Der BVB ist zurück auf der Landkarte des europäischen Fußballs. Noch ungeschlagen unter Trainer Lucien Favre, zwei Siege in Europa, teils atemberaubende Spiele, gelungene Transfers und Mario Götze halten den Bundesliga-Tabellenführer seit Wochen in den Schlagzeilen.
Zwar dominieren in der deutschen Presse aktuell die Abgesänge auf den deutschen Rekordmeister Bayern München, dessen große Zeit nun vorbei sein könnte und dessen Trainer Niko Kovac der neue Jürgen Klinsmann ist, doch international hat es bereits eine Interessensverlagerung gegeben.
Bei ESPN Senior Writer Gab Marcotti ist dies gut zu beobachten. Zwar sind die Bayern hier noch das größere Thema seiner Musings, doch das Augsburg-Spiel, Alacers Tore haben ihn überzeugt. Auch der BVB spielt guten Fußball. Dass er sich mit diesem noch nicht so intensiv beschäftigt hat, verrät jedoch der Schlusssatz seines kurzen Ausflugs: „My guess [Alcacer] gets a start next game.“ Das wäre wohl auch gegen Augsburg der Fall gewesen, hätte er nicht noch unter der Woche 90 Minuten gegen Monaco gespielt.
Im Guardian schaut Andy Brassell hingegen auf Mario Götzes Laufweg vor dem 3:2 gegen Augsburg, der den Kinostar zurück ins Rio-Zeitalter katapultierte. “So when Götze scored, the roar from the stands was from the heart. These fans so want him to succeed”, schreibt der Honigstein-Nachfolger, und erwähnt im Anschluss zwischen den Zeilen noch die gewachsene Rolle des Kapitäns Marco Reus.
Der BVB ist also wieder da. Wird aber trotzdem höchstwahrscheinlich nicht Meister, berichtet Ted Knutson auf StatsBomb. Zwar seien die Modelle nicht so düster wie bei Arsenal, doch auch Favre, der noch jedes xG-Modell besiegt hat, werde irgendwann wieder auf Normalmaß gestutzt werden.
Überhaupt nicht läuft es hingegen bei den Dortmunder Champions-League-Gegnern FC Brügge und AS Monaco. Während Brügge-Trainer Ivan Leko als Folge der Ermittlungen zum Korruptionsskandal im belgischen Fußball die Nacht zum Donnerstag hinter schwedischen Gardinen verbrachte, verlässt Leonardo Jardim nach vier erfolgreichen Jahren und einem destaströsten Ligastart das Fürstentum. Zu viele Abgänge haben den Kader der Monegassen ausgedünnt.
Im DID POWER RANKING steht der französische Meister der vorvergangenen Saison aktuell nur auf 87. Es ist ihre bislang schlechteste Platzierung im diesjährigen Ranking, nur einmal, am ersten Spieltag, waren sie in der ersten Tabellenhälfte zu finden. Goalimpact hat die Expected Points von 62.9 vor Saisonbeginn auf 51.7 korrigiert. Als Nachfolger soll Thierry Henry in den Startlöchern stehen.
Une grande histoire se termine…
C’est un honneur d’avoir représenté l’AS Monaco.
Merci pour l’opportunité, merci pour le soutien, merci pour l’affectionMonaco et ses chaleureux supporters resteront à jamais dans mon cœur. Je souhaite le meilleur à l’AS Monaco.
Daghe Munegu ! pic.twitter.com/SICaHqT64o
— Leonardo Jardim (@leonardojjardim) 11. Oktober 2018
Mit Monaco wird den BVB für immer eine besondere Beziehung verbinden. Sie waren der Gegner vor dem Anschlag auf die Spieler der Dortmunder Borussia am 11. April 2017. Nach rund 11 Monaten Prozessdauer wird nun im November das Urteil gegen Sergej W erwartet. Vorher kommt es am 25.10.2018 am Dortmunder Landgericht zu einem weiteren Fortsetzungstermin. Los geht die Verhandlung um 11.00 Uhr.
Im Bus saß damals auch Nuri Sahin, der kurz vor Transferschluss den Sprung an die Weser wagte. Zwar hat er auch dort keinen Stammplatz, aber bessere Chancen auf ein wenig Spielzeit. Nie wieder aber wird Sahin so gut sein wie in der Saison 2010/2011. Damals führte er den BVB als heimlicher Kapitän zur ersten Meisterschaft unter Klopp. Der feierte diese Woche sein dreijähriges Liverpool-Jubiläum.
Trotz vier sieglosen Spielen in Folge, davon zwei Unentschieden in der Liga gegen Chelsea und Manchester City, träumt Liverpool von der ersten Premier-League-Meisterschaft. Auch weil Klopp im dritten Dortmunder Jahr ein paar Runden um den Borsigplatz drehen durfte. Glenn Price zeigt bei ESPN die Parallelen auf. Price sprach mit Sahin, ich sprach mit Kuba. Der sagte: „”Many of us never won big titles after leaving Dortmund. And for many, it was the best time of their career.”
Für viele BVB-Fans war diese Saison auch die beste Saison ihrer Fankarriere. Immerhin aber scheinen nun die dunklen Jahre überwunden zu sein. Der Prozess endet bald, der Klopp-Schatten wird kürzer, die Stimmung rund um das Westfalenstadion ist wieder optimistischer. Mehr konnte man vor der Saison nicht erhoffen.
An der optimistischen Stimmung werden die unzähligen Transfergerüchte um den 18-jährigen Jadon Sancho nichts ändern können. Der englische Boulevard überbietet sich vor Sanchos Länderspieldebüt mit Insiderinformation. Irgendwas um die €150 Millionen werden die englischen Vereine abrufen, um den neuen Neymar zurück auf die Insel zu locken. Die Fälle Dembele und Aubameyang, die zahlreichen Wechsel von Topspielern haben zu einer neuen Gelassenheit geführt, und genau diese Abgänge sind längst Teil der Dortmunder Vereinsphilosophie. Zu diesem Schluss kommt auch der Blog Swiss Ramble, der sich auf Twitter das diesjährige Finanzergebnis angeschaut hat.
Thread on Borussia Dortmund’s 2017/18 financial results #BVB #Dortmund #echteliebe #Bundesliga https://t.co/mss5y8U5Vg
— Swiss Ramble (@SwissRamble) 10. Oktober 2018
Noch weit davon entfernt, den BVB für €100 Millionen oder mehr zu verlassen, ist Luca Unbehaun. Der Nachwuchskeeper hat es aber immerhin in die „Guardian – Next Generation“-Liste geschafft.