Herr Dembowski, was sehen Sie hier?
Auf dem Bild lache ich. Ich beobachte den Himmel. Es gefällt mir.
Eine Rarität. Liegt das auch an dem Unentschieden der Dortmunder in Berlin?
An Ergebnissen mache ich das nicht fest. Ich lache, wenn es was zu lachen gibt. Das ist immer seltener der Fall. Aber natürlich: Sie suchen wieder nach einer Krise. Sie wollen Unruhe in den Dortmunder Kader bringen. Merken Sie sich eins: Die Hertha hat grandios aufgespielt. Darida als Balljäger an vorderster Front. Da wird man als Gegenspieler bekloppt. Folgerichtig hat dann auch ein Dortmunder den Schlappen draufgehalten. Jetzt fällt Darida in Heidenheim aus. Aber das sehen Sie wieder nicht. Dazu kommt eine erneut äußerst gewöhnliche Vorstellung von Julian Weigl, der jetzt einfach mal eine Pause braucht. Er ist jung. Kagawa schafft es nicht in den Kader, Aubameyang verhungert. Der BVB taumelt durch das Niemandsland der Liga.
Ist das nicht ein wenig übertrieben?
Und wenn schon.
BVB, BVB, BVB. Wir bleiben bei den Dortmundern. Die Fans protestieren. Mal wieder. Schon wieder gegen erhöhte Ticketpreise. Wieso machen die das?
Der VfB hat in dieser Saison noch kein Spiel ausverkauft. Wie auch die Augsburger. Überhaupt sind die Zahlen beängstigend. Die Preise sind zu hoch. Dazu kommen die Topspiel-Zuschläge bei zahlreichen Vereinen. Fußball muss bezahlbar sein, singen die Fans, und das ist ja schon längst nicht mehr der Fall.
Ein Vorwurf. Die BVB-Fans haben überhaupt kein Interesse an einem „vereinsübergreifenden Erfolg.“ Sie sonnen sich im Glanz ihrer Protesthaltung.
Das ist grandioser Quatsch. Kein Zwanni gibt es bereits seit über fünf Jahren. Steht offen. Aber es ist natürlich leichter, sich an anderen Fans abzuarbeiten, um sich dann bei Sky über den Kommentator aufzuregen. Das deprimiert mich.
Auch in Liverpool haben die Fans protestiert. In der 77. Minute verlassen sie das Stadion an der Anfield Road, und die Reds kassieren in der Folge zwei Treffer.
Ein grandioser Erfolg, oder? Klopp sagt dazu besser nichts. Die Klub-Besitzer sind ohnehin schon nervös. „77 Pfund? Für diesen Mist? James Milner? What the fuck? Das ist verrückt. Jordan Henderson ist Kapitän. Fuck Off! Ehrlich: Würden Sie 77 Pfund zahlen, um Jordan Henderson beim Ball gegen die Wand schießen zu sehen? Nein. Fuck Off. Ehrlich, das ist doch komplett irre“, sage nicht ich, sondern ein ungemein sympathischer Ire vor den Kameras von Redmen TV.
Zurück zur Liga. Hannover und Hoffenheim bleiben im Keller. Wie sollen die sich noch retten?
Wieso sollen die sich retten? Aber auf Twitter ist Hannover total lustig. Das ist doch auch was.
Herr Dembowski, was ist los? Versuchen wir es noch einmal. Wolfsburg ist in der Krise. Was ist da los?
Ihre Fragen sind heute aber auch ziemlich mies. Wolfsburg hat Perisic verkauft, hat De Bruyne verkauft, und der Rest blieb Ende August in der schönen Stadt am Mittellandkanal, ohne Aussicht auf Erfolg, mit tollen Gehältern, aber der Schlüsselspieler beraubt. Klaus Allofs und Dieter Hecking sind in der Realität angekommen. Die VW-Aktie notiert wieder auf Skandal-Niveau. Teilhaber Katar geht es auch nicht besser. Die Ölpreise sind im Keller.
Von Katar zu Bayern ist nur ein Katzensprung. Was machen die Bayern?
Es gibt kein Alkohol in Katar, sagte Pep Guardiola auf einer Pressekonferenz und beendete damit alle Diskussionen. Der Katalane fühlt sich von seinen Pflichtauftritten vor den deutschen Reportern gestört, und von den Fragen beleidigt. Niemand will dort mit ihm über seine grandiosen, nahezu perfekten taktischen Kniffe reden. Das freut seine Fans, und das bestätigt seine Kritiker. In den sozialen Netzwerken wurden eifrig Standpunkte vertreten.
Und was macht die Millionenspende?
Dazu kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen.
Auf Schalke wurden zahlreiche Polizisten verletzt.
Viele davon durch den Einsatz von Pfefferspray.
Welche Entscheidungen stehen in der Bundesliga noch aus?
Auf dem Platz fasziniert mich das Rennen um die Champions-League-Plätze. Das ist der besten Liga der Welt würdig, wie auch der heiße Kampf um den Relegationsplatz. Hamburg bemüht sich. Aber Bremen will das nicht zulassen. Ein irrer Kampf, der Quote garantiert.
Rasenballsport Leipzig steigt in die Bundesliga auf.
Das wird ein Fest. Das letzte Hurra der deutschen Fankultur. Für die Leipziger geht es auf direkten Weg in die europäische Super-Liga. Sie werden die Proteste überleben. Rainer Wendt reibt sich schon die Hände.
Kommt die Super-Liga?
Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis wir von einer weltweiten Super-Liga reden. Dann spielen wir die europäische Super-Liga und im Sommer geht es für die Vereine in das große Wettmessen mit China, Japan, den USA, Brasilien und Argentinien. Doch das ist erst der Anfang: „Wir fragen uns, ob unser Spiel auch auf anderen Planeten gespielt wird“, warf der große Visionär Sepp Blatter bereits 2014 in den Raum.
Was passiert dann mit DID POWER RANKING?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber wir werden mit der Zeit gehen. Und weiter an Relevanz gewinnen.
Blicken wir einmal kurz ins Ranking. Welche Mannschaft hat sie begeistert?
Valencia unter Gary Neville weiter auf Erfolgskurs. Seit dem ersten Ranking legen sie eine formidable 1-7-5-Bilanz vor. Malaga nimmt den anderen Weg. Mit 6-3-4 erreichen sie erstmals die Top 49. In Italien stottert Juventus von Erfolg zu Erfolg. 14-0-0. Das sieht beeindruckend aus. War es in den letzten Wochen jedoch nicht. Leicester spielt im nächsten Jahr europäisch, sehr wahrscheinlich in der Champions League.
Aber sie haben viel mehr Geld als Mainz.
Ah. Sie kommen jetzt auch mit den Quer-Vergleichen. Ihnen ist schon bewusst, dass beide Mannschaften in unterschiedlichen Ligen spielen?
Das sagen die Bundesliga Fan-Boys.
Das sagt alles.
Zum Abschluss: Was macht der DFB?
Bereitet sich auf die Veröffentlichung des Freshfields-Report vor. Und ist weiter führungslos.
Herr Dembowski, das war heute nicht sehr aufschlussreich. Trotzdem danken wir für das Gespräch.
Kein Problem. Was ich noch sagen wollte: Die Kraniche kehren zurück. Zeit für einen neuen Kongress. Kruu! Kraa!