TL; DR

Im Internet gibt es Ärger. Ein Twitter-Nutzer kann mit den Football Leaks wenig anfangen und kennt den Rasenfunk nicht. Sein Problem: Er arbeitet bei den 11 Freunden. Auf Twitter kommt es zu einem Showdown der Extraklasse. Alles kommt auf den Tisch. Gesamtwertung: 4/10.

 

Die Football Leaks

Ein Journalisten-Team um Investigativreporter Rafael Buschmann ist an 70 Millionen Dokumente gekommen. In acht Monaten wühlen sie sich durch 3.4 Terrabyte an Daten. Das sind mehrere Bibeln. Sie enthüllen die dunklen Machenschaften der Fußball-Elite. Es geht um alles. Das verkündet ein Trailer im Internet. Das schreit die Tagesschau in den Abend und das berichtet Schauspieler Peter Lohmeyer in einer Doku. Es geht grob gesagt um die größte Revolution in der Geschichte des europäischen Fußballs. Alles beginnt mit einer Mail. Diese beginnt mit einem harmlosen Satz. Doch die Sprengkraft ist unglaublich. Von allen Seiten erpresst die neue Fußball-Elite die Verbände. Die, die schon immer da waren, wollen ewig an der Spitze bleiben. Die, die mit blutigem Geld an die Spitze gelangt sind, wollen ihren Platz nicht herschenken. Und an der Spitze der Verbände geht alles drunter und drüber.  Jetzt wird auch noch eine Super League geplant. Das beweisen die Dokumente, die Buschmann von einem windigen Whistleblower mit dem Tarnnamen „John“ in osteuropäischen Spelunken zugespielt bekommt. Die Motive des Whistleblowers bleiben unklar. Es soll ihm, so berichtet der Spiegel, um die Liebe zum Fußball gehen. Es ist nicht geklärt, ob „John“ für die Datensätze entlohnt wird. Der Spiegel inszeniert „John“ als Retter des Fußballs.

 

Der Aufreger

11Freunde.de-Redaktionsleiter Ilja Behnisch stört sich an der breitbeinigen Berichterstattung, die, so der Autor einiger Bücher über den Amateurfußball, „in weiten Teilen katastrophal, kontraproduktiv, selbstherrlich und vor allem: nicht journalistisch“ sei. Besonders bemerkenswert findet er ein AMA auf dem Internetportal Reddit. „Wenn Journalismus zur Nabelschau wird, posten sie sogar Reddit“, erklärt der 2-Meter-Russe. Warum Buschmann und sein Sidekick Winterbach auf Reddit gepostet haben, erklärte Buschmann kurz vorher dem hochdekorierten Podcaster Max-Jacob Ost in einem „Tribünengespräch“ auf Rasenfunk. Auf eine Empfehlung dieser Redaktion, sich diesen Podcast einmal anzuhören, reagiert Behnisch gereizt. In der Ferne grollt die Empörung. Sie lässt sich locken. Bis zu ihrem Eintreffen diskutieren Ost und Behnisch eifrig. „Ich habe nichts gegen Deine Sendung. Ich kenne Sie nicht“, erklärt der 11 Freunde-Mann. Ein Affront. Die Empörung klopft an die Tür.

 

Die Reaktion

Zahlreiche Tweets erzürnter Podcaster und Podcast-Supporter. Die Football Leaks spielen nun eine untergeordnete Rolle. Die Solidarität kennt keine Grenzen. Einige Leute kündigen an, in Zukunft weiterhin auf die 11 Freunde zu verzichten. Ein Tweet als letzter Sargnagel. Die ersten Ausgaben habe man noch lesen können. Doch jetzt sei da nur noch Ignoranz und Arroganz. „Wart ihr nicht fett und rosig, wart ihr nicht glücklich“, fragt sich Twitter-Nutzer „Der 4. Offizielle“, der kürzlich mit der Verkündung der Kündigung seines Sky-Abos einen Zufallshit in der viralen Welt landete. Nun geht es schon wieder um alles: Muss in der Twitter-Bio „Hier privat“ stehen, um als Privatperson wahrgenommen zu werden?

 

Die Gegenreaktion

Nun mischt auch 11 Freunde-Gründer Philipp Köster mit. Es geht schon wieder um alles. Es geht um die Arroganz des führenden Anbieters in Sachen Fußballkultur und es geht darum, ob die Webseite der 11 Freunde mehr Qualität als Bravo Sport hat.  Als Beweise werden zahlreiche Erfolgsformate wie „lustige Klickstrecken“ und  „der Ticker“ herangezogen. In einem Seitenstrang diskutiert man, ob die Football-Leaks-Enthüllungen überhaupt ignoriert werden dürfen. Sogar Schmunzeltwitterer Thomas Nowag meldet sich mit einigen Tweets. Die Football Leaks sind eine journalistische Meisterleistung, argumentieren die einen. Nicht relevant, langatmig, aufgeblasen, argumentieren die anderen. Auch darum geht es Behnisch, der zwischenzeitlich so gehasst wird wie sonst nur Gianni Infantino.

 

Die Expertenmeinung

„11 Freunde ist Mist, Rasenfunk ist Mist, Der SPIEGEL ist Mist. Aber in der neuen Apotheken-Umschau gibt es gute Tipps, was bei Reizdarm hilft.“ – Peter Ahrens.

 

Dembos Einschätzung

Eine Empörung wie eine Volksfestschlägerei. Eine wilde Hauerei. Lang angestaute Aggression platzen aus sonst friedfertigen Menschen. Sonst gern gesehene Provokateure genießen das Gemetzel. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht während sie sich durch die unterschiedlichsten Brandherde scrollen. Es ist ein großes Fest. Es geht um alles! Niemand kann genau sagen, was überhaupt der Auslöser war. Aber für eine zünftige Schlägerei ist das nicht wichtig. Am Ende versuchen sowohl Behnisch als auch Ost die Diskussion wieder einzufangen. Es gelingt ihnen nur in Teilen. Behnisch löscht seine Twitter-Bio. Weitere Konsequenzen auf den Lauf der Weltgeschichte sind ausgeschlossen. Einige Menschen werden weiter Rasenfunk hören, andere 11 Freunde lesen. Es wird weiter eine Schnittmenge geben. Der mysteriöse „John“ wird die Investigativreporter weiter mit Datensätzen füttern. So werden auch in Zukunft weiter die dunklen Machenschaften der Fußball-Elite enthüllt. Manche Menschen werden dies interessant finden, andere Menschen werden es ignorieren und wieder andere sich an der Art der Berichterstattung stören. Eines Tages wird es keine Datensätze mehr geben. Dann wird es andere Skandale geben.