Da lag er nun. Erschöpft, aber in seinem neuen Bett. Die Tapete fing an, sich zu bewegen. Er wollte nicht aufstehen, er wollte nicht rausgehen. Nicht schon wieder. Um ihn herum: Goldtaler. Viele Goldtaler. Sie waren seine Ersatzwährung. Er rannte jetzt durch die Nacht, durch den Wald. Hin zum Park. Dort, wo er sich verloren hatte.
Ein Streit mit Justin, ein Streit mit Hauke. Er wusste es nicht mehr. Bis dieses goldene Licht über dem Kanal erschien, sich senkte. Steil. Jesus, don’t want me for a sunbeam. Eine Tür ging auf, immer noch hörte er Cobain singen. Damals auf seinem Stuhl, mit seiner Gitarre, mit seinem letzten Blick, mit seiner rechten Hand noch einmal durch die vergänglichen Haare. Eine Quetschkommode. Die Tür jetzt hell erleuchtet. Das wunderbare goldene Licht der Nacht. Auf Ferundula gerichtet. Er hielt ein Schriftstück in der Hand.
„Abgefangen!“
Ferundulas Boot lag nicht ohne Grund im kleinen Hafen nahe des Plötzensees. Die Autos rauschten, über Tegel gingen die Flieger nieder, und stiegen dahinter wieder auf. Das Wasser? Es schaukelte ihn sanft. Er konnte, wenn er wollte, ablegen, wenngleich sein Kahn jederzeit sinken konnte. Er hatte zumindest die theoretische Chance. Er konnte fliehen, wenn er wollte, wenn er musste, wenn jemand hinter ihm war und da war immer jemand hinter ihm. Er hatte Angst vor dieser Mauer, dieser letzten Hürde. Wenn er aufwachte, sah er es. Wenn er einschlief, sah er es. Es bedrückte ihn, es fürchtete ihn.
„Es ist zu spät!“
Aber jetzt!
„Abgefangen!“
Er rief es Dietfried zu, er rief es Hauke zu, er rief es auch Justin zu.
Er war wieder draußen.
Er war wieder unter Menschen.
Er sah sie.
Auf der anderen Seite. Nur kam er rüber über auf die andere Seite?
Dort standen sie, und richteten einen Scheinwerfer auf sein Boot. Es war zu spät. Es war endgültig zu spät.
Er wusste, was jetzt kam.
Da lag Dembowski nun. Erschöpft. In seinem neuen Bett. Er schreckte auf. Die Wände kahl, kaum auszumachen in der Dunkelheit. Er erinnerte sich an Orte. Er sah Schill nackt im Park. Auf LSD. Das war seine letzte Erinnerung.
Er sah Ferundula mit einem Schriftstück in der Hand. Er sah eine alte Frau an einer Bushaltestelle. Ein Schriftstück in der Hand. Er sah sich im Rückspiegel. Und Hagenberg-Scholz mit einem Wearable. Was das war, war ihm nicht ganz klar.
Alles war organisiert, alles war bereit.
Die Zeit zwischen den Spielzeiten war sein „zwischen den Jahren“, war seine Zeit.