Vor der Tür des Soldiner Ecks treffen wir auf einen erholten Ermittler. Mit einem Schulle in der Hand begrüßt uns Dietfried Dembowski. Er freut sich auf das DID-Gespräch vor dem Bundesliga-Kracher. Aus dem Eck tönt Qrellas Erzählstück über die verwundete Möwe Arthur. Die Sonne scheint. Das Leben hat es gut gemeint mit unserem Protagonisten. Zumindest heute. Zumindest in diesen Sekunden.

Herr Dembowksi. Wir würden gerne mit Ihnen reden!

Übers Wetter? Ist es nicht herrlich. Hänge nur noch auf dem Mauerweg ab. Sie müssten die Touristen sehen. Alles dabei. Die Instafames mit ihren Wechselklamotten unter Kirschblüten. Die genervten Radfahrer, die fluchend an staunenden Massen vorbeirasen und natürlich, best of all, der Katalogfrühling auf dem Schwedter Steg.

Das schauen Sie sich an?

Natürlich. Da bin ich gerne, immer ein Schulle am Hals. Später noch unter die Horden am Mauerpark mischen. Ich lerne da. Alles ist lit, besonders Berlin. So vibrant, so lit. Awesome! Leben as it’s meant to be.

Sie sind der langweiligste Ermittler des Jahres.

Auch das ist ein Preis! Auf Dembowski, den Eroberer des Nutzlosen.

Sie sind der beste Säufer, der über die Erde wankt!

Ich bin die Milliarden. Ich bin das Schauspiel im Wald. Ich bin…

Lassen wir das. Kommen wir zu den wichtigen Themen dieser Tage.

Der Wolfsburger Rassismusskandal?

Den haben wir vergessen! Aber in Italien geht es gerade ab. Das ist alles viel schlimmer. Wir sollten besser auf die Italiener schauen. Wolfsburg haben wir aufgearbeitet.

Sie sind wie die!

Wir sind der DID!

Und ich der Ermittler.

Herr Dembowski!

Sie haben keinen Namen!

Ich bitte Sie! Reinhard Grindel ist nicht mehr DFB-Präsident.

Er wurde von einer feigen Bande aus dem Amt getrieben. Hinterhältig steckten sie Informationen an die Presse durch.

Grindel war nicht mehr zu halten!

Dem DFB fehlt ein Mindestmaß an Anstand, dies Grindel so auch ins Gesicht zu sagen. Sie haben ihn über eine Uhr fallen lassen. Welch traurige Geschichte. Für die Zukunft des Verbands habe ich keine Hoffnung. Wer so einen Dialog pflegt, will sich nicht bessern.

Grindel erhielt die Uhr von einem Schurkenoligarch! Er musste gehen.

Am Ende bleibt in der Causa Grindel die Frage: Warum ist das passiert?

Haben Sie eine Antwort?

Es macht mich fassungslos und traurig. Zu Ihrer Frage: Natürlich habe ich eine Antwort. Eine neue Generation bringt sich in Stellung. Wir sollten nicht vergessen, dass die Umstrukturierungsprozesse der DFL auch lange noch nicht abgeschlossen sind.

Auch noch nicht abgeschlossen ist der Bundesliga-Meisterkampf. Der BVB geht sogar mit zwei Punkten Vorsprung in den letzten Straßenfeger der obersten Spielklasse!  

Das ist eine interessante Beobachtung. Ich möchte Ihren Satz gerne noch ergänzen. Es ist der letzte Straßenfeger für lange, lange Zeit. Die Annäherung der beiden deutschen Top-Teams in dieser Saison wird nicht von Dauer sein. Die Bayern sind ein Superklub, die Dortmunder ein Superklubzulieferer. In dieser Rolle wollen sie sich immer näher an die Spitze heranarbeiten. Aber das Modell ist vor Rückschlägen nicht gefeit. In den für den BVB erreichbaren Transferregalen warten nicht nur zukünftige Superstars.

Mit Jadon Sancho haben die Dortmunder einen kommenden Weltfußballer in den eigenen Reihen.

Machen wir uns nichts vor: Jadon Sancho ist der Grund für die kaum zu spürende Euphorie der BVB-Fans. Sie haben Angst vor der Flüchtigkeit des Erfolgs. Das ist sehr schade. Anstatt sich auf die letzten sieben Spiele zu stürzen, geht jetzt bereits die Angst vor möglichen Abgängen um und natürlich die Angst, die größte Chance auf einen nationalen Titel leichtfertig zu verspielen.

Der BVB steht also unter mehr Druck als die kriselnden Bayern?

Natürlich. Während es für die Bayern nur darum geht, einen Titel zu verteidigen, geht es für den Ballspielverein darum, einen Titel zu gewinnen. Diese Tür öffnet sich einmal alle sechs Jahre.  Geht der BVB nicht hindurch, zerfällt der Kader. Geht der BVB hindurch, zerfällt der Kader.

Das klingt furchtbar!

Es ist aber der falsche Ansatz. Geht der BVB durch die Tür, ist er Deutscher Meister. Fußball ist das, was passiert, während die Fans eifrig dabei sind, sich um die Zukunft zu sorgen.

Sie zitieren John Lennon. Der kam aus Liverpool, starb in New York City. Für Liverpool spielt Joel Matip und New York City gibt es einen RB-Verein.

Das ist soweit korrekt.

Joel Matip wechselte ablösefrei. Er durchlief die Schalker Schule. Tyler Adams spielt nun in Leipzig. Er kam für schlankes Geld aus New York.

So verschieben sich die Verhältnisse. Schalkes große Jahre, die es in der Neuzeit nie gegeben hat, liegen endgültig in der Vergangenheit. Die werden da nicht mehr hochkommen. Der Zug ist abgefahren. Für Schalke geht es in den nächsten Jahren ums Überleben.

Justin Hagenberg-Scholz prognostizierte den Schalkern ein erfolgreiches Jahrzehnt. Eine Blütezeit.

Der Baum ist vor der Blüte abgestorben. Diese Möglichkeit gibt es immer wieder. Der Vizetitel 2018 war am Ende der Todesstoß. Sie waren der schlechteste Vizemeister aller Zeiten und in einer etwas stärkeren Liga und mit einem ausgebluteten Kader ist da nicht mehr viel mehr drin.

Und Leipzig?

Das Leipziger Geschäftsmodell ist kein neues. In Deutschland schauen wir verwundert auf die unzähligen Vereine im RB-System. Jetzt auch wieder einer in Brasilien. Das ist der neue, der internationale Unterbau. Andere Klubs halten sich eine U23, die Leipziger ein paar Farmteams.  Muss man nicht gut finden. Aber, wir sprachen drüber, das ist der neue Weg.

Auch Hertha wollte einen neuen Weg gehen!

Und jetzt bekommen die ihr Stadion schon wieder nicht. Die Stadt Berlin ist unfähig. Sie sieht nur das Olympiastadion. Sie will Hertha in dieser Fußballverhinderungsanstalt halten und Hertha wird daraus ausbrechen. Jetzt nicht mehr auf dem Olympiagelände.

Was bedeutet das für die Hahoherrlichen?

Ein neuer Standort war von vornherein erstrebenswert!

Wieso?

Im Westend wird der Verein den Staub der Westjahre nicht loswerden. Ein neuer Standort wird den Verein für neue Fans attraktiv machen.

Was passiert mit den alten Fans?

Hertha ist ein Verein, der im Herzen der Hauptstadt gegründet wurde und sich dann in Richtung Westen verabschiedete. Jetzt könnte er zurückkehren!

In die DID-ARENA am Jahn?

Das wäre wünschenswert. Wissen Sie: Meine Spaziergänge entlang der Mauer enden immer in der DID-ARENA. Dann sitze ich da, lasse Frank Zander über die Lautsprecheranlage laufen und träume von der Zukunft.

Während Sie einer Vergangenheit nachhängen!

Auf Dembowski, den Eroberer des Nutzlosen!

Auf Sie!