Dietfried Dembowski ist Ermittler des Jahres 2020! Was wie eine Sensation klingt, ist vielmehr das Resultat harter Arbeit, vieler Schulle und guter Musik. Wir treffen den DID-Chefermittler auf seiner Farm am Rande der Republik.

Für den Abend ist hier die große DID-Weihnachtsfeier geplant. Miriam Wu, Justin Hagenberg-Scholz, Johan Rottenberg und Hauke Schill sind bereits eingetroffen. Dörte versorgt die Kraniche und Dietfried ist noch einmal bei Koi. Er muss sich sammeln. Das Jahr war auch für ihn ein wilder Ritt. Doch jetzt ist es vollbracht.

Wir sehen Dembowski den langen Weg in Richtung Kranichfarm antreten, auf seiner Schulter ein Ghettoblaster. Er trägt einen schwarzen Ledermantel, seine Haare haben seit Jahren keinen Friseur mehr gesehen. Zuerst hören wir die Musik und dann seine Stimme.

„Frau Heistek!“, ruft er. „Ein Traum, dass Sie es einrichten konnten. Jetzt aber Maske auf!“

Dann kommt er ins Erzählen, holt sich noch ein Schulle aus der Kühlbox, legt eine neue Platte auf. Schon seit einiger Zeit machen Dörte und Dembo nicht mehr in Lamas. „Das sind Modetiere“, sagt Dörte, „das war irgendwann vorbei. Die Kraniche sind uns zugeflogen und haben sich hier niedergelassen. Es sind genügsame Tiere des Glücks!“

Wir setzen uns zu Dembowski. Auf der Farm baut Hauke Schill eine kleine Bühne auf, Miriam Wu telefoniert mit Katar. Sie handelt einen neuen Deal aus. Die Senderechte der Bundesliga müssen neu verhandelt werden. Darin geht sie auf. 

Die Internationalisierungsikone kennt keine Ruhe. Hin und wieder macht sie einen Scherz, dann bietet sie der Auswahlmannschaft des Golfstaats einen Platz in der Bundesliga an. Die Stimme am anderen Ende der Leitung wird lauter, aufgeregter. Sie kocht den Mann aus Katar wieder runter und verschenkt dann eine Runde Fantokens aufs Haus. „Näher dran waren Sie noch nie!“, ruft sie ins Telefon und verwickelt den Scheich in ein Gespräch über die große Bedeutung der Fanmitbestimmung über die digitalen Endgeräte. Zuckerbrot und Peitsche. Wu kann das. 

„Mehr gefühlte Nähe geht nicht“, sagt sie. „Das ist alles ganz sauber.“

Ein Kranich fliegt Patrouille. Sein Kru-Kra warnt die Besucher der Farm. Sind sie Lockdownbrecher? Wir können es nicht genau sagen. Sie sind beruflich hier. Denn der DID hier ist Leben und DID hier draußen nahe der polnischen Grenze ist ihr Moment.

Ich setze mich zu Dietfried Dembowski, dem legendären Ermittler mit der „Who Killed Bambi?“-Tasche.


Herr Dembowski! Gratulation! Sie sind Ermittler des Jahres 2020. Kommt das für Sie überraschend?

Keineswegs. Sie überreichen mir den Titel jedes Jahr, Frau Heistek!

Unsere Leser lieben Sie!

Der DID hat 2020, dem Jahr, in dem die Welt zerfiel, wieder abgeliefert. Wenn wir auch nicht annähernd eine Lösung anbieten konnten, so haben wir die Schlüsselstellen besetzt und steuern die Geschicke im Hintergrund. Besonders möchte ich Justin Hagenberg-Scholz hervorheben, der die Welt nicht von Trump erlöste, sondern nun beim RKI an dem Ende der Pandemie schraubt. Wir müssen ihm vertrauen und ihm gebührt der Titel.

Das ist richtig! Aber Hagenberg-Scholz scheut die Öffentlichkeit. So wollen wir Ihnen stellvertretend diesen Preis überreichen!

Er gehört Justin Hagenberg-Scholz! Er ist der Ermittler des Jahres. Er hat diesen Titel verdient. Ohne Justin wären wir nichts.


Am hinteren Ende der Veranda baut Hagenberg-Scholz seinen Datencenter auf. Es ist Pandemie und er muss die Welt retten. „Home Office ist kein Problem“, erklärt er. „Und home ist einfach, wo dein Herz ist und mein Herz ist beim DID.“

Es ist diese Bescheidenheit, die Justin Hagenberg-Scholz auszeichnet. Aufgewachsen im Münsterland, hat es ihn bald in die Forschung gezogen. Er landete am Robert-Koch-Institut in Berlin. Doch seine Passion war die Vermessung des Fußballs. Immer häufiger hatte es ihn ins Soldiner Eck gezogen. Dort waren die Experten, doch er war ihr Metronom. Sie reagierten empfindlich, schmissen ihn aus der Kneipe. Doch er kam immer wieder. Er mochte die Leute, trotz der körperlichen Gewalt, die sie ihm entgegenbrachten.

Sie tranken Schulle, er trank KiBa. Sie redeten, er handelte. Er entwickelte das DID POWER RANKING und erkannte als erster das große Potential der Schalker. Sie würden auf Jahrzehnte unschlagbar sein, zeigten ihm die Modelle. Dann zerbrach seine Welt. Jemand hatte seinen Hund überrollt. Berenice, seine Frau, verfiel in Depressionen und nach rastlosen Monaten im Dong-Xuan-Center in Lichtenberg, zog es ihn nach Südamerika, er kam zurück, sie landeten in der Lausitz, aber bald wieder im Soldiner Kiez, er wurde ermordet und verschwand für einige Zeit. Über all das redete er nicht, und er redete selten darüber, wie er die Welt rettete.

Sollte das Dembowski doch übernehmen. Ihm ging es nun um die Erforschung des Coronavirus. Dass er wenige Meter entfernt gerade Ermittler des Jahres wurde, ich hätte es ihm gerne erzählt, aber das hätte die Welt in große Gefahr gebracht. Wir würden ihn später überraschen.


Machen wir weiter, Herr Dembowski!

Das ist so. Der Titel gehört Justin. Das ist Fakt! Er gehört Wu, er gehört Schill und er gehört Rottenberg. Wir sind der DID!

Schon gut. Wir haben verstanden. Blicken wir aber nun mit Ihnen zurück, Herr Dembowski. Im Januar brennt ein Affenhaus in Krefeld, die Welt in Australien und wir steuern auf einen globalen Vernichtungskrieg hin. Die Aussichten für das Jahr 2020 waren trüb und vergiftet. Haben sich diese erfüllt?

Auf eine andere Art schon. Es wurde alles noch viel schlimmer und wirklich schlimm. Greifbar schlimm. Das war neu an 2020.

 

Dabei hat im Januar sogar Schalke 04 ein Spiel gewonnen.

Für mich das größte Rätsel des Jahres. Die waren nach dem Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach ernsthafter Anwärter auf einen der vier ersten Plätze der Liga. Was danach kam, kannste niemandem erzählen. Lassen Sie uns da später noch einmal drüber reden. Ansonsten verlief die Liga recht normal. Haaland wurde zum Heiland, in Leipzig begruben die Union-Fans mal wieder den Fußball und wir rollten in ein unbeschwertes Fußballjahr. Kam anders. Werden wir sehen.

Da waren noch Fans im Stadion. Die Süd im Februar

Auch eine Bratwurst war mal drin

Klinsmann veröffentlicht seine Tagebücher, die Welt applaudiert Dietmar Hopp! Der Februar war schon wild.

Und Haaland feuert den Ball gegen Paris in den Winkel. Die letzte Explosion im Westfalenstadion. Aber natürlich gab es da auch Aufregung. Die Choreo vor dem Spiel erfüllte nicht die neuen Anforderungen. Die Südtribüne, einst ein Ort politischer Korrektheit, vermüllte ein komplettes Stadion. Da war Klinsmann schon weg. Seine Tagebücher nur der Nachklang eines Facebook-Kurzschlusses. Hahohe, Euer Jürgen. Dann zurück nach Kalifornien. Sollten Friedrich & Co doch ihre Underwater-Polo-Abteilung alleine führen. Die unschuldige Freude einer Welt, die geradewegs in Richtung Abgrund steuerte und das Sturmtief Sabine mitsamt der Spielabsage nicht ernst nahm. Schon bald dominierte der Mann des Jahres die Schlagzeilen. Es begann einigermaßen unschuldig. Die Fans der Borussia erhielten ein kollektives Stadionverbot in Hoffenheim.

Aber wie ist es dann eskaliert?

Niemand hatte mit der Solidarität der anderen Fangruppe gerechnet, nicht Gladbachs Max Eberl und nicht DFB-Präsident Keller, der auf dem kurzen Dienstweg die Berichterstattung unterbinden wollte. Während Torunarigha auf Schalke rassistisch beleidigt und im Prinzip dafür gesperrt wurde, werkelten die grauen Männer des DFB in der Frankfurter Zentrale an einem neuen Abbruchplan für Beleidigungen gegen alte, weiße Männer. Hat niemand mitbekommen.

Der Ermittler hatte es mitbekommen.

Außer die Schiedsrichter. An diesem Wochenende kam es überall zu Unterbrechungen. In Hoffenheim steht das Spiel gegen Bayern München kurz vor dem Abbruch.

Am Ende schoben die sich den Ball zu und überall standen Spieler in den zukünftig verwaisten Mixed Zone dieser Liga, argwöhnisch beobachtet von den Journalisten, die ihre Seiten längst gewählt hatten. Was blieb war der Applaus für Dietmar Hopp. Applaus, der sich durch das Jahr ziehen würde. Wir vom DID applaudieren jeden Tag um 17:03 Uhr. Ziemlich zeitgleich erschütterte ein neuartiges Virus Italien. Das aber war weit weg.

Wie endete diese Auseinandersetzung?

Irgendwo im Süden des Landes fordert Anwalt Christoph Schickhardt Hausdurchsuchungen bei den Randalierern und natürlich auch mal einen Tag in der Zelle. Manch einer redet von der finalen Auseinandersetzung zwischen Fans und Verband. Andere warten auf die nächste Sau, „die durchs Dorf getrieben wird.“ Aber ehe wir uns versahen, waren wir alle diese Sau. Die Pandemie trieb uns durch die Welt.

Der letzte Romantiker

Das ist die Aufregung im März. Die Ausläufer der Hopp-Krawalle werden von der Pandemie geschluckt.

Und Hopp bringt uns den Impfstoff! Das war sein Versprechen. Konnte er nicht halten. Wusste jeder. War aber egal. Weil wir gute Nachrichten brauchten. Haben aber auch alle nicht damit gerechnet, dass wir hier Ende des Jahres immer noch Probleme haben werden. Egal! Diese verrückte Pandemie. Vom Desinfektionsmittelspender zum Lockdown waren es drei Wochen, in denen in Leipzig Japaner als Virusbringer aus dem Stadion geworfen wurden und wir das alle nicht kommen sahen, bis es dann passierte. Wir sind sozusagen mit geschlossenen Augen da reingelaufen. Weil nicht sein durfte, was sein würde. Eine komplette neue Situation, gegen die sich alle bis zum Schluß gewehrt haben. Unter der Woche das Endspiel zwischen Liverpool und Atletico, dann nichts mehr. Für lange Zeit.


Als die Pandemie über das Land kommt, steigt der Ermittler in Gladbach aus einem Shuttle-Bus. Die Angst überkommt ihn. Er blickt auf Flaschensammler mit FFP2-Masken. Er sieht das Ende der Welt, wie er sie bislang gekannt hat. So wird es kommen. In Wolfsburg springt er aus dem Zug und verschwindet in seinem Bunker. Manchmal geht er spazieren. Die Natur ist noch da. Mehr nicht.


Im April stand die Welt still.

Hier sind die Kröten gewandert. Und an den Stillstand hielten sich alle. Okay, bis auf die Leute in Belarus, die kurzzeitig für Unterhaltung sorgten, indem sie Corona mit Vodka bekämpften und einfach weiter Fußball spielten. Im weiteren Verlauf des Jahres bekämpften sie in Belarus ihre eigene Bevölkerung mit Waffen. Da war diese Vodka-Nummer doch besser. Auf der Welt wurden alle nervös. Keine Kultur, keine Festivals, keine Menschenversammlungen. Für lange Zeit. Wie beim BER. Kurzfristige Absage, acht Jahre später die Neueröffnung.

Aber es ging doch weiter?

Am BER wurde auch weitergebaut. Den haben sie doch sogar im November eröffnet. Die neue Normalität begann mit der Rückkehr der Liga, von Bild TV vehement gefordert, von den Politikern im Wahlkampf durchgedrückt. Der Kalou-Rauswurf hat uns vorbereitet. Danach wurde halt Fußball gespielt, in Parks gefeiert und alle haben davor gewarnt, dass in zwei Wochen etwas passieren wird. Aber nichts geschah. Wir waren sicher auf dem Schlauchboot im Landwehrkanal und wir waren sicher auf der Demonstration vor dem Reichstag. Wir haben einfach weitergelebt. Die Welt stand nur kurz still. Dafür bezahlen wir nun.

 

 

Dembowski war überall sicher. Er hat die Corona App!

Auf der Kranichfarm war ohnehin nie jemand.

Damit haben Sie zum Mai alles gesagt. Ende des Monats brachte Marcus Thuram die Black Lives Matter-Proteste nach Europa. Er bekundete mit einem Kniefall seine Solidarität mit George Floyd, der von Cops vor den Augen der Weltöffentlichkeit getötet wurde. Den deutschen Fußball verstörte das.

Die Augen der Welt waren auf die Bundesliga gerichtet. Sie war die erste Liga zurück inmitten der Pandemie. Dann das! Was eine Wucht! Was ein Signal. Wir spielen nicht nur Fußball, sondern wir sind bei Euch. Und in Deutschland wurde erst einmal diskutiert, ob die Regularien diese Art von Solidaritätskundgebungen überhaupt hergeben. “Der Kontrollausschuss des DFB wird sich im Laufe der nächsten Tage dieser Angelegenheit annehmen und den Sachverhalt prüfen”, sagte Anton Nachreiner, Vorsitzender des Gremiums, im Nachklang eines Wochenendes, an dem auch Weston McKennie, Jadon Sancho und Achraf Hakimi die exponierte Stellung der Bundesliga nutzten, um sich zu solidarisieren.

Was hatte sich verändert?

Der Fußball war politisch aufgeladen. Ein ganz fantastischer, ein ganz wichtiger Moment, gerade gegen die Bürokratie des Verbands gespiegelt, dessen Unfähigkeit auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren, ohnehin das letzte verbliebene Markenzeichen ist. Wenn wir dieser Tage also über Thuram reden, ist da immer diese Erinnerung an diesen Moment. Menschsein bedeutet Widerspruch. Diesen hier kann ich kaum auflösen.


Der Fußball sollte zu dem gesellschaftlichen Ereignis in der Pandemie werden. Doch der Sommer, die Lockerungen und der fehlende Wettbewerb in der Liga lassen den Saisonendspurt zur Farce verkommen. Nur Schalke will nicht mehr gewinnen. Kaum jemand nimmt davon Notizen. Die Menschen sind zu beschäftigt damit, ihr Leben zu leben. Es ist anders, aber sie fahren in den Urlaub, sie trinken Bier im Park und die Gefahr der Pandemie scheint nicht mehr real. Justin Hagenberg-Scholz plant seine Reise in die USA. Dort wird er die Wahl beobachten und am Ende in die richtige Richtung drehen. Johan Rottenberg forscht zu den ausbleibenden Heimsiegen. Er ist schockverliebt in diese neue Zeit. Sie eröffnet ihm ein ganz neues Feld. Miriam Wu prahlt mit dem Hygiene-Konzept der Liga, Hauke Schill verkauft Schulle und verzweifelt am Hamburger SV.


Im Juli gewann Klopp endlich die Premier League.

War das nicht bereits im Juni? Es verschwimmt alles. Definitiv ein netter Zeitvertreib in diesen Sommermonaten, aber ich hatte besseres zu tun. War draußen auf der Farm, bin mit Koi geschwommen und habe hin und wieder mal auf die Ergebnisse geschaut. Gegen Ende des Monats habe ich mit der Axel-Kruse-Jugend den 128. Geburtstag der Hertha gefeiert. Das war schön. Die Hertha-Fans haben in diesem Jahr mein Herz gewonnen. Die machen viel richtig. Anders als der Verein.

Wo landet Hertha am Ende der Spielzeit?

Im Niemandsland. Mit dem Kader natürlich auch nicht anders zu erwarten. Hertha BSC ist wie der BER. Du steckst da Millionen und Millionen rein, um am Ende zumindest noch dabei zu sein. Der Verein ist ein weiteres Berliner Millionengrab.

Bayern gewann dann im August die Champions League.

Stimmt. Bei diesem Turnier in Lissabon. Das habe ich am Rande gerne verfolgt. Fußball auf dem Mars, so wie Blatter sich das 2014 bereits erträumte hatte. Passend, dass Bayern auch Fußball vom anderen Stern spielte. Hohe Verteidigungslinien, aggressives Pressing und keine Gegentore. Da hat einfach alles gepasst für die Mannschaft, die jetzt vor schwierigen Zeiten steht. Das Alter, die Belastung, der Wunsch, neue Abenteuer zu erleben, das alles setzt ihnen zu. Für die Bundesliga reicht das noch. Für Europa kann es auch wieder reichen, nur magisch ist das aktuell nicht mehr und magisch wird es auch nicht mehr werden. Das ist jetzt Arbeit. Dafür darf Bayern München aber nicht stehen.

Im September kamen die Zuschauer wieder.

Wir haben uns alle sicher gefühlt. Wenn die Zuschauer wieder da sind, dann wird alles gut, haben wir gedacht und das drohende Unheil ausgeblendet. Wissen Sie, als ich beim Spiel Union Berlin gegen den FC Augsburg in der Alten Försterei stand, war alles ausgestanden. Die 5.000 Zuschauer waren wie 20.000 Zuschauer. Es war warm, der Ball rollte, die Fans sangen und ich saß dort auf den Stufen des Gästeblocks und war ganz bei mir. In der Beobachterrolle. Das Spiel rollte auf die Waldseite zu, Max Kruse kam, aber Hahn traf, Augsburg gewann. Das war nicht einmal mehr eine neue Normalität, das war die alte Normalität. Dieses Gefühl der Sicherheit, für das die Rückkehr der Fans exemplarisch stand, hat uns am Ende in diese aktuelle Lage gebracht.


Mit Union Berlin hat es der DID nicht so. Sie sind eine Agentur für ganz Berlin. In dunkeln Stunden schimpft Dembowski gerne über die Vorstadt-AfD. Meint er es wirklich ernst?


In der Pandemie war die Alte Försterei immer noch der alte Fußball, sogar mit Zuschauern.

Blicken wir kurz auf Union Berlin. Nicht unbedingt ihr Lieblingsverein.

Das ist korrekt. Dieses Geschwurbel der Stammesgemeinschaft. Da komme ich nicht mit. Die Köpenicker Welt ist mir immer fremd geblieben. Von meinem ersten Besuch an. Damals ging ich durch den Wald und sah überall Thor Steinar. Vielleicht war es ein schlechter Moment, vielleicht nicht unbedingt repräsentativ. Aber das blieb haften, wie auch diese offene Kommunikation, die immer Interpretationsspielraum nach außen lässt und die sich unangenehm populistischer Methoden bedient. Aber gefällt ja einigen. Sportlich machen die es super. Vielleicht auch, weil sie ein Stamm sind und nicht eine Truppe mit Einzelinteressen. Der Verein hat gewiss eine Seele und für die lohnt es sich zu kämpfen. Eine Seele geht vielen anderen Klubs der Liga ab. Insofern: Sie sind da und das ist auch gut.

Anfang Oktober hatte Dietmar Hopp den Impfstoff bereits fertig. In den USA spitzte sich der Wahlkampf zu, die Nationalmannschaft zerfiel.

Wir beim DID haben nie an Hopp geglaubt. Bezeichnend, dass er in den letzten Monaten nicht einmal bei Sport1 ein Interview geben durfte. Die Pandemie hat in auf Normalmaß reduziert. Klar: Beim Handelsblatt konnte er noch Mensch des Jahres werden, aber ich bin nun auch wieder Ermittler des Jahres. Dafür danke ich den „Ermittler Heute!“-Lesern. Aber so richtig Sinn macht diese Auszeichnung nicht.

Sie immer mit Hopp, was war in den USA? Präsident Trump verlor die Wahl! Das zweifelt er bis heute an.

Justin Hagenberg-Scholz hat da mit seinem Stimmendiebstahl eine große Rolle gespielt. Anders als Trump vermutet, wurden keine zusätzlichen Stimmen hinzugefügt, sondern JHS hat einfach Millionen von Stimmen für Trump verschwinden lassen. Die sind dann bei dieser gefakten Geiselnahme beim Softwarehersteller Ubisoft in Montreal in die Luft gesprengt worden. Sie haben nie existiert. Zur Nationalmannschaft fällt mir wenig ein. Sie interessiert mich nicht. Da bin ich sehr deutsch.

Bevor wir zum November kommen. Sie haben Sport 1 erwähnt. Der Doppelpass war häufig in den Schlagzeilen.

Das ist eine Hass-Maschine. Was soll ich da noch groß zu sagen? Schaut jeder hin. Denn was gibt es besseres, als auf der richtigen Seite zu stehen. Pit macht es einem da einfach. Ein simples Rezept, geht immer auf. Eins ist auch klar: Wer sich in diese Hass-Maschine setzt, wird von dieser Redaktion nicht mehr akzeptiert. Wer diese Plattform braucht und Teil der dunklen Seite des Geschäfts sein will, kann das gerne sein, aber dann sollte er/sie für immer schweigen. Der Doppelpass ist eine Hass-Maschine, die man nicht befeuern darf.

„Ermittler Heute!“-Leser Andreas Lorenz will wissen: Wann startet Sport1 das neue Format #querpa und welcher Schwurbler moderiert das?

Dazu kann ich nichts sagen. Mir ist der Doppelpass Hass-Maschine genug.

Im November setzte Schalke 04 den freien Fall fort. Die Zuschauer waren wieder aus den Stadien verschwunden. Der Lockdown light stoppte das Wachstum und sorgte für eine verfestigte Pandemie.

In Gelsenkirchen gab nie Zuschauer. Wir haben damals von einer 35er-Inzidenz geredet. Die Stadt lag immer drüber. Muss man sich mal vorstellen, woher wir kommen und wo wir jetzt sind. Wir haben uns an alles gewöhnt und natürlich auch daran, dass Schalke 04 kein Ligaspiel mehr gewinnen wird. Den Klub hat es komplett zerlegt und er ist nicht einmal mehr ein Witz im Internet. So schlimm steht es um sie. Ich bin mir nicht sicher, dass sie die Pandemie überstehen werden. Das wäre ein tragischer Verlust für den deutschen Fußball. Wirklich.

Sie lügen, Herr Dembowski!

Justin mag doch die doch so. Und der ist immerhin Ermittler des Jahres!


Auch wenn Dembowski immer wieder mit seiner Liebe für Hertha BSC kokettiert, und die immerhin glaubwürdiger erscheint als seine Leidenschaft für den VfL Wolfsburg, so schlägt sein Herz weiterhin für Borussia Dortmund. Denen wurde in den letzten Wochen übel mitgespielt. Vom Titelkandidaten zur Lachnummer der Liga innerhalb weniger Tage.


Keine Zuschauer, keine Punkte: BVB. Das Westfalenstadion während der Niederlage gegen Bayern München.

Im Dezember ging Lucien Favre beim BVB und kurz vorher kam der von Ihnen zum zukünftigen Präsidenten hochgejazzte Jan-Henrik Gruszecki.

Auch wenn Sie das jetzt einen Zusammenhang herstellen wollen, da gibt es keinen. Was ich aber viel bemerkenswerter finde: Der BVB hat seinen Weg komplett verloren. Die Dortmunder waren immer dann stark, wenn sie ein Fenster in eine andere Welt geöffnet haben, wenn sie also nicht Bayern München sein wollten, sondern Borussia Dortmund waren.

Wie in den frühen 10er-Jahren?

Da war das Fenster auf. Die Geschichte der Rettung des Vereins durch den Erlöser. Aber nach Klopp kam nichts mehr. Es drehte sich alles nur noch um Klopp. Was davor war, hat nie existiert und was danach kam, war nie gut genug. Der BVB ist wie ein Staat, der seine Zukunft aufgelöst hat, um einer mythischen Vergangenheit nachzuhängen. Der nichts mehr zu bieten hat, nicht einmal mehr eine 111-jährige Geschichte. Alles wird auf diese sieben Jahre reduziert.

Und jetzt?

Sie hängen seit einem knappen Jahrzehnt hinter den Bayern, kaufen junge Talente, verscherbeln diese, manchmal für viel Geld und füllen den Kader sonst mit hochbezahlten, semi-ambitionierten Spielern mittleren Alters auf. So aufregend die Haalands, Dembeles, Pulisics, Reynas, Bellinghams und Sanchos manchmal auch sind, diese Idee ist gescheitert. Das einzige geöffnete Fenster beim BVB ist das Transferfenster. Borussia Dortmund erzählt keine neuen Geschichten mehr. Ende 2020 ist der BVB ein failed club. Ein Verein, den es in den 20ern zerlegen könnte.

Sie übertreiben, Herr Dembowski!

Borussia Dortmund strahlt nicht mehr in der Stadt, Borussia Dortmund strahlt nicht mehr ins Land, Borussia Dortmund ist gescheitert und bis diese Nachricht beim Verein ankommt, wird sich da nichts ändern.

Der BVB wie der Jahnsportpark. Dem Verein droht irgendwann das Aus. Immer noch schön anzuschauen, hat er irgendwann den Anschluss verpasst. 

Herr Dembowski, was nehmen Sie aus 2020 mit?

Die Menschen haben sich an den Katastrophenfall angepasst. Das ging schnell. Es war dann einfach so. Grundsätzlich gilt jedoch: Alle sind noch aufgeregter geworden. Ich habe mich deswegen weitestgehend zurückgezogen. Ich kann selten Position beziehen. Ich will selten Position beziehen. Alles zielt auf Bestätigung ab. Die aber ist mir egal. Mir genügt ein Abend mit Koi. Davon gab es 2020 zu wenige. Der alte Karpfen bleibt mein bester Freund und nichts kann diese Sommerabende da draußen im Oderbruch ersetzen. Die einen träumen von Wald, Hochwald, Holzfällen und ich von Koi, Kranich, Oderbruch.

Was erwarten Sie von 2021?

Nicht viel. Vom DID erwarte ich, dass er zur Leichtigkeit zurückfindet, sich nicht in Personalstreitigkeiten erschöpft und die eine oder andere Schlagzeile raushaut. Für mich persönlich wünsche ich mir ein wenig Schulle unterm Kiel.

In Wolfsburg gibt es kein Schulle, aber 5G

Liefern die jetzt nach Wolfsburg?

Nein. Das ist doch die Katastrophe!

Herr Dembowski! Wir freuen uns bereits auf Ihre Abenteuer in 2021. Wir sprechen uns im nächsten Dezember.


„Justin, komm mal rüber“, ruft Dembowski.

„Dembo, hör auf! Ich muss die Welt retten.“

Der Ermittler steht auf. Er überreicht JHS die Trophäe. Dieser bricht zusammen.

„Das ist nicht wahr. Das ist jetzt nicht true! Wow. Ich bin super proud. Ich danke Berenice und ich danke RaRa. Ich vermisse RaRa. Sie war ein guter Hund.“

Dörte erscheint auf der Bühne. Die Wolken hängen tief über dem Oderbruch.

„Meine Damen und Herren! Die Kranichfarm proudly presents: Stephan Remmler!“