltreisende in Sachen Expertentum verbrachte den frühen Freitag-Abend in Hamburg und verfolgte den 1:0 Erfolg der Gastgeber in einer Loge. Näher war noch niemand am Herzschlag des Anti-Kapitalismus. Wir treffen den KiBa-Fan im Food Court der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs. Er hat es eilig: Der letzte Zug nach Berlin. Danach sind die Grenzen wieder dicht. Justin Hagenberg-Scholz trägt ein „Kein Fußball den Faschisten“-Trikot, ich alte Turnschuhe. Er trinkt KiBa, ich Holsten.

 

Justin, du kommst gerade vom Millerntor. Wie war’s?

OptaPeter hat mich netterweise gerade zum Bahnhof gefahren. Gutes Fachgespräch. Ansonsten Krämpfe, Flutlicht, Stimmung. So geil ist Fußball. 100% Atmosphere of Greatness. Noch 20 Minuten nach Abpfiff gesungen. Ich habe geweint.

 

Was genau wurde gesungen?

“Himmelmann, Himmelmann”, “Eeewald Lienen”, “Welcome to the hell of St. Pauli!!!” Kein Ultra-Blödsinn.

 

Hast Du mitgesungen?

Das war ein super lustiger Abend, ich hätte auch in einem bayerischen Bierzelt auf der Bank gestanden.

 

Tolle Songs. Stimmung wie auf einem Oktoberfest. Das klingt klasse! Deinen Fotos entnahm ich, du warst hinterm Tor. Doch auf Tuchelfühlung mit den Ultras?

Jein. Heute war ich dank Andi Rettig Gast in der Ehrenwerten Gesellschaft im Separee 4 der DKB-Bank. Kompletter Vorstand da. Tolle Kerle. Die stellen mein Girokonto jetzt auf kostenfrei um.

 

Du kennst sie alle! Dein spielerisches Fazit?

Für Laien waren die Rotbullen das bessere Team. St. Pauli nur Kampf. Kannst du jetzt überall lesen.

 

Aber wie war es wirklich, Justin?

Leipzig fahrig und indisponiert. Die zwei vielversprechenden Abschlüsse wurden zehn Meter neben das Tor gesetzt. Nur der Ex-St.-Paulianer Halstenberg ragte bei denen heraus. Dietfried,Leipzig ist noch nicht aufgestiegen…

 

Und Pauli?

St. Pauli – das Sankt ist wichtig – klar überlegen. Neben dem Tor gab es noch zwei 100-prozentige und einen tollen Schuss ans Lattenkreuz. Ansonsten Himmelmann hier, Himmelmann da, Himmelmann in Amerika. Begeisternd. Ich verfolge ihn schon seit seiner Zeit in Solingen. Neuer und Wolff können einpacken. Die Werbeverträge mit Garagentor- und Softdrinkherstellern kriegt jetzt alle Himmelmann!


Erstaunlich. Wie war es taktisch?

St. Pauli kompakt im ungewohnten 5-3-2. Bei Leipzig Poulsen so oft auf sich allein gestellt wie Auba letzte Woche bei uns in Berlin. Taktisch gefallen hat mir Forsberg, den ich noch aus und “Die ??? und die silberne Spinne” gut kenne. Insgesamt bin ich vom Godfather of Tactics sehr enttäuscht. Das war nix. Rangnick derzeit wohl besser in Buchführung als an der Taktiktafel. Weinzierl, übernehmen Sie!

 

Was gab es noch?

In keinem anderen Bundesligastadion habe ich bisher besseren KiBa getrunken. Der Kirschsaft kommt aus dem alten Land. Der Bananensaft aus Haiti. Köstlich.

 

Wie sind Deine weiteren Pläne?

Jetzt fahre ich heim. Morgen kümmere ich mich um Berenice und RaRa. Nachmittags “Sport und Musik” beim RIAS. Abends Sportschau.