Einmal, als Berenice Hagenberg-Scholz wieder einmal an RaRa dachte, verirrten sich ihre Gedanken im Internet. Sie verlor sich. Ihre Blicke wanderten über den Bildschirm, und mal klickte sie und mal las sie und immer weinte sie. RaRa wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Justin Hagenberg-Scholz litt mit ihr. Als sie den Hund sahen, wussten sie, dass sie in Deutschland erst einmal nichts mehr halten würde.

Berenice buchte die Flüge, Justin übergab den Späti an Schill. Sie verschwanden, und mit ihnen das DID-Momentum. Jetzt ist es Dietfried Dembowski gelungen, Justin Hagenberg-Scholz in Südamerika aufzuspüren. Eine besondere Situation erfordert eine besondere Stimme.

Lesen Sie hier das Exklusiv-Interview mit dem wahrscheinlich größten Fußball-Experten unserer Zeit!

 

Hallo Justin! Schön, dass Du mal wieder Zeit für uns hast.

Ich helfe gern!

Du bist gerade in Südafrika! Was treibt Dich an die Südspitze unserer Welt?

Südspitze ja, aber in Südamerika. Meine Frau und ich helfen tagsüber, Südamerikanischen Straßenhunden in Deutschland eine neue Heimat zu geben. Dabei bereisen wir den Kontinent. Derzeit sind wir in Buenos Aires. Hier werden wir länger als geplant bleiben, weil wir unsere Liebe zum Argentinischen Tango entdeckt haben. Leidenschaft, Temperament, Melancholie und Intensität. Eine Musik packend wie ein gutes Fußballspiel.

Verfolgst Du den magischen Ballspielverein? Es gibt ja kaum einen Zeitunterschied. Wie konnte der BVB am Wochenende eine 4:0 Führung herschenken?

Wie gesagt, wir sind in Südamerika. Daher gibt es einen Zeitunterschied. Dieser beträgt vier Stunden. Aber ja, ich verfolge die Bundesliga. Der BVB schenkte die Führung her, weil auch Schalke in einer Halbzeit vier Tore geschossen hat.

Südamerika! Klar. Vier Tore in einer Halbzeit. Die erste Halbzeit war ein Geschenk. Der BVB ist in der Liga seit Ende September ohne Sieg, gewann überhaupt nur im Pokal. Was sind die Gründe für die Krise?

Gründe? Keine Mehrzahl, Dietfried. Es gibt nur einen Grund: Der Wille fehlt. Wolfgang Eilenberger wird das bestätigen.

Eilenberger. Der mit der Wagenburg. Genial. Aber: Genauer bitte!

Jeder Fußballverein besteht aus vielen Teilen, aber nur zwei sind von Bedeutung. Ein Teil, der nach vorne rückt und einer, der nach vorne treibt. Der Teil, der vorrückt heißt „Wille“, und der andere, der nach vorne treibt, heißt „Erfolg“. Gesprochen wird aber immer nur über den Erfolg. Das eint alle: Fußball-Omis, Erfolgsfans, Aktionäre, Journalisten, Vorstand, Ultras. Mit dem Willen befasst sich aber niemand. Weil ihn niemand versteht. Die Ära-Klopp war doch nur aufgrund des Willens möglich. Das waren eben nicht die Spieler oder die Trainingsmethoden oder das Umfeld. Es war nur Wille. 99% der Menschen, z.B. Thomas Tuchel, gehen in ihrem Leben nie durch eine Wand. Sie wissen, das geht physisch nicht, also versuchen sie es nicht oder versuchen es und holen sich eine blutige Nase. 0,9% schaffen es einmal im Leben, meistens ist es Zufall. Nur ca. 0,1% schaffen es mehrfach. Ich befürchte, z.B. D. Trump ist so einer. Jürgen Klopp ist privilegiert, er gehört zur zweiten Gruppe. Aber auch er kann es nicht wiederholen, ist ein durchschnittlicher Trainer mit überdurchschnittlich viel Selbstbewusstsein. Nur über Erfolg ist Position 2 in Gefahr, denn das können viele. Sie glauben aber, die Klopp-Jahre könnte man wiederholen. Geht aber nicht. Fast niemand gewinnt zweimal im Leben im Lotto. Freuen wir uns also im Mai 2018 über Platz 6.

Trainer Peter Bosz ist ein Verfechter des Slo-Coachings. Fußball, sagt er, entsteht durch Fußball. Was aber, wenn die Borussen überhaupt kein Fußball spielen?

Bin gerade raus und kenne das nicht. Habe lange nicht mit Tobias, Rene und Martin [Justins Taktikfreunde, sie erfanden u.a. den Deckungsschatten] gesprochen. Frag die bitte danach. Mein Leben sind Straßenhunde und nicht der Goalimpact der Spielvereinigung Greuther Fürth. Was ist aber weiß; die spielen Fußball beim BVB, glaub mir, Dietfried.

Der BVB mag Fußball spielen, jedoch ohne seine besten Spieler. Wieso darf Alexander Isak nicht ran?

Der Trainer stellt ihn nicht auf. Er wird im Sommer gehen. Wie so viele. Kommt er woanders groß raus, wird er gar Weltfußballer? Ich glaube es nicht. Ihm steht eine Karriere wie Leonardo Bittencourt bevor. Es könnte schlimmer kommen. Immerhin muss er sich nicht um Straßenhunde in Südamerika kümmern oder Schnaps im Kiosk nachbestellen.

Isak hat Talent. Das haben nicht viele. Ist der BVB noch zu retten, Herr Hagenberg-Scholz?

Selbstverständlich. Einfach nur die Ansprüche runter und so ein tolles Spiel wie das 4:4 feiern und nicht den Jammerlappen machen wie all die Leute, die das Leben nur genießen können, wenn der BVB gewinnt (Fußball-Omis, Erfolgsfans, Aktionäre, Journalisten, Vorstand, Ultras – Jahahahaha!!!)

Ein 4:4 feiern? Das macht nicht einmal Hans-Joachim Watzke, der Bosz in den Steinbruch geschickt hat. In einer Woche soll er dort jeden Stein umdrehen. Das wird ihm nicht gelingen. Aber wer soll nach ihm Trainer werden?

Das spielt keine Rolle. Der Verein steht mitten im strukturellen Umbruch. Da ist der Trainer unwichtig. Das ist doch wieder nur vom Erfolg gedacht. Die Männer der Stunde lauten Watzke, Zorc, Rauball, Treß. Aber auch Seifert, Grindel etc. Sollen die bleiben? Ich glaube nicht! Denn die größte Gefahr in Zeiten des Umbruchs ist nicht der Umbruch selbst, sondern das Handeln mit der Logik von gestern. Die genannten Herren stehen für das handeln nach dieser Logik. Eigentlich sogar für vorgestern. So weit waren Berti Vogts und Meyer-Vorfelder auch schon. Erst diese ganze gestrige Truppe in den verdienten Ruhestand applaudieren, dann frische Manager aus freshen Branchen rein und dann beantworte ich diese Frage, Dietfried. Reif für den Umbruch sind in Deutschland derzeit nur drei Manager: Cramer, Heidel und Rangnick.

Cramer hat Shanghai, Rangnick Hasenhüttl und Heidel mal wieder ein Auge für die Zukunft. Hand aufs Herz: Tedesco ist der beste Trainer der Liga. Sind diese Schalker überhaupt noch zu stoppen?

Sie werden sich mit Leipzig um Platz 2 balgen. Dabei ist es völlig egal, ob man Platz 2 oder 3 belegt. Man kann sie also nur insofern stoppen, dass sie nicht Meister werden. Wie immer also. Herrn Tedesco möchte ich in der kommenden CL-Saison beobachten, dann wissen wir, ob er ein guter Trainer ist. Der Beste wird er auf lange Zeit nicht sein. Immer kommt jemand dazwischen. Dieses Jahr ist es Jupp Heynckes. Nächstes Jahr vielleicht Steffen Baumgart oder Heiko Herrlich.

Danke, mein lieber Freund! Viel Spaß noch auf Deiner Safari!