Dembowski, Wu und JHS treffen sich am Morgen nach der Show zu einem Arbeitstreffen. Der Ermittler hat noch schnell die Spuren seines Lebens unter das Bett gekehrt und einmal gelüftet. Als seine beiden Mitstreiter hereintreten, läuft Die Heiterkeit.

Wir sehen ihn an seinem Küchentisch sitzend, der Plattenspieler auf einem Sideboard am aufgerissen Fenster. Es hat schon bessere Tage gesehen. Holzsplitter tun sich hinter der bröckelnden Farbe der Doppelfenster auf. Im Winter wird er frieren. Doch noch ist da Licht. Ist da Sommer.

Er singt: „Ich mag es nicht sagen, Ihr müsst es mir nicht glauben, aber: Dunkelheit wird niemals zu Licht.“ Wu krümmt sich vor Lachen, JHS schüttelt den Kopf.

„Wie Du schon wieder da sitzt. Und dieses Lied. Grauenhaft.“ Dembowski versteht es nicht. Er lebt den Schmerz. Die Dunkelheit ist sein Auftrag. Da ist kein Licht mehr. Nur noch dunkle Mauern hinter geöffneten Türen. Das kann man ihm doch ansehen.

Aber das zählt jetzt nicht. Heute wollen sie arbeiten. JHS hat ein Büro gefunden. „Ein richtiges Büro“, wie er betont. „Das werden unsere Redaktionsräume sein. Wir können uns nicht immer bei Schill treffen. Zu viele Schulle.“

Natürlich, JHS kennt die Gefahren, kennt die Späti-Dichte der Stadt. Er ist nicht neu hier, er ist ein Rückkehrer. Doch konzentriertes Arbeiten, ein klarer Fokus. Das erwartet er nun.  „Sonst“, hatte er Dembowski gedroht, „bin ich wieder bei miasanrot. Mit dem Justin da verstehe ich mich sehr, sehr gut. Dort kann man mit Big Data arbeiten.“ Doch Dembowski sieht es ähnlich, will arbeiten, will etwas bewegen, sehnt sich nach dem Licht. Das passt. Es sind Freunde, nach all den Jahren, nach all den Abenteuern.

Aufgeschlagen auf dem Küchentisch sehen wir „Das Ermittler-Handbuch der verbindlichen Freundlichkeit.“ Es ist alt, sehr alt. Wurde noch von Piotr entwickelt. Die Öffentlichkeit hat es nie lesen können, hat es vergessen.

„Das war immer mein Leitfaden“, sagt Dembowski. „Es waren enge Regeln. Daran sollten wir uns orientieren.“

„Ein Manifest?“, fragt Wu. „Das holt mich ab. Wir brauchen Positionen.“

Sie machen sich an die Arbeit. Erst das Manifest, dann die Zukunft.

  1. Respekt!

  2. Profifußball ist Unterhaltung. Für die Dauer eines Spiels lässt er im besten Fall innere und äußere Konflikte vergessen.

  3. Profifußball ist Politik. Er fordert demokratische Standpunkte ein und handelt nicht ausgrenzend.

  4. Profifußball ist für die Fans. Sie werden nicht als Beiwerk angesehen, sondern sind eigene Akteure mit Rechten und Pflichten.

  5. Profifußball ist kein Event.

  6. Der neue Profifußball hat den Populismus seiner Bertreiber zu überwinden.

  7. Die Betreiber des neuen Profifußballs findet den Weg zu einer gemäßigten Sprache.

  8. Auch der neue Profifußball unterliegt Veränderungen. Neue Wettbewerbe dienen der nicht der Gewinnmaximierung, sondern der Chancengleichheit und der Unterhaltung

  9. Der neue Profifußball verschreibt sich nicht dem Kapital.

  10. Der europäische Profifußball wird zu einem Vorreiter der europäischen Einigung.

 

Zufrieden sind sie mit diesem ersten Entwurf nicht. Aber es ist ein Anfang. Und für den DID sind die großen Fragen somit erst einmal geklärt. In den nächsten Wochen und Monaten werden sie sich auf den Vereinsfußball konzentrieren.

„Wir müssen wieder positiver berichten. Das, was gut ist, herausstellen und das, was schlecht ist, den anderen Medien überlassen, Dembowski“, sagte JHS. „Wir müssen einen Weg finden, positiv zu kommunizieren!“

„Aber wie können wir damit beginnen? Was sollen wir da als Aufhänger nehmen?“

Wu mischt sich ein: „Ich habe jetzt das ganze Wochenende Nations League geschaut. Das hat Potenzial. Das ist eine rundum gelungene Idee. Wir dürfen nicht nur Deutschland im Blick haben, sondern müssen auf die kleineren Nationen schauen. Für die geht es jetzt um was, für die beginnt ein neues Zeitalter. Da sollten wir ansetzen.“

Wu hat einen Punkt. Der neue Wettbewerb klang interessant. Sogar Deutschland war bereits nach zwei Spieltagen im Abstiegskampf. Länderspielpause hatte es immer gegeben, jetzt waren sie endlich Unterhaltung.

„Lass uns Dürr interviewen“, sagt JHS nach längerer Überlegung. „Wir müssen die gemäßigten Kräfte stärken.“

Wu lacht: „Das ist ein Provokateur. Einer, der nach Aufmerksamkeit bettelt. Einer, der jeden Respekt verloren hat. Wir sollten das nicht tun.“

Dembowski aber überstimmt Wu. „Mit diesem Interview werden wir ihn in die Ecke drücken, dass er quietscht.“  Wu empört sich noch, spricht von einer historischen Fehleinschätzung, die „uns alle noch lange beschäftigen wird.“

„Damit öffnen wir den extremen Kräften die Tür. Wir sollten uns nicht gemein machen, mit den Ansichten der Populisten, auch wenn sie hier einmal unsere Position vertreten.“

Doch das ist Demokratie. Zwei Stimmen hier, eine Stimme dort. Heute nimmt der Gewinner alles, und am nächsten Tag wird alles neu verhandelt werden.  Beseelt von ihrer Vision einer besseren Welt, formulieren JHS und Dembowski die Fragen an Dürr. Wu, erst verstimmt und bald doch versöhnt, hört ihnen zu und stürzt sich, angesteckt von den guten Vibes, mit in die Arbeit.

„Es gibt immer was zu tun“, sagt Dembowski und JHS lacht: „Zum Glück habe ich nicht Maschinenbau studiert.“

Mit den Klängen der Hamburger Krachband Potato Fritz verabschieden wir uns für heute von unseren Helden. In Berlin kannst Du alles sein. Auch DID.