Über Malte Dürr gibt es keine zwei Meinungen. Er ist ein Fiesling. Der bekannte Groundhopper schlägt in den sozialen Medien einen rauen Ton an. Er provoziert, testet dabei die Grenzen des guten Geschmacks aus. Seine mal schroffen, mal verstörenden Attacken sorgen und sorgten für Unruhe. Auch bei Mario Götzes Vater.

Einige User in den sozialen Netzwerken haben ihn sogar geblockt.

Der DID konnte nun mit Dürr sprechen. Der passionierte Bahnfahrer stellte nur eine Bedingung, schrieb: „Es muss ausschließlich um die Nations League gehen!“

Es folgten zahlreiche Telefonate, Mails und Blitzbesuche. Im DID erklärt der Sauerländer erstmals, was ihn antreibt und warum ihn sein Image als “Bad Boy” nicht stört.

Er sagt: „Ich bin neben dem lieben Gott nur meinem Chef, meiner Mutter und meiner Frau verpflichtet.“

Das Interview im Wortlaut:

Wo treffen wir Sie gerade, Herr Dürr? 

Beim Orthopäden. Nach einem Bänderanriss musste ich zur Nachkontrolle. Ich bin ambitionierter Tennisspieler. Im letzten Jahr habe ich mich von der Leistungsklasse 23 auf 20 verbessert und habe für nächstes Jahr das Projekt 18 ausgerufen. Sie sehen, ich orientiere mich bei meinen sportlichen Zielen an den Umfragewerten der SPD. Für diese nehme ich heute Abend an einer Ratssitzung teil, sodass ich heute Abend leider kein Fußballspiel besuchen kann.

Das ist überraschend. Sie sind Groundhopper. Wir haben Sie auf einem der Plätze in Europa vermutet. Die Nations League läuft. Das müsste doch eigentlich Ihr Wettbewerb sein. 

Haben Sie den weinenden andorranischen Fußballspieler nach seinem Ausgleich gegen Kasachstan gesehen? Die Nations League gibt uns Romantikern die Magie des Fußballs wieder. Kleinere Fußballnationen haben die Chance auf die EM und die Gelegenheit auf Unsterblichkeit. Außerdem ist der Modus herrlich kompliziert. Endlich bedient die UEFA also auch mal uns Fußball-Intellektuelle mit einem Wettbewerb.

Sie gelten als ein Kämpfer gegen den modernen Fußball. Sie fordern: Fußball gehört ins Stadion, nicht auf den Bildschirm. Der neue Wettbewerb gewinnt auch durch die TV-Übertragungen. Warum fasziniert Sie die Nations League? 

Auf- und Abstieg. Intensive Gruppenspiele in kurzer Zeit. Ein „Final Four“ am Ende pro Ligenstufe. Zwischen taktisch geprägtem Spitzenfußball für Ästheten wie Knalli und exzentrische Paarungen für den vielseitig interessierten Rüdiger Rabe ist alles dabei.

Hat die Nations League sportliche Relevanz? 

Was heißt schon „sportliche Relevanz“? Ein Spielfeld, ein Ball, 22 Spieler und im besten Fall noch ein Schiedsrichter. Egal, ob in Essen-Frintrop, Madrid oder Torshavn. Zur Bewertung der sportlichen Relevanz können Sie andere Formate fragen, ich bin ein Freund jedes Spielers, der sich diesem Sport als Aktiver verschrieben hat.

Planen Sie zu einem der „Final Four“-Turniere zu reisen?

Das Final Four der letzten Ligenstufe wäre toll. Dann die Nacht durchmachen in Tiflis, Skopje oder Pristina und die drei vom Staatspräsidenten erlassenen Feiertage im Anschluss genießen. Ich muss mich jedoch noch im Schulministerium erkundigen, ob es auch für solch einen Anlass Sonderurlaub geben kann.

Themenwechsel: Sie gelten sogar in unserer Redaktion als Provokateur. Was treibt Sie an, Herr Dürr?

Ich möchte, dass die Menschen wieder den Blick von der Mattscheibe abwenden und ins Stadion vor Ort gehen. Haben Sie die vielen freien Plätze bei den Spielen der Nations League gesehen?! Ein tolles Bild. Sie können einfach spontan zu einem Spiel ihrer Wahl reisen und die strahlenden Augen der einheimischen Bevölkerung nach einem hart erkämpften 1:0-Sieg bewundern.

Mehrmals waren Sie bereits das Ziel der Internetempörungsexperten. Macht Ihnen das noch etwas aus? 

Ich bin neben dem lieben Gott nur meinem Chef, meiner Mutter und meiner Frau verpflichtet.

Vielen Dank für Ihre ehrlichen Antworten. Welche Spiele besuchen Sie demnächst? 

Wenn meine Frau mir am Sonntag an ihrem Geburtstag Freilauf gewährt, gucke ich mir vielleicht das Kellerduell der Westfalenliga zwischen Mesum und Maaslingen an.

(Justin Hagenberg-Scholz führte das bereits jetzt ehrlichste Interview des Jahres. Kurz nach Veröffentlichung wurde der DID Opfer gezielter Attacken. Wir haben uns dazu entschlossen, es erneut zu veröffentlichen)