Hallo Dietfried!

Hallo DID!

Wo erwischen wir Sie heute?

Am Feuerlöscher. Es brennt und brennt und brennt. Ich bekämpfe Feuer.

Mit Feuer?

Bring The Fire!  Das höre ich gerade. Mano Negra. Ich bekämpfe Feuer aus Leidenschaft. Aber doch nicht mit Feuer. Mit Wasser.

Welche Brände sehen Sie aktuell?

Zu viele. Es ist ein Flächenbrand. Und die Grenzen verschwimmen. Blicken Sie doch einfach auf das Thema China. Da hängt alles mit allem zusammen. Die Internationalisierung mit all ihren Schwierigkeiten tritt hier an die Oberfläche. Irgendwer schließt ein Abkommen, die Konsequenzen sollen Vereine in den Niederungen des Systems tragen, die Gewinne können dann von den großen Klubs abgeschöpft werden. Das alles zusammengeschustert in einer Zeit, in der die ohnehin schon ausufernde Kommerzialisierung den Fans die Luft zum Atmen nimmt. Die, seit Jahren ohnehin bereits Versuchslabor für das gesammelte Repressalienpaket der Polizei, die sich trotz der allgemeine Gefahrenlage auf die großen Spiele konzentriert, eben auch um ganze Bürgerkriege zu verhindern, wehren sich gegen Fischer, gegen alles.

Sie waren doch gerade ganz woanders.

Im China-Konflikt gibt derweilen eine Hand die andere. Aufregung. Überall. Krieg dem DFB ist ohnehin verkündet, Friedensgespräche, auf Klubebene darf es jetzt freiwillig sein, und dann der tibetische Hinterhalt bei TSV Schott, diesem unterklassigen Mainzer Werksklub.

Das Ringen um den Begriff Meinungsfreiheit, die Angst, diesen bei der Absage explizit zu benennen. Was auch immer die Hintergründe sind.

Es folgt die kuriose Aufregung der chinesischen Ultras, die überhaupt erstmals in Erscheinung treten, und ihr Aufruf zum Kampf gegen die chinesischen Ultras in der Regionalliga Südwest. Das Außenministerium schaltet sich ein, die chinesische Presse bringt Hitler ins Spiel.

Hitler geht immer. Es brennt. Wir haben das spätestens hier verstanden. Erzählen Sie weiter.

Dazu der 50+1 Brandherd. Der böse chinesische Investor, der gute asiatische Markt. Das Geld, das Rennen, an dem man sich beteiligen muss. Mal hilflos, wie Werder Bremen oder Wolfsburg mit den Schlüsselspielern, mal durch den Wissenstransfer gegen Geld, gegen Marktzugang.

Der DFB, der mit dem Pfund SAP wuchert, in alle Richtungen. Diese Liga ist eine SAP-Liga. Dieser Verband ist ein SAP-Verband. Vorsprung durch Datentechnik. Big Data. Und das alles im Endspurt als noch amtierender Weltmeister, vor einem Turnier, das auf so vielen Ebenen bereits jetzt kaputt erscheint, und das doch und natürlich am Ende das beste Turnier aller Zeiten werden wird. Aber eben nicht mit Deutschland als Weltmeister. Das wird man abtreten müssen. Überlegen Sie nur, was passiert, wenn nicht nur der Vereinsfußball, sondern auch der Fußball der Auswahlmannschaft nicht mehr state of the art sein wird.

Das Interesse wird schwinden.

Exakt. Die Blicke werden sich nach Frankreich richten, die Blicke werden Richtung England gehen, die nur noch einen Trainer weit entfernt von einem WM-Halbfinale sind. Die Zukunft des Fußballs liegt in den nächsten Jahren nicht in Deutschland, und die Gegenwart endet mit dem Ausscheiden in Russland. Das Scheitern des Projekts U20 läutet das Ende dieser Zeit ein.

Nach dem Reboot also der Festplattencrash?

So kann man das sicher bezeichnen. Am Ende werden einige Teams da oben bleiben. Die Bayern, die Leipziger…

… bei denen Augsburg-Präsident Klaus Hofmann…

…jetzt Mitglied werden will, und eine Reaktion von Mintzlaff erwartet, dem das aber eigentlich alles egal sein kann.

Wieso?

Weil Leipzig nur solange Bundesliga spielen wird, und man wird sie nicht aus der DFL schmeißen, bis der nächsthöhere Wettbewerb ihr Erscheinen in dieser Liga nicht mehr erfordert.

Ihr Lieblingsthema.

Exakt.

Wie steht es um die Dortmunder Chancen?

Der BVB ist zerrissen. Weiterhin. Die Krise als letztes Aufbäumen Watzkes. Er wird gehen, besser gesagt polternd abtreten. Jahrelang haben sie unter Druck den Laden zusammenhalten können, sogar auf dem Abstiegsplatz damals unter Klopp. Jetzt erleben wir den Vulkanausbruch. Man kann das nicht mehr deckeln. Zu viele Fehler sind gemacht worden.

Wollen Sie die Dortmunder Fehler benennen, Herr Dembowski?

Nein.

War Peter Bosz ein Fehler?

Das ist gut möglich. Finde den Spin der Nummer gerade ganz spannend. Eigentlich ist Bosz schon weg, und Veh kommt und danach Nagelsmann. Aber Fehler kann der Verein nicht erkennen, also ist jetzt auch der Anschlag ein Problem und sonst eben Tuchel weiter das eigentliche Thema. Wegen ihm mangelt es der Mannschaft an der Fitness für Boszs Slo-Coaching, wegen ihm hat Mislintat den Verein verlassen und wegen ihm dreht Aubameyang jetzt frei. Falls der ehemalige Übungsleiter also all das ausgelöst hat, dann hätte man vorher reagieren müssen.

Was hat das mit Bosz zu tun?

Ich weiß es doch auch nicht. Wenn ich über den Ballspielverein rede, verliere ich mich.

Bleiben wir dabei, blicken aber aufs DID POWER RANKING. Herr Dembowski! Schalke holt im Spiel des Jahrhunderts ein 0-4 gegen den Ballspielverein auf und verliert einen Platz im DID Power Ranking? Ist das nicht ungerecht?

Es geht nicht um Schalke. Auch wenn diese Unterstellung da mitschwingt. Aki Watzke hat das gestern schon treffend formuliert. Für ein 4:4 gibt es für beide Teams nur einen Punkt, und natürlich ordentlich Gutschriften aufs Entertainment-Konto. Darauf hatte Schalke aber in dieser Saison noch überhaupt nicht eingezahlt. Da haben sie nun 27.15 Punkte. Das ist Platz 55 in Europa. Geht immerhin von 20.87 und Platz 81. Tedescos Abwehrfokus, auch so ein Grundproblem des deutschen Fußballs. Keine Mannschaft will mehr Fußball spielen. Dabei entsteht Fußball doch durch Fußball.

Englische Wochen in Europa, Herr Dembowski. Was ist das Spiel der Woche?

Ganz klar das M23-Derby zwischen Brighton & Hove und Crystal Palace. Die Fans der Seagulls haben sich am Wochenende bereits warmgesungen. Beide Vereine treffen erstmals seit 2013 wieder aufeinander, und diese Abwesenheit hat den Hass im Herzen nur stärker gemacht. Wer das Ding verliert, „steht vor einem Elendsjahrzehnt“, erzählte Brighton-Fan Stephen Grant erst heute dem Telegraph. Die Rivalität entstand nicht aufgrund der räumlichen Nähe, obwohl es nur knapp über 50 Kilometer sind. Es gab nur einen Auslöser. Ein Pokalspiel im Herbst 1976. Mehr brauchte es nicht. Regen, die alte Stamford Bridge. Ein Elfmetertreffer, der nicht gegeben wurde. Eine Niederlage für Brighton. Alan Mullery, der Brighton-Trainer, der Münzen in die Palace-Kabine warf. Beim nächsten Spiel im Sellhurst Park knallte es, und als dann aus den Dolphins die Seagulls wurden, war alles vorbei. Tolle Geschichte. Nur nicht für Mullery, der sagt: „Darüber will ich nicht mehr sprechen. Das geht mir schon seit 40 Jahren auf den Sack!“

Das ist ein gutes Schlusswort.

Das stimmt. Eins noch: Fußball sollte man nicht der Sportbranche, sondern vielmehr der Entertainmentbranche zurechnen. Das würde vieles vereinfachen.

Wir werden dran denken, Dietfried.

Jau. Beste Grüße auch von Dörte.

Nicht im Soldiner Kiez?

Die Lufthansa hat uns verarscht. Die fallen immer noch mit den Jumbo-Jets hier ein. Es ist eine Katastrophe. Nein, wir sind auf der Farm. Und hören Musik. Schönen Tag noch.