Justin Hagenberg-Scholz macht den Türsteher. Indianer lässt er erst gar nicht rein. Die will er hier nicht haben. Andere Gäste könnten sich gestört fühlen. Witze über Doppelnamen (sie verletzten ihn so sehr, den armen Justin) und Witze über Toiletten haben hier nichts zu suchen. Der Mann der 1.000 Daten hat zum korrekten Karneval geladen.

Es ist kein Erfolg. Das Soldiner Eck bleibt leer. Sehr zur Freude von Dembowski und Schill, die sich durch die neuesten Hits in der Jukebox klicken. Mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein. Jeder Tag war für sie ein neues Wunder.

Wir sind verabredet. Die beiden Kiezkönige gehen gerade die Planungen zum Frauentag durch. Justin würde wieder an der Tür stehen. Die besten Partys feierte man doch immer noch ohne andere Menschen.

„Wat? Wie habt Ihr Euch an der Tür vorbeigemogelt?“, ruft uns Dembowski zu. Er schiebt eine Ladung Schulle rüber. Hagenberg-Scholz schlendert durch die Tür. Schill schließt sie ab. Fragestunde im Soldiner Eck. Immer wieder ein Fest.

Herr Dembowksi! Wir müssen reden.

Stimmt. Viel zu lang her schon.

Zu viel Atempause. So funktioniert es eben nicht. Bringt uns direkt zur ersten Frage. Löw sägt Müller, Hummels und Boateng ab. Die Bayern schlagen zurück.

Oh. Das hatte ich verpasst. Was ist passiert?

Bei den Bayern hatte man sich eine andere Kommunikation gewünscht. Dazu wurden sie auch nicht vorab informiert, beschwerten sie sich.

Löw hätte die Bayern vorab über seine Entscheidung informieren müssen und dann nach München fahren, um die Nachricht auch persönlich zu überbringen?

Genau. Diese Box hatte sie im Beschwerdeformular angekreuzt.

Herrlich. Stellen Sie sich mal vor, Löw hätte das vorher angekündigt! Den Reporterauflauf an der Säbener Straße hätte ich gerne gesehen. Köhler und Sky Torben mit super Bildern, Falk mit breaking Tweets. Wissen Sie, wenn man den Kreis der Wissenden kleinhält, kommt nicht so viel raus. Die wären doch alle sofort heulend zur Presse gelaufen. „Er sagt es uns am Telefon. Das ist unmenschlich. Wir haben doch so viel geleistet!“ Mich kotzt das alles so an. Diese verdammte Selbstüberhöhung. Es gab eine Welt vor denen und es wird eine Welt nach ihnen geben. Müssen die jetzt eben lernen.

Aber ein offizielles Statement hatte der DFB vorbereitet. Das ist kalt! Das ist unmenschlich.

Die Nachricht in aller ihrer suggerierten Endgültigkeit war draußen. Es ist doch okay, dass der DFB sich darauf professionell vorbereitet.

Die Nachricht erreichte die Bayern vor wichtigsten Spielen in Liga und Champions League.

Und was ändert das jetzt?

Vielleicht verlieren die Bayern.

Dann haben sie einen Sündenbock. Ist doch prima.

Mats Hummels hat sein Unverständnis geäußert, Thomas Müller sogar ein Video aufgenommen. Sie sind erschüttert!

Im Sommer war denen die Özil-Geschichte doch auch egal. Da wollte sie ihre eigene Haut retten. Mir ist jetzt vollkommen egal, dass sie die Öffentlichkeit mit ihren Gefühlen belästigen.

Joachim Löw wird jetzt liefern müssen. Wir können nicht mehr von einem geordneten Neuaufbau sprechen. Auf den Verteidigerpositionen fehlt nun nachgewiesene internationale Klasse.

Was hätten Boateng und Hummels daran geändert? Und wann hätte es den Bruch sonst geben sollen?

Nach der WM.

Da war der DFB zu sehr mit Überleben beschäftigt. Dazu noch Özil.

Dann in der Winterpause! Es geht um das richtige Timing.

Da wird Joachim Löw im Urlaub gewesen sein.

Joachim Löw wird es in Zukunft trotzdem nicht leichter haben. Er hat den Bayern das Deutschland geraubt. Bereits jetzt zweifeln sie die Endgültigkeit dieser Entscheidung an. Wie soll das am Ende des Tages erst aussehen?

Anfang der Woche gab es eine kleine Meldung in der AS, der spanischen Fußballfachzeitschrift. Dort wird Löw mit Real in Verbindung gebracht. Noch weit vor der Niederlage gegen Ajax. Um seine Zukunft muss er sich keine Sorgen machen. Der schaut sich jetzt an, ob es für einen Neuaufbau reicht und sonst ist er eben weg. Was die Bayern ihm dann hinterherrufen, wird ihm herzlich egal sein.

Themenwechsel: Der VAR bleibt umstritten. Neu ist, dass er jetzt auch in Europa für Ärger sorgt.

Definitiv. Jetzt hat es Europa erwischt. Und im nächsten Jahr wird es England erwischen. Ein großes Fest. Der VAR ist die todbringende Krankheit, die sich ganz langsam in den Fußball frisst und alles zerstört. Ich sage es mit einem Lied.

Langsam erhebt sich Dembowski.

 „Schill, welche Nummer?“

„0512“

Schill, Hagenberg-Scholz und Dembowski bauen sich auf der Theke auf. Sie singen.

VAR changes everything. VAR changes everything. VAR makes you fly, it can break your wings. VAR makes the rules from fools to kings!

Sie zitieren Climie Fishers Jukebox-Klassiker „Love Changes (Everything)“, korrekt?

Vielleicht erbarmt sich Rod Stewart endlich! Das Original wollte er nicht singen. Aber als DID-Remake dürfte es für den großen Fußballfan zum Comeback des Jahres reichen. Und dann hätten die Kurven einen schönen neuen Gassenhauer und wir hätten endlich unseren alten Rod wieder. Das wäre ein tolles Comeback.

Ein erstaunliches Comeback legte am vergangenen Wochenende auch Sarah Knappik hin.

Sarah wer?

Sarah Knappik aus dem Sat1-Prominentenbonusprogramm.

Haben die das neu aufgelegt? Bin da bei Maren Gilzer raus. Aber gut. Sicher ein erstaunliches Comeback. Worum geht es da.

Knappik attackierte Rolf Fuhrmann nach seiner Frontal-Attacke gegen Sat1-Dampfplauderer Claus Strunz, der im Doppelpass gastierte.

Der Typ mit der Brille und der etwas anderen Meinung?

Ja.

Wow! Erzählen Sie weiter. Das sind mir völlig unbekannte Welten. Gab es da Beef?

Auf Twitter!

Wow! Beim DID wird man zum Trüffelschwein.

Danke für das Lob.

Aber jetzt erzählen Sie mal. Dazu möchte ich eine Meinung haben.

Fuhrmann kritisierte die Strunz-Einladung, das triggerte Knappik. Sie beendete ihre Twitter-Pause. Verteidigte ihren Boss, griff Fuhrmann an. Danach große Aufregung in den geringsten Teilen der digitalen Welt.

Da hätte ich mich auch gerne aufgeregt. Aber gut. Interessante Anekdote, die sie da wieder ausgegraben haben. Das Internet war der wahrscheinlich größte Fehler. Aber es bringt uns in Lohn und Brot.  Können wir jetzt wieder über Fußball reden?

Sie haben mich nicht ausreden lassen. Es ging um Rolf Fuhrmann, und wenn es um Rollo geht, geht es natürlich um Schalke.

Gutes Thema. Die schmeißen am Ende der Saison 11 Spieler raus. Haben dann mal wieder eine neue Führungsriege, neue Spieler, deren Verpflichtung uns irgendein Marktschreier dann als visionäre Transferpolitik verkaufen wird und dann geht wieder alles von vorne los. Wie in diesem alten Del-Amitri-Gassenhauer. Die Nadel springt zurück auf Anfang. Wir werden alle einsam sein. Können wir gerne singen.

Bitte nicht!

Okay. Was ich sagen will. Interessant ist das Ende des Lieds, und nicht der Anfang. Lassen Sie Schalke die Saison doch erst einmal durchspielen. Das könnte noch amüsant werden. Und dann springt die Nadel zurück und es geht wieder alles von vorne los. Nur unter anderen Startbedingungen. Das hatten wir neulich. Jede Saison verändert einen Verein.

Dembowski steht auf. Nimmt sich noch ein Schulle. Für Minuten ist er abwesend. Er lauscht den Klängen Midwoods. Hebt noch einen und noch einen. Sein Körper ist da, sein Gedanken aber haben das Soldiner Eck verlassen. Stören wir ihn nicht. Hören wir Ramsay Midwood zu. Und schauen auf seine alten Aufnahmen. Bilder aus den vergessenen, friedlichen Tagen dieses Jahrhunderts. Bevor die Türme fielen und bevor wir unsere Angst mit Herzen und Likes unterdrücken wollten. Dembowski schüttelt den Kopf. „The Internet was a mistake”, murmelt er.

Auch Ihre Dortmunder, denen es gegen Tottenham nicht gelang, ein Tor zu erzielen. In der Liga haben sie einen 9-Punkte-Vorsprung verspielt und wenn es so weitergeht, werden sie den Saison 10 Punkte hinter den Bayern beenden.  Sie sind bereits jetzt die Versager des Jahres! Werden nicht einmal mehr Meister. Der BVB ist eine Schande für den deutschen Fußball.

Jetzt machen Sie mal halblang. Der BVB ist in einer kleinen Krise. Aber schauen Sie sich an, wo er herkommt. Vor einem Jahr nach dem Aus gegen Salzburg lag der Verein am Boden, schleppte sich dank Peter Stöger in die Champions League. Ist doch vollkommen okay, wo die jetzt stehen.

Trainer Lucien Favre findet keine Lösungen mehr, gegen tiefstehende Mannschaften rennt man blind an. Der BVB schießt keine Tore mehr.

Die Fans im Westfalenstadion haben es am Dienstag doch trotzdem geliebt. Die sehen, wo die Mannschaft herkommt und was sie erreichen kann. Jetzt hat man ohnehin nichts mehr zu verlieren, jetzt können die die letzten 10 Spiele genießen. Jedes Spiel für sich. Erst Stuttgart, dann bei den Hahoherrlichen. Und dann wird geschaut, was am Ende dabei rauskommt!

Was denn?

Die Meisterschaft.

Das ist eine Kampfansage, Herr Dembowski!

Ich habe vor der Saison all mein Geld auf die gesetzt. Ich würde es Verzweiflung nennen.

Hannover wird nicht Meister!

Dafür haben sie den besten Trainer der Liga. Der hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Wir doch auch. Immer. Ich verstehe Thomas Doll und das habe ich ihm auch in vielen Briefen mitgeteilt. Thomas Doll braucht jetzt unsere Unterstützung. Er ist der letzte große Entertainer des Ranissimo-Zeitalters.

Die letzte Sendung wurde vor 20 Jahren ausgestrahlt.

Das ist das Problem.

Danach schweigt Dembowski. Lassen wir die drei Stars nun zurück im Soldiner Eck. Sie sind erschöpft.