Mit Feinden hat Dembowski nicht gerechnet. Dabei ist er längst von ihnen umzingelt. Dabei ist der DID seit einigen Monaten im Visier der Feinde der freien Berichterstattung. Die triumphale Rückkehr dann konnten sich diese Typen nicht biete lassen.
Klar, Wu hatte bereits im Vorfeld des Dürr-Interviews von einer historischen Fehleinschätzung gewarnt. Aber es war eben Wu und so hatte Dembowski nicht auf sie gehört. So hatte JHS das Interview mit Dürr geführt. Zugegeben: Eines der schwächeren Interviews. Aber JHS war neu im Geschäft. Er benötigte Zeit.
Dank Überschrift, Teaser und Brücke in den Text erzielte das Interview trotzdem Klickrekord. Dürr zog immer, aber sein zweiter Name war Ärger und das sollte zum wiederholten Male zu einem Problem für den DID werden.
Kaum war das Interview veröffentlicht, wurde es von Mund zu Mund weiterverbreitet. Das war die klare Philosophie des DIDs.
Dembowski hatte es einmal so formuliert: „Man muss eine andere Philosophie fahren, als es der ein oder andere Kollege bei anderen Agenture bewerkstelligt. Wir haben tolle Texte. Nur veröffentlichen, um die Öffentlichkeit glücklich zu machen, das bringt nichts. Unsere Texte haben unser Vertrauen.“
Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte Aber es waren dunkle Zeiten. Der Populismus hatte seinen Siegeszug angetreten. Er war unstoppable. Das hörte man in jedem Späti, in jeder Eckkneipe und jeder Tram.
„Was ist eigentlich aus „Deutschland spricht“ geworden?“, fragt Wu als die Attacke beginnt. Gerade noch hatten sie ihre klare Philosophie bejubelt, da müssen sie mitansehen, wie alles, was sie jemals geschaffen haben, vor ihren Augen gelöscht wird. Text für Text. Mit jedem Klick ist da ein wenig, weniger Text.
„Wir haben Feinde“, sagt Dembowski. „Damit hätte ich nicht gerechnet.“
„Jeder gegen jeden, Dembo. Das zeigen alle Modelle“, sagt JHS, der früher dafür aus der Kneipe geprügelt worden wäre. Aber das ist nicht früher und das ist nicht das Soldiner Eck. Das hier ist der DID.
JHS kann die Daten retten. Er spielt ein Backup ein. Das Interview wird noch einmal erscheinen.
Am Abend sitzt Dembowski auf ein paar letzte Schulle bei Schill. Der Laden ist leer. Sie zappen sich durch die Kanäle. Weidel stampft mit den Füßen, Maaßen schützt den Staat durch eine Desinformationskampagne und drüben in Russland sitzen zwei Touristen, die sich in Salisbury die Kathedrale anschauen wollten.
„Die Russen sind einen Schritt weiter“, sagt Schill. „Die verbreiten einfach 20 Versionen einer Geschichte. Kann sich jeder seine Wahrheit picken. Werden wir hier auch bekommen.“
Dembowski steht an der Jukebox.